In diesem Sommer war eine so große Überschwemmung der Gewässer durch den ganzen Erdkreis unserer Zone, die nicht durch Regengüsse entstand, sondern es schien, als ob das Wasser von überall her hervorsprudelte, sogar aus den Gipfeln der Berge.So ist es in der Lebensbeschreibung von Clemens VI. zu lesen. Einer jener Päpste, die in Avignon residierten. Dort fuhr man nach den Regenfällen ...
Vita Clementis VI.
... zu Schiff und über die Mauern der Stadt Köln fuhr man mit Kähnen drüber. Die meisten Brücken und Türme stürzten ein, von den Wassermassen unterwühlt.Nun liegen tausend Kilometer zwischen Avignon und Köln. Allein das zeigt, es ist weit mehr als ein ungewöhnlich heftiges Hochwasser. Und man kann andere Quellen zitieren: aus Würzburg, Nürnberg, Frankfurt, aus Halle, Erfurt, Meiningen. Überall heißt es "Land unter". Die Chronisten greifen zu apokalyptischen Vergleichen.
Vita Clementis VI.
Auch wurden alle unterirdischen Wasserquellen gewissermaßen zerbrochen, und die Schleusen des Himmels waren offen, und es fiel Regen auf die Erde wie im 600. Jahre von Noahs Leben.Die "Kleine Eiszeit" hatte begonnen
Michaelis de Leone
Eine Woche lang regnet es unaufhörlich. Etwa die Hälfte des Regens eines ganzen Jahres fällt in dieser einen Woche. Hänge geraten ins Rutschen, das Wasser reißt mehrere Meter tiefe Schluchten in Felder. Bis heute sind sie zu sehen. 13 Milliarden Tonnen fruchtbaren Bodens werden in dieser einen Woche weggespült.
Die Mitte des 14. Jahrhunderts ist für die Menschen eine Zeit der Katastrophen und Plagen. Dürren und Überschwemmungen, Frost noch im Sommer, Heuschreckenschwärme vernichten immer wieder die Ernte. Ursache dafür ist eine ungewöhnlich niedrige Sonnenaktivität, die das gesamte Klima auf der Erde beeinflusst. Durch sie, so schreibt Frank Sirocko in "Wetter Klima Menschheitsgeschichte" wird der Wärmetransport aus den Tropen gen Norden abgeschwächt. Der Golfstrom kühlt ab, in Asien bleibt der Monsunregen aus. Die Kleine Eiszeit hat begonnen.
In der Folge wurden viele kleine Höfe zu Wüstungen und die vom Wetter gebeutelten Menschen sammelten sich in den Städten. Die hygienischen Bedingungen müssen schlimm gewesen sein. 1348 folgte die nächste Plage. Die Pest wurde ... von Schiffen aus Asien in die europäischen Hafenstädte eingeschleppt.Gravierende Folgen eines Hochwassers
Frank Sirocko "Wetter Klima Menschheitsgeschichte"
Und trifft auf eine durch Hunger entkräftete Bevölkerung, was sicher einen Teil der exorbitant hohen Todeszahlen erklärt. Das Rechtssystem gerät ins Wanken, Banden marodierender Ex-Bauern ziehen durchs Land, es kommt zu zahlreichen Fehden zwischen Rittern und Städten, Bauern und Bürgern. Stadtgründungen, der Landesausbau - alles kommt für Jahrzehnte zum Erliegen.
Ob sich eine Katastrophe wie das Magdalenenhochwasser wiederholen könnte, ist umstritten. Damals gibt es viel weniger Wald als heute, was die Erosion begünstigt. Andererseits sind heute mehr Flächen versiegelt, viele Flüsse begradigt. Sicher ist: Gerüstet sind wir nicht. Beim Jahrtausendhochwasser 2013 flossen 900 Kubikmeter Wasser pro Sekunde durch Würzburg, 1342 strömte die vierfache Wassermenge durch die Straßen und in den Dom. Statistisch tritt ein derartiges Hochwasser aber nicht alle tausend, sondern nur alle zweitausend Jahre auf. Aber statistisch war auch 2013 nicht schon wieder ein Jahrtausendhochwasser dran.
Kommentar: Beim Magdalenenhochwasser fiel die Hälfte des Regens eines Jahres innerhalb von nur einer Woche. Dass so extrem viel Regen innerhalb einer kurzen Zeitspanne von wenigen Stunden oder Tagen fällt, kommt jetzt wieder häufig vor. Was bedeutet dies für unsere eigene Zukuft was können wir daraus lernen?
Für die Menschen im 14. Jahrhundert hatte die kleine Eiszeit und die damit einhergehenden Überflutungen verheerende Folgen.