Im Golf von Oman sind zwei Öltanker angegriffen worden. Die USA beschuldigen den Iran, die wichtige Handelsroute zu sabotieren. Auch die EU ist alarmiert.

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Die USA machen den Iran für die mutmaßlichen Angriffe auf zwei Öltanker im Golf von Oman verantwortlich. "Es ist die Einschätzung der US-Regierung, dass die Islamische Republik Iran verantwortlich für die Angriffe ist, zu denen es heute im Golf von Oman kam", sagte US-Außenminister Mike Pompeo am Donnerstag in Washington bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz.

Pompeo lieferte keine konkreten Belege dafür, dass der Iran hinter den mutmaßlichen Attacken steckt. Die US-Einschätzung stütze sich auf den "Grad an Expertise", mit dem die Angriffe ausgeführt worden seien. Diese "unprovozierten Attacken" stellten eine Gefahr für die Freiheit der Schifffahrt dar und seien Teil einer iranischen "Kampagne", die Spannungen in der Region zu erhöhen, sagte der US-Außenminister.


Kommentar: Die Angriffe tragen eher den Geschmack von einer Inszenierung durch westliche Geheimdienste. Denn wie so oft, wem nutzen diese Angriffe am meisten?


Auf Twitter schrieb Pompeo, die Angriffe seien eine Bedrohung für den internationalen Frieden und die Sicherheit und eine "nicht hinnehmbare Eskalation der Spannung durch den Iran". Am Nachmittag (Ortszeit) wollte sich in New York der UN-Sicherheitsrat mit dem Vorfall befassen. Mehrere Diplomaten bestätigten der Deutschen Presse-Agentur, dass die USA die Gespräche hinter verschlossenen Türen beantragt haben.

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Explosionen und Brand an Bord

Die schweren Angriffe haben auch die Spannungen zwischen dem Iran und seinen arabischen Erzrivalen weiter erhöht. Betroffen waren am Donnerstag ein von einem deutschen Unternehmen gemanagter Frachter sowie ein Schiff einer norwegischen Reederei. Die norwegische Seefahrtsbehörde bestätigte einen Angriff auf den Öltanker Front Altair. Das norwegische Unternehmen Frontline meldete eine Explosion und einen Brand an Bord.

Die deutsche Reederei Bernhard Schulte Shipmanagement (BSM) teilte mit, auch der mit Methanol beladene Tanker Kokuka Courageous sei im hinteren Teil beschädigt und ein Besatzungsmitglied sei leicht verletzt worden. Die 21 Seeleute an Bord wurden von einem US-Marineschiff aufgenommen, wie ein Londoner Sprecher des in Singapur ansässigen Schiffsmanagement-Unternehmens sagte. Die Ladung sei intakt, der Frachter drohe nicht zu sinken. Auch die japanische Firma Kokuka Sangyo erklärte, ihr Tanker Kokuka Courageous sei betroffen.

Die Bundesregierung zeigte sich besorgt. Der Vorfall sei außerordentlich beunruhigend, sagte Außenminister Heiko Maas. Dies seien Ereignisse, die zu einer Eskalation führen könnten. Sabotageakte seien generell eine Bedrohung für offene Handelswege und "aktuell auch eine Bedrohung für den Frieden".


Kommentar: Und vielen westlichen Ländern ist der Frieden total egal.


Die Hintergründe der Vorfälle unweit der Küste des Irans waren zunächst ebenso unklar wie die Verantwortlichen. Bereits seit Wochen wachsen in der Region die Spannungen zwischen dem sunnitischen Saudi-Arabien und seinen Verbündeten einerseits sowie dem schiitischen Iran andererseits. Das Königshaus in Riad wirft der Führung in Teheran vor, sich in die inneren Angelegenheiten arabischer Staaten einzumischen und die Region zu destabilisieren.
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"Keine weiteren Spannungen"

Ein Sprecher der iranischen Flotte erklärte, mehrere Expertenteams seien mit Hubschraubern über dem Seegebiet im Einsatz, um die Zwischenfälle zu untersuchen. Der BSM-Sprecher konnte nicht sagen, was bei dem Zwischenfall genau passierte. Aufgrund der verschiedene Medienberichte gehe er von "etwas Feindseligem" aus. Die Besatzung habe das Schiff aus Sicherheitsgründen verlassen.

Die betroffene Meerenge ist eine der wichtigsten Seestraßen der Welt. Sie verbindet die ölreiche Golfregion mit dem offenen Meer. Über die Straße von Hormus läuft ein großer Teil des weltweiten Öltransports per Schiff. Die Rohölpreise stiegen nach den Zwischenfällen deutlich.

Die EU warnte nach den Vorfällen vor vorschnellen Reaktionen. "Die Region braucht keine weiteren Elemente der Destabilisierung und keine weiteren Spannungen", sagte die Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini in Brüssel. Das norwegische Seefahrtsamt erhöhte seine Sicherheitsstufe für das betroffene Gebiet. "Wegen der Angriffe und der unklaren Umstände" rate man Schiffen unter norwegischer Flagge, sich von iranischen Territorialgewässern fernzuhalten.

Erst vor vier Wochen hatten die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) Sabotageakte gegen vier Handelsschiffe in derselben Region gemeldet. Nach saudi-arabischen Angaben wurden zwei Tanker des Landes schwer beschädigt. Die genauen Umstände blieben jedoch unklar.

Zwei Notrufe am Morgen

US-Sicherheitsberater John Bolton sprach später von Angriffen mit Seeminen, für die "fast sicher" der Iran verantwortlich sei. Beweise für seine Anschuldigung legte er nicht vor. Die Regierung in Teheran wies den Vorwurf zurück und sprach von "lächerlichen Behauptungen".


Kommentar: Wie so oft fehlen die Beweise der USA.


Die USA waren vor einem Jahr einseitig aus dem Atom-Abkommen mit dem Iran ausgestiegen und setzen das Land seitdem wieder mit massiven Wirtschaftssanktionen unter Druck. Das US-Militär verlegte einen Flugzeugträger und eine Fernbomberstaffel in die Region, was Sorgen vor einem militärischen Konflikt aufkommen ließ.

Nach den neuen Zwischenfällen meldete die norwegische Seefahrtsbehörde, es sei von drei Explosionen auf der Front Altair berichtet worden. Die Reederei Frontline wies zugleich Berichte zurück, das Schiff sei gesunken. Sie bestätigte auch nicht die Angaben der norwegischen Seefahrtsbehörde, die von einem Angriff gesprochen hatte. Das Schiff sei vermutlich von einem Torpedo getroffen worden, erklärte die Raffineriegesellschaft CPC aus Taiwan, die das Schiff gechartert hat.

Die US-Marine erklärte, sie habe zwei Notrufe erhalten. US-Schiffe in der Region leisteten Hilfe, teilte die 5. Flotte der US-Marine in Bahrain mit. Es gebe Berichte, dass dort zwei Tanker angegriffen worden seien.

Der Zwischenfall ereignete sich diesen Angaben zufolge in etwa 70 Seemeilen Entfernung vom arabischen Emirat Fudschairah und etwa 14 Seemeilen vor der iranischen Küste. Weiterer Anrainer der dortigen Meerenge ist das arabische Sultanat Oman.

Druck auf den Iran

Der 2016 gebaute Öltanker Front Altair fährt unter der Flagge der Marschallinseln. Er war nach Angaben des Dienstes "Marine Traffic" auf dem Weg von den VAE nach Taiwan. Frontline gilt als Betreiber der größten Tankerflotte der Erde. Sie ist im Besitz des norwegischen Milliardärs John Frederiksen. Die Kokuka Courageous ist unter der Flagge Panamas unterwegs und hatte "Marine Traffic" zufolge vor drei Tagen in Saudi-Arabien abgelegt, um nach Singapur zu fahren. Die Bernhard Schulte Shipmanagement gehört zur Schulte Group, deren Holdinggesellschaft die Hamburger Bernhard Schulte GmbH & Co. KG ist.