Kaltes Duschen soll munter machen und abhärten. Ob das wirklich stimmt, haben Forscher nun untersucht.
duschen, baden
© sodapix sodapix / F1online / ThinkstockNichts für Warmduscher: Einmal kalt abbrausen wirkt bei manchen wie ein Kaffee.
AMSTERDAM. Dem Team um Geert A. Buijze vom Academic Medical Center in Amsterdam gelang es, 3018 Teilnehmer für die erste randomisierte kontrollierte Studie zum Effekt von Kaltduschen auf die Gesundheit zu gewinnen (PLoS ONE 2016; 11(9): e0161749).

Die Teilnehmer wurden via Werbespots und soziale Medien rekrutiert. Gesucht wurden gesunde Erwachsene im Alter zwischen 18 und 65. Bestehende Herz- oder Lungenerkrankungen sowie sonstige ernstere Komorbiditäten waren Ausschlusskriterien.

Die Teilnehmer sollten sich vom 1. bis 30. Januar 2015 täglich zu einer beliebigen Tageszeit duschen, und zwar erst nach Belieben warm oder heiß, dann so kalt, wie es aus der Leitung kam.

Die Gesamtgruppe wurde viergeteilt: Ein Viertel musste 30 Sekunden bei 10 - 12° C kaltem Wasser ausharren, ein weiteres 60 und die dritte Gruppe 90 Sekunden. Das letzte Viertel diente als Kontrollgruppe; in dieser wurde nach Belieben (warm) geduscht.

Ob und wie lange die Teilnehmer wirklich unter der kalten Dusche standen, wurde nicht kontrolliert. Am Ende der Intervention bekam jeder Teilnehmer einen Online-Fragebogen zugestellt, in dem Krankheitstage, Abwesenheitstage von der Arbeit, Lebensqualität und Produktivität am Arbeitsplatz erhoben wurden.

Krankmeldungen reduziert

Das auffälligste Ergebnis: Die Rate der Krankmeldungen wurde durch die Intervention im Vergleich zur Kontrollgruppe um insgesamt 29 Prozent reduziert. Dabei schien es keine Rolle zu spielen, wie lange man sich den kalten Duschstrahl zugemutet hatte: Die Unterschiede zwischen den Interventionsgruppen in puncto Krankmeldungen waren nicht signifikant.

Was sich nicht zeigen ließ, war ein Effekt auf die Krankheitstage (unabhängig davon, ob man zur Arbeit gegangen war oder nicht). Ob sich die Teilnehmer also nur häufiger zusammengerissen hatten und krank zur Arbeit gegangen waren, bleibt offen.

In puncto Lebensqualität zeigte sich ein nur knapp signifikanter positiver Effekt in den Kaltdusch-Gruppen. Dieser hatte sich jedoch in der Nachbeobachtungszeit nach insgesamt 90 Tagen verflüchtigt. Wirklich geschadet hatte die Kälteexposition offenbar nicht. Allerdings klagten einige Teilnehmer über ein längere Zeit anhaltendes Kältegefühl im Körper, an den Händen oder Füßen.

21 Prozent der Studienteilnehmer hatten das Experiment aufgrund eines länger anhaltenden Kältegefühls oder auch allgemein wegen Unbehagens vorzeitig abgebrochen.


Kommentar: Das länger anhaltende Kältegefühl ist anfangs normal. Das Ziel von kaltem Duschen ist es, an den Punkt zu kommen, an dem sich der Körper sozusagen selbst aufwärmt: Vereinfacht gesagt werden aus den weißen Fettzellen die braunen Fettzellen, die einen eigenen Energieumsatz haben und Fett verbrennen. Neben diesem Vorteil wirkt sich dieser regelmäßige Kältereiz auf den Organismus sehr positiv auf das Immunsystem aus.


Von den Verbleibenden schien jedoch ein Großteil von der positiven Wirkung überzeugt zu sein: 64 Prozent derjenigen, die durchgehalten hatten, behielten das Kaltduschen auch nach Studienende bei.

Worin der Effekt des kalten Wassers auf den Organismus nun im Einzelnen besteht, bleibt unklar. Viele Teilnehmer berichteten von einem erhöhten Energielevel, vergleichbar in etwa der Wirkung von Kaffee. Marker für eine mögliche Immunmodulation wurden nicht erhoben.

(eo)