Panik, panic
© picture allianceIm Zustand der Panik sind wir anfällig für Demagogen
In Zeiten wie diesen fällt es manchmal schwer, nicht die Hoffnung zu verlieren: korrupte Politik, Kriege überall, Verdrehung der Wahrheit in den Medien, Erdveränderungen... Es ist erdrückend! Die Versuchung liegt nahe, sich an den sprichwörtlichen Strohhalm zu klammern - seien es zweifelhafte politische Bewegung wie Pegida oder die AfD, politischen Kandidaten wie Bernie Sanders oder Jeremy Corbyn oder gute und inspirierende Präsidenten wie Wladimir Putin. Oder wir fangen an, einen Sündenbock für unsere Misere zu suchen: Islam, Juden, Banker, politische "Schattenorganisationen", Verschwörungen... Gerade deshalb ist es so wichtig, nicht in Panik zu verfallen, unser kritisches Denken nicht zu verlieren und einen kühlen Kopf zu bewahren.

Haben wir erst einmal verstanden, wie schlimm unsere Situation wirklich ist, führt das meist zu der Frage: Und was ist die Alternative? Was ist der Ausweg? Berechtigte Fragen - wichtig ist aber auch, dass wir versuchen, diese Fragen rational zu beantworten, dass wir uns unsere eigenen Gedanken machen und mit ehrlicher Neugier die Fakten sammeln. Leider haben wir in solchen Momenten meist keinen kühlen Kopf - im Gegenteil, wir sind verängstigt, verunsichert und verwirrt. Dies öffnet Tür und Tor für Fehlschlüsse, falsche Helden und Demagogen.

Pegida, AfD, Linkspartei: falsche Helden, falsche Sündenböcke

Die größte Falle, in die viele kritische Menschen heutzutage tappen, kommt eindeutig von rechts: die Illusion, Pegida oder die AfD wären echte "Alternativen". Ganz im Gegenteil, deren politische Vorstellungen sind nicht nur grausam und menschenverachtend, sie sind noch nicht einmal gut für den "kleinen Deutschen". Von diesen Bewegungen profitiert wieder nur die bestehende Elite, während sich der Hass der Bevölkerung gegen "den Islam" richtet, eine Religion, die genauso gut oder schlecht ist wie jede andere Religion. "Die bösen Moslems sind schuld" - wie billig! Und wie bequem für diejenige Klasse unserer Gesellschaft, die nicht gern im Rampenlicht steht, aber sämtliche Ressourcen besitzt, Politik und Medien in der Tasche hat und ansonsten mit dem Privatjet von einem Anwesen zum nächsten jettet. Und wie bequem für diejenigen Möchtegern-Mächtigen, die sich an die Spitzen von rechten Parteien, Bewegungen und Medien drängen und dabei leider auf viele offene Ohren stoßen.

Leider sind auch "linke Helden" wie Sarah Wagenknecht, Bernie Sanders oder Jeremy Corbyn nicht die Lösung unserer Probleme. Diese scheinen zwar einiges an gesundem Menschenverstand zu besitzen und die unglaubliche Ungerechtigkeit und Korruption unseres Systems auf gewisse Weise zu verstehen, geben sich aber dennoch der Illusion hin (oder zumindest geben sie es vor), sie könnten dieses "von innen" verändern. In einem System, das mittlerweile so durchsetzt ist von Psychopathen wie hier in Deutschland und dem Rest des Westens, ist so etwas leider praktisch unmöglich geworden. Nein - eine Linkspartei oder ein Jeremy Corbyn ändern entweder ihre Politik im Sinne der Elite, sobald sie an der Macht sind, oder sie werden durch Diffamierung und sogar Wahlbetrug schlicht daran gehindert, jemals gewählt zu werden. Außerdem führt bei ihnen die linke Ideologie zu einigen "blinden Flecken", zum Beispiel in Bezug auf die Wichtigkeit bestimmter konservativer Werte für eine gesunde Gesellschaft. Dennoch ist es erfrischend, zur Abwechslung mal Wahres und Richtiges öffentlich und im politischen Diskurs zu hören.

Ein Politiker, mit dem sich auch hierzulande zu Recht viele Menschen identifizieren, ist Wladimir Putin - der Kontrast zwischen der kriegstreibenden Nato und der besonnenen Außenpolitik Russlands könnte kaum stärker sein. Allerdings sollten wir selbst Putin nicht als "Retter der Welt" sehen - nein, niemand wird uns "retten", wir müssen schon selbst sehen, dass wir zu einer positiven Kraft in dieser Welt werden. Mit vereinten Kräften gelingt es uns vielleicht, dem psychopathischen Wahnsinn etwas entgegenzusetzen - sei es auch nur dadurch, dass wir durch unser tägliches Handeln zeigen, dass eine andere Welt möglich wäre. Auch wenn der Kommunismus in weiten Teilen eine fehlgeleitete Ideologie war - dieser Vers der "Internationalen" bringt es auf den Punkt:
Es rettet uns kein höh'res Wesen,
kein Gott, kein Kaiser noch Tribun
Uns aus dem Elend zu erlösen
können wir nur selber tun!
Doch dazu dürfen wir keinen falschen Helden hinterherlaufen, keine scheinbar einfachen Lösungen akzeptieren (wie die Ausweisung von Moslems, Juden, Bankern oder sonstigen Sündenböcken) und unser Heil nicht in verdächtigen Bewegungen suchen. Auch sollten wir der Versuchung widerstehen, scheinbar einfachen Erklärungen zu folgen - etwa, dass es irgendwo ein paar machtvolle Menschen gibt, die sämtliche Fäden in den Händen halten. Die Welt ist nicht so schwarz-weiß, sondern sehr viel komplexer und vielfältiger. Wir sollten nicht einmal aufrichtigen Politikern wie Putin hinterherlaufen - diese sind eher eine Inspiration, selbst etwas zu ändern: dort, wo wir es können. Wir sollten anfangen, dem Leben etwas zurückzugeben, statt zu erwarten, dass uns jemand "rettet", während wir faul auf der Couch sitzen, Hamburger futtern und das neueste Verschwörungsvideo schauen. Wir sollten versuchen, bessere Menschen zu werden und die Welt und uns selbst besser zu verstehen - dann können wir nämlich auch in Zeiten des Chaos einen kühlen Kopf bewahren anstatt uns von Scharlatanen und Demagogen blenden zu lassen. Nur so können wir dem wahren Gegner - Psychopathen, besonders solchen in Machtpositionen - etwas entgegensetzen: unsere Menschlichkeit.