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Westhausen-Ruital Die Ernte startet: Doch vom Erntesegen kann keine Rede sein. Trockenheit im Frühjahr, Unwetter im Frühsommer und langanhaltender Regen in den vergangenen Wochen führen im Ostalbkreis zu Ernteeinbruüchen von elf Prozent gegenüber dem Vorjahr und dem Durchschnitt der vergangenen Jahre. Das teilte Landrat Klaus Pavel mit, der auf dem 200-Hektar-Betrieb von Landwirt Stefan Elser in Ruital mit Vertretern von Bauern und Vermarktern eine erste, ernüchternde Bilanz zog.

„Beim Grünland war der erste Schnitt den Diesel nicht wert, der zweite Schnitt ist zum Teil ganz ausgefallen“, berichtete Dr. Hans Börner, Leiter des Landwirtschaftsamts in Ellwangen. Beim Mais hingegen könnten die Bauern mit einem ähnlich guten Ertrag wie im Vorjahr rechnen. Das bestätigte Anton Weber vom Kreisbauernverband Ostalb, der den Mais als positive Ausnahme bezeichnete: „Bei allem anderen liegen wir zehn bis 20 Prozent drunter“. Bei der Wintergerste etwa seien bis zu 20 Prozent Ertragseinbußen zu erwarten - sie wachse heuer nur auf tiefgründigem Boden gut, der das Wasser speichern kann: „Auf steinigem Boden ist sie 30 Zentimeter niedriger.“ Schlechte Qualität

Die Weizenernte sei nicht schlecht, was die Menge anbelange, so Weber. Von der Qualität aber schon: Das Regenwetter in den vergangenen Tagen habe bewirkt, dass viele bereits reife Körner mittlerweile von Pilzen befallen und braun bis schwarz seien. Anders bei der Braugerste: Die sei, wie Baywa-Geschäftsführer Gerd Mezger anmerkte, qualitativ hervorragend, aber mengenmäßig 20 Prozent unter den Vorjahren.

Die Erträge beim Raps seien um 30 Prozent eingebrochen - deutschlandweit würden 2011 statt sonst 5,5 Millionen Tonnen nur 4,5 Millionen geerntet, so Mezger. Gleichzeitig liegen die Getreidepreise derzeit etwa zehn bis 15 Prozent über dem Vorjahr. Das wiederum freut nicht alle: 85 Prozent der Landwirtschaft im Ostalbkreis entfielen auf Veredelungsbetriebe, also etwa zur Schweinemast und Ferkelerzeugung, sagte BAG-Direktor Karl-Heinz Schöller. Diese litten einerseits enorm unter den hohen Kosten für Futtergetreide, Energie und Versicherung, könnten aber andererseits keine hohen Erlöse für ihre Produkte erzielen. Sie seien die Leidtragenden der derzeitigen Situation. Entwarnung gibt Bauernverbandsvorsitzender Weber für die Milchbauern: „Mit dem Milchpreis können wir zufrieden sein, der hat sich stabilisiert. “

Eines zeige sich in diesem Jahr besonders, so Hans Börner vom Landwirtschaftsamt: „Es gibt keine Wetterlage mehr für den gesamten Ostalbkreis.“ So sei es möglich, dass in Kösingen innerhalb von zwei Tagen 40 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen seien und wenige Kilometer entfernt kein Tropfen. Während Hagelschauer im Frühsommer auf dem Härtsfeld und vergangenes Wochenende im Gmünder Raum schwere Schäden angerichtet hätten, seien benachbarte Gebiete komplett verschont geblieben. Börner führt dies auf den Klimawandel zurück.