Prozess gegen Moslems
"Jodelnder Rasenmäher": Hetze gegen Moslems in den Medien
Beim Blick auf Facebook eröffnen sich heutzutage so manche Abgründe. Die Hetze gegen Moslems von so manchem "Freund" ist wirklich kaum auszuhalten und erschreckend. Dabei werden immer wieder die absurdesten Geschichten verbreitet, die nicht nur falsch sind, sondern auch die völlig wirre Einstellung dieser Menschen zeigen: Ein Moslem fühlt sich gestört? Der soll sich nicht so anstellen! Ein Beispiel an uns Deutschen soll er sich nehmen, jawoll! Ein Moslem macht irgendwas, das den Deutschen stört? Die Hölle bricht los! Krieg! Hass! Wer ist hier eigentlich empfindlich - der Moslem oder diese "ich verbreite Hass auf Facebook"-Deutschen?

Nehmen wir zum Beispiel diese Geschichte, die sich - obwohl aus dem Jahre 2010 - in letzter Zeit wieder über die Sozialen Medien verbreitete: Ein guter Deutscher (eigentlich ein Österreicher, aber egal) geht des Deutschen Lieblingsbeschäftigung nach: Rasenmähen. Dazu gehört natürlich auch ein kräftiges Jodeln, um der eigenen "Leitkultur" Ausdruck zu verleihen. Wer macht das nicht? Aber, man halte sich fest: Einige Moslems fühlten sich durch das Jodeln beim Beten gestört. Empfindlich und klagewütig wie Moslems halt so sind, verklagten sie unseren jodelnden Rasenmäher. Und bekamen Recht! Skandal! Hölle! Jetzt reicht's aber!

Nun, die Geschichte basiert letztlich auf einem Nachbarschaftsstreit, wie es ihn in ähnlicher Form jeden Tag gibt: Ein Rentner fühlte sich durch die Gebete aus der benachbarten Moschee gestört, die in den Garten der Moschee übertragen wurden. Seine Reaktion: er fing jedes Mal an zu jodeln, sobald das Gebet losging, wie hier nachzulesen ist:
Fast ein ganzes Jahr lang, von 2009 bis Sommer 2010 habe er regelmäßig an Freitagen, immer zur Gebetszeit seiner Nachbarn, den Rasen gemäht und dabei „fröhlich“ gejodelt. Oder auf andere kreative Art das Gebet seiner Nachbarn lautstark gestört und verhöhnt, heißt es sinngemäß in den erhobenen Vorwürfen. Auch nachdem die Lautsprecherübertragungen der Gebete in den Garten längst eingestellt waren, soll er sein Treiben noch monatelang fortgesetzt haben.
Die Muslime fühlten sich also gestört und klagten. Das Verfahren wurde eingestellt, man einigte sich auf eine Bußgeldzahlung. Die ganze Sache ist also eigentlich nicht der Rede wert, außer dass das Verhalten des "Rasenmähers" nicht gerade von Charakterstärke zeugt.

Aber es reicht ja inzwischen das Wort "Islam", um jeden gesunden Menschenverstand auszuschalten: Böser Moslem? Wo kann ich draufhauen? Doch regt sich irgendjemand darüber auf, wenn jemand zum Beispiel seinen Nachbarn wegen der samstäglichen Kreissägen-Aktion verklagt? Interessant ist übrigens, dass diese Geschichte in der österreichischen Zeitung Kronenblatt veröffentlicht wurde. Soviel zum Thema "die Lügenpresse verschweigt, wie böse die Moslems sind", wie es von Pegida und Co. immer wieder behauptet wird. Keineswegs, die Mainstream-Medien befeuern diese Klischees geradezu, und die gemäßigten Artikel, die zur Besonnenheit aufrufen, helfen da auch nicht - so funktioniert unsere Psyche einfach nicht. Was beim Zuschauer und Leser hängen bleibt, sind die muslimischen Vergewaltiger von Köln, nicht der Kommentar, der anschließend zur Besonnenheit aufruft oder die tatsächlichen Fakten des Vorfalls berichtet. Oder wie es der Generaldirektor der Vereinten Nationen in Genf, Michael Møller, ausdrückt:
Wir sind in eine Art "kleinster gemeinsamer Nenner"-Journalismus abgeglitten. Gier ist dabei ein Thema, und auch der Druck auf die Medien, in einem umkämpften Markt zu überleben.
Wie absurd das Ganze ist, lässt sich nicht nur an der Dümmlichkeit des Anti-Moslem-Wahnsinns und der Falschheit der meisten Horrorgeschichten über Moslems ablesen, sondern auch an der Reaktion vieler Deutscher. Schließlich lautet der Vorwurf ja immer: Die Moslems wollen uns ihre Kultur aufzwingen und reagieren ja so empfindlich, wenn man sie kritisiert. Die sind ja so intolerant! Doch wer hier intolerant ist, zeigt sich zum Beispiel an der Geschichte eines Amerikaners, der im Flugzeug eine muslimische Frau beschimpfte und ihr das Kopftuch vom Kopf riss, mit den Worten: Wir sind hier in Amerika, nimm das ab! Das nenne ich Intoleranz auf höchstem Niveau und einfach nur abscheuliches, unzivilisiertes Verhalten. Haben dagegen irgendwelche Moslems schon mal einen "Shitstorm" im Netz angezettelt, weil ein Deutscher einen Moslem verklagt hat, vielleicht wegen zu lauter Musik oder so? Nein? Aber der jodelnde Rasenmäher, der verklagt wurde, das bedeutet Krieg!

Nun mag der gemeine AfD-Wähler einwenden, dass wir ja hier in Deutschland leben und sich Moslems gefälligst anzupassen hätten. Natürlich ist an dieser Aussage etwas Wahres dran, sofern im konkreten Fall sachlich argumentiert wird. Zu was für unsachlichen Fehlschlüssen diese Einstellung jedoch verleitet, sehen wir an der "Rasenmäher"-Geschichte: Der Moslem ist schuld, immer! Der Einheimische hat Recht, immer! Details und Fakten spielen keine Rolle. Was für eine arrogante Einstellung.

Von der Nationalität einmal abgesehen: Zivilisiertes menschliches Verhalten, Toleranz und Einfühlungsvermögen gelten für alle, ob Moslems oder Christen. Moslems beschimpfen und unter Generalverdacht stellen ist das genaue Gegenteil davon. Lügengeschichten über Moslems zu verbreiten ebenfalls - das entspricht dem Weitertragen von üblen Gerüchten in der Schulklasse, um einen schwächeren Mitschüler fertigzumachen. Sind wir schon so weit gekommen? Ist unsere "Leitkultur" die Idealisierung von Schulschlägern? Die Glorifizierung von irrationalem Hass auf andere Kulturen? Ist das der Geist der Aufklärung? Immanuel Kant würde sich jedenfalls im Grabe umdrehen, wenn er erleben müsste, was hier gerade passiert.

Natürlich gibt es Spannungen zwischen Kulturen und natürlich müssen alle Beteiligten damit umgehen. Dazu gehört auch, dass muslimische Einwanderer Rücksicht auf die deutsche Kultur nehmen. Das ist gesunder Menschenverstand und Grundlage für ein sinnvolles Zusammenleben. Aber wer die Hetze in den Sozialen Medien verfolgt, der fragt sich: Wer ist hier eigentlich empfindlich?