BR-Informationsdirektor Thomas Hinrichs
© BRBR-Informationsdirektor Thomas Hinrichs sieht "eine immer unübersichtlichere Flut an 'Fake News', die uns alle vor neue Herausforderungen stellt". Der selbstkritische Blick auf das Gebären der eigenen Sendeanstalt fehlt allerdings....
Am 8. März strahlte RT ein Interview mit dem Leiter der schwedischen Ärzteorganisation "Ärzte für Menschenrechte", Marcello Ferrada de Noli aus. In dem Interview erhebt der Arzt schwere Anschuldigungen gegen die Oscar-prämierten und vom Westen gefeierten und finanzierten Weißhelme.

Für das ARD-Verifikationsteam schien klar: Ein derartig kritisches Interview mit einem renommierten schwedischen Arzt muss von RT manipuliert worden sein. Nur einen Tag nach der Veröffentlichung auf RT Deutsch fragte der Wissenschaftsjournalist Herbert Hackl im Namen des ARD-Verifikationsteams bei de Noli nach, ob das RT-Interview mit ihm nicht aus dem Kontext gerissen wurde. Dieses Team ist ein Zusammenschluss von ARD, BR, ARTE und 3Sat, der sich der Aufklärung von angeblichen Fake-News verschrieben hat.

Der Leiter der schwedischen Ärzteorganisation antwortete ihm ausführlich und umgehend. Er verneinte er ausdrücklich den von der ARD implizierten Vorwurf, dass RT seine Worte aus dem Zusammenhang gerissen hätte und hinterfragte im Gegenzug grundsätzlich das journalistische Vorgehen der ARD in diesem Fall.

Seiner Meinung nach lege die ARD selbst mit ihren „apriori Annahmen“ bezüglich angeblicher Manipulation durch RT sowie durch fehlende journalistische Sorgfaltspflicht das Fundament für Fake-News. Marcello Ferrada de Noli empfiehlt dem Verifikationsteam, sich besser mit der Propaganda der Weißhelme zu beschäftigen.

RT Deutsch präsentiert den Brief in deutscher Übersetzung:

Lieber Herr Hackl,

Ihre Investigativ-Abteilung der ARD stellte eine Anfrage an mich, in Reaktion auf eine Veröffentlichung von RT unter dem Titel: „Schwedische Ärzte: Lebensrettende Maßnahmen der White Helmets sind gestellt und gefährlich.“ Darin werde ich von RT in meiner Funktion als Leiter der schwedischen Ärzteorganisation "Ärzte für Menschenrechte" (SWEDHR) interviewt.

In Ihrer Anfrage an mich vom 9. März 2017 wollen Sie wissen, bis zu welchem Grad es Widersprüche gibt, zwischen dem, was ich in dem Interview sagte, und dem was RT daraus in der Sendung machte.

Wie sie mir schreiben, beschäftigt sich ihre Abteilung bei der ARD damit „Fake-News aufzudecken und die Zuverlässigkeit von Foto- und Videoquellen klarzustellen“. Ich schließe aus Ihrer Darlegung, dass sie mit Ihrer Anfrage einschätzen wollen, ob RT hier Fake-News produziert. Anbei meine Antwort:

I.

Wieso ist es für die ARD interessanter zu verifizieren, ob dass, was ich RT erzählt habe, dem entspricht, was RT in seiner Sendung widergibt, anstatt den Hauptgegenstand unserer Ergebnisse zu untersuchen, nämlich das augenscheinliche Fehlverhalten, die gefälschten medizinische Verfahren und der abscheuliche und empörende Umgang mit toten Kleinkindern durch die Weißhelme zum Zwecke der Propaganda?

Das Videomaterial der Weißhelme wurde von CNN und auch deutschen TV-Sendern ausgestrahlt. Zudem wurde Auszüge im UN-Sicherheitsrat gezeigt, um Unterstützung für eine Flugverbotszone in Syrien zu gewinnen.

Inmitten der emotionalen Bildsprache des Videos der Weißhelme, die zahlreiche gefälschte „lebensrettende“ Maßnahmen an vermutlich bereits toten Kindern zeigte, kam niemand auf die Idee, deren Authentizität zu hinterfragen.

Wäre dies nicht eine einmalige Gelegenheit für das ARD-Verifikations-Team gewesen?

II.

Zu Ihrer Frage: „In Bezug auf das Video von RT Deutsch, waren Ihre Aussagen aus dem Kontext gerissen oder wurden Sie korrekt zitiert?“

Ich bestätige hiermit, dass meine Aussagen in dem RT-Video nicht aus dem Kontext gerissen, und dass ich korrekt zitiert wurde.

Wenn Sie, bevor Sie mir eine Anfrage geschickt hätten, ob es einen Widerspruch gibt, zwischen dem RT-Bericht und meiner wirklichen Position zu dem Thema, recherchiert hätten, was ich zu dieser Thematik bereits veröffentlicht habe, wären Sie auf zahlreiche Artikel gestoßen, in denen ich bereits meine Schlussfolgerungen aus den unethischen Manipulation für Propagandazwecke durch die Weißhelme darlege.

III.

Lassen Sie mich schlussendlich anmerken, dass Sie einerseits in Ihrer Anfrage apriori annehmen, dass sich Fake-News in dem RT-Bericht zu meinem Interview befinden und Sie sich gleichzeitig in keiner Form die Mühe machen, zu konkretisieren, worin diese Widersprüche bestehen sollen. Mit allem Respekt für Ihren Sender, lassen Sie mich dies klarstellen:
Es sind diese Art von Vorurteilen, die zur Produktion von Fake-News führen.
Im Sinne der Transparenz leite ich diesen Text auch dem verantwortlichen ARD-Redakteur, dem RT-Team, welches das Interview führte sowie dem The Indicter zur Veröffentlichung zu.

Marcello Ferrada de Noli

Emeritierter Professor, Doktor der Medizin