Nach Angaben von Wladimir Schamanow, einem führenden russischen Verteidigungspolitiker, Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses der Staatsduma und ehemaligen Kommandeur der Luftlandetruppen, sollte Russland die Möglichkeit in Betracht ziehen, nach dem Austritt der USA aus dem INF-Vertrag wieder nukleare Mittelstreckenraketen auf Kuba zu stationieren.

Sergej Schoigu
© SputnikDer russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu (rechts) und der kubanische Minister der revolutionären Streitkräfte, General Leopoldo Cintra Frías (links neben ihm), besuchen eine Panzerabteilung der revolutionären Streitkräfte der Republik Kuba, Havanna Oktober 2015
Kurz zur Info, bei dem INF-Vertrag handelten Ende der 1980er Jahre die USA und die damalige Sowjetunion die Vernichtung nuklearer Mittelstreckensysteme und das Verbot ihrer Produktion aus.

Den Angaben von Schamanow zufolge wägen russische Analysten nun das Pro und Kontra der Idee einer russischen Nuklearbasis auf Kuba ab.
Die USA planen, einen entscheidenden Abrüstungsvertrag aus der Zeit des Kalten Krieges aufzukündigen: Den sogenannten INF-Vertrag, der die Abschaffung von atomaren Mittelstreckenraketen auf europäischem Boden regelt. Die Reaktion Russlands könnte durchaus dem jetzigen Zeitgeist folgen - nämlich durch die Reaktivierung militärischer Einrichtungen auf Kuba.

Das erklärte Wladimir Schamanow, Vorsitzender des Verteidigungsausschusses der Staatsduma und ehemaliger Kommandeur der Luftlandetruppen.

Dafür müsste die kubanische Regierung der Stationierung russischer Truppen zustimmen. Dabei gehe es mehr um Politik als um Verteidigungsfragen, spekulierte Schamanow.
"Die Bewertung dieses Szenarios ist im Gange, und [politische] Vorschläge werden als nächstes folgen", sagte er der russischen Nachrichtenagentur Interfax, ohne genauere Details zu nennen.
~ RT Deutsch
Diese Nachricht folgt der Offenbarung eines russischen UN-Diplomaten vor der UNO, bei der letzte Woche die Vorbereitung Russlands auf den Krieg verkündet wurde, den die USA mittlerweile immer konkreter gegen Russland in die Wege leiten.

Laut Schamanow könnte dieses Thema bereits Anfang November angesprochen werden, wenn Kubas neuer Präsident Miguel Díaz-Canel Russland besucht.
Díaz-Canel, seit Frühjahr dieses Jahres Präsident Kubas, ist zwar gegenüber einer ausländischen Militärpräsenz skeptisch, aber "die Politik ist eine lebendige Angelegenheit", erklärte Schamanow.
"Kuba hat seine eigenen Interessen und wurde durch US-Sanktionen verletzt", fügte er hinzu.
Zuvor hatte der pensionierte General Moskau und Washington aufgefordert, sich zu einigen und zur Verständigung zurückzukehren.
"Wenn wir das [Aufhebung des INF-Vertrages] jetzt nicht aufhalten und nicht reden, könnten wir tatsächlich ähnliche Bedingungen schaffen wie in der Kubakrise", wurde er von RIA Nowosti zitiert.
Während der Kubakrise kam es Anfang der 1960er Jahre zu einer scharfen Konfrontation zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion. Die Welt stand damals am Rand eines Atomkrieges. Während dieser Pattsituation stationierte Moskau sowjetische nukleare Raketen in Kuba als Reaktion auf die in der Türkei stationierten US-amerikanischen Atomraketen.

~ RT Deutsch
Da Russland mittlerweile jedoch Raketensysteme besitzt, die der USA weit überlegen sind, stellt sich die Frage, ob die russische Regierung überhaupt eine Notwendigkeit für diese Vorgehensweise sieht. Auch Konstantin Siwkow, ein Militärexperte und ehemaliger Offizier der Marine sieht es ähnlich.
Konstantin Siwkow, ein Militärexperte und ehemaliger Offizier der Marine, widersprach den Planspielen Schamanows und erklärte, es sei unwahrscheinlich, dass das russische Militär auf die Insel zurückkehren werde. "[In den 1960er Jahren] waren wir gezwungen, diese Entscheidung zu treffen [Raketen nach Kuba zu verlegen], weil wir nicht genügend interkontinentale ballistische Raketen hatten. Jetzt haben wir sie."

~ RT Deutsch