Die Unwetterfront über Deutschland hat ernste Folgen. Mehrere Menschen wurden durch umgestürzte Bäume verletzt. Die Bahn kämpfte noch am Morgen mit Störungen.
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© Daniel Bockwoldt/dpaFeuerwehrleute zersägen im Stadtteil Lohbrügge in Hamburg einen auf einem Auto liegenden Baum.
Mit orkanartigen Böen ist Gewittertief "Oriana" am Donnerstag über Deutschland hinweggefegt. Mehrere Menschen wurden durch umgestürzte Bäume verletzt. Zentrale Strecken im Bahn-, Straßen-, und Flugverkehr waren betroffen.

Besonders heftig war der Sturm im Raum Hannover und an der Nordsee, wie ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am frühen Freitagmorgen sagte. An der Küste seien Windgeschwindigkeiten von bis zu 140 Stundenkilometer gemessen worden.

Auch am Freitagmorgen gibt es noch Einschränkungen im Zugverkehr - vor allem im Norden Deutschlands. Auf vielen Fernverkehrsverbindungen müssten Passagiere mit Verspätungen infolge der Störungen rechnen, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn am frühen Freitagmorgen.

Demnach waren die ICE-Strecken Hannover-Hamburg-Kiel, Bremen-Hamburg sowie Osnabrück-Löhne noch am Morgen gesperrt. Wie lange die Störungen andauern würden, war zunächst unklar. Auf den übrigen Fernverkehrsstrecken würden die Züge teilweise umgeleitet. Auch im Regionalverkehr sollten sich Fahrgäste auf Ausfälle und Verspätungen einstellen.

Chaos im Norden Deutschlands

Am späten Donnerstagabend waren im Norden auch die Strecken des Bahnbetreibers Metronom betroffen, wie das Unternehmen mitteilte. Demnach sei für den Freitagmorgen noch mit erheblichen Einschränkungen zu rechnen. Auf der Strecke des RE 3/RB 31 (Uelzen-Lüneburg-Hamburg) sei voraussichtlich kein Zugverkehr möglich. Die übrigen Strecken wie der RE 4/RB 41 (Bremen-Rotenburg-Hamburg) oder der RE 2 (Göttingen-Hannover-Uelzen) seien auch am Morgen noch auf Teilabschnitten gestört, hieß es. Der Betreiber bat alle Fahrgäste, sich frühzeitig zu informieren.


Für Reisende, die ihre Fahrt nicht mehr fortsetzen konnten, stellte die Deutsche Bahn an mehreren Bahnhöfen wie Dortmund, Hamm/Westfalen, Hannover, Braunschweig oder Berlin Aufenthaltszüge bereit.

In Berlin wurden die Besucher der Leichtathletik-EM am Abend dazu aufgerufen, wegen des aufziehenden Gewitters zunächst im Olympiastadion zu verharren. "Bitte bleiben Sie hier, das ist der sicherste Ort für sie", hieß es am Ende der Veranstaltung. Kurz nach 22.30 Uhr hatten jedoch fast alle Zuschauer bei nachlassendem Regen die Tribünen verlassen.


Mehrere Menschen verletzt

In Hessen kam es zu erheblichen Folgeverspätungen, nachdem der Zugverkehr am Frankfurter Hauptbahnhof am Nachmittag für gut eine Stunde unterbrochen worden war.

Wegen der Gewitterfront wurde am Donnerstagnachmittag auch an Deutschlands größtem Flughafen in Frankfurt etwa eine halbe Stunde der Betrieb eingestellt. Bis zum Abend wurde etwa ein Zehntel der mehr als 1.500 geplanten Starts und Landungen annulliert.

Erst am Dienstag hatte eine Sicherheitspanne am Frankfurter Flughafen Verzögerungen und Dutzende Ausfälle verursacht. Später stellte sich heraus, dass es blinder Alarm war. Am Freitag fallen erneut Flüge aus - diesmal wegen des Pilotenstreiks beim irischen Billigflieger Ryanair.


In Bad Vilbel bei Frankfurt löste sich im Wind die Jalousie an einem Café und verletzte drei Menschen. In Mainz wurde in der Innenstadt eine Frau durch ein losgerissenes Werbebanner im Gesicht verletzt.

Umgestürzte Bäume blockierten auch die A3 (Frankfurt-Würzburg) bei Seligenstadt in Hessen. Die Autobahn wurde am Nachmittag in Fahrtrichtung Würzburg komplett gesperrt. Der Verkehr staute sich auf einer Länge von mehr als 20 Kilometern. Am frühen Abend wurde der Verkehr in Richtung Würzburg auf einer Spur wieder freigegeben.

Auch in Hamburg und im Münsterland wurden mehrere Menschen durch umgestürzte Bäume verletzt.

Orkanartige Sturmböen in NRW

An der A4 in Thüringen wirbelte starker Wind am Abend plötzlich trockene Erde von einem Feld auf, sodass die Sichtweite auf der Autobahn nahe Eisenach vorübergehend weniger als 20 Meter betrug.

Unwetter mit orkanartigen Sturmböen von bis zu 110 Stundenkilometer und Regen erreichten vielerorts auch das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen sowie Teile Niedersachsens. Böen mit 110 Stundenkilometer wurden im Bezirk Arnsberg gemessen, 101 Stundenkilometer in Wuppertal.

Hitze im Osten

Im Osten Deutschlands blieb es zunächst weitgehend heiß, mit Höchsttemperaturen von bis zu 34 Grad. Erst in der Nacht zum Freitag sollten dort Gewitter aufziehen.

Wer wegen der Hitze zuletzt schlecht schlief, kann sich auf die Nacht zum Samstag freuen. Die Temperaturen sinken dann auf 14 bis 7 Grad. Samstag sollen es dann zwischen 23 und 27 Grad werden. Auch wenn sich die Temperaturen damit wieder auf ein für Deutschland normales Niveau einpendeln, ist die Hitzewelle noch nicht vorbei. Ein DWD-Meteorologe sagte: "Es kann noch bis in den Oktober hinein heiße Tage von 30 Grad oder mehr in Deutschland geben."

In einer früheren Version des Textes wurde das Tief "Nadine" als Auslöser der Unwetter benannt. Inzwischen erklärte jedoch der Deutsche Wetterdienst, dass "Nadine" zwar für die Kaltfront verantwortlich war, die die Unwetter auslöste. Das Tief spaltete sich dann jedoch auf und wurde neu benannt - in dem über Deutschland liegenden Teil auf den Namen "Oriana".

dpa