Hochwasser Spanien
© MANUEL LORENZO/EPA-EFE/REX
Nach den Jahrhundert-Unwettern in Spanien ist die Zahl der Toten weiter gestiegen. Das Tief zieht weiter. Gebannt ist die Gefahr nicht.

Mallorca. Nicht nur Mallorca wurde schwer getroffen. Auch in anderen Regionen Spanien wie etwa auch in Malaga waren schwersten Herbstunwetter seit drei Jahrzehnten - mit bis zu 600 Liter Regen pro Quadratmeter - deutlich zu spüren.

Es gab Hagel, zahlreiche Überschwemmungen und auch Erdrutsche. Flüsse traten über die Ufer. Straßen verwandelten sich in reißende Ströme. Die Wassermassen rissen Autos mit sich, Mauern und Bäume nieder.

Bei den Jahrhundert-Unwettern an der spanischen Mittelmeerküste sind sechs Menschen ums Leben gekommen. Die meisten ertranken in den Wassermassen. Auch die Sachschäden sind gewaltig. Das Phänomen "Gota fría" schlug diesmal so hart wie lange nicht mehr zu. Es gab Tote und "höllische Zerstörungen". Auf Mallorca starb darüber hinaus ein 60-Jähriger aus Deutschland. Der Fall steht nach derzeitigen Ermittlungen aber nicht mit den Unwettern in Verbindung.

Wetter in Spanien bessert sich - Gefahr bleibt

Auch am Sonntag hielt "Gota fría" die Rettungskräfte in Atem. Obwohl das Wetter an der Mittelmeerküste und auch auf Mallorca und den restlichen Balearen deutlich besser wurde, musste am Sonntagmorgen ein Campingplatz nahe der Gemeinde Crevillent in der ostspanischen Provinz Alicante geräumt werden.

Rund 1500 Menschen, darunter auch sehr viele Besucher aus dem Ausland, wurden in Sicherheit gebracht, weil ein Überlaufen des Flusses Segura erwartet wurde. Verteidigungsministerin Margarita Robles mahnte aber weiter zur Wachsamkeit: "Vorsicht ist weiterhin sehr wichtig, auch wenn man jetzt schönes Wetter sieht. Das Risiko ist noch nicht gebannt", warnte sie. Für 14 Provinzen gilt bis Montag noch die dritthöchste Alarmstufe.

Bootsfahrer Hochwasser Spanien
© SUSANA VERA / ReutersIn Alicante fahren Boote dort, wo sonst Autos unterwegs sind.
Robles sah am Sonntag beim Besuch betroffener Gemeinden "höllische Zerstörungen". Sie sei "tief erschüttert", sagte sie im Badeort Los Alcazares (Murcia) vor Journalisten und Betroffenen. Die Sachschäden unter anderem für die Landwirtschaft bezeichneten Regionalpolitiker als gewaltig.

Unwetter in Spanien: Mallorca schwer getroffen

Am schwersten betroffen waren die Provinzen Murcia, Alicante und Valencia im Osten sowie die andalusischen Provinzen Almería, Málaga und Granada im Südosten des Landes. Aber auch auf Mallorca gab es "verheerende Zerstörungen", wie die Wochenzeitung "Diario de Mallorca" feststellte. Bäume stürzten um, Häuser, Straßen, Discos und Restaurants wurden überflutet, Stromverbindungen gekappt und Boote losgerissen.

Auf Mallorca fielen aufgrund der heftigen Gewitter allein am Freitag 32 Flüge aus. Die Stadt Palma sperrte alle Stadtstrände und auch alle Parks, um Verletzungen durch umstürzende Bäume oder herabfallende Äste vorzubeugen. Auf Videos sind viele Panikszenen zu sehen. "Raus hier, raus hier!", schreit zum Beispiel ein Mann in einem Restaurant, das vom Wasser blitzschnell überflutet wird.

Die Leiche des sechsten Opfers, eines 41 Jahre alten Mannes, war am Samstag in einem ländlichen Gebiet der Gemeinde Orihuela in der ostspanischen Provinz Alicante gefunden worden, teilten die spanischen Behörden mit.

Einsatzkräfte des Militärs und der Polizei hätten im überschwemmten Gebiet auch das Motorrad geborgen, mit dem der Mann unterwegs gewesen sei, hieß es. Ministerpräsident Pedro Sánchez sprach auf Twitter der Familie des sechsten Opfers sein Beileid aus.


Sanchez überflog am Samstag im Hubschrauber die am stärksten betroffenen Gebiete im Osten und Südosten des Landes. Der Sozialist besuchte Rathäuser und spendete Menschen auf der Straße Trost.

Die Unwetter hatten am Mittwochabend begonnen. An einigen Orten fielen nach jüngsten Angaben von Meteorologen innerhalb von nur 15 Stunden mehr als 600 Liter Regen pro Quadratmeter. Ähnlich schwere Herbst-Unwetter habe es in der Region zuletzt 1987 gegeben, hieß es.

Unwetter in Spanien - mindestens sechs Tote
  • Nahe der Gemeinde Orihuela ist ein 41-jähriger Mann gestorben, der mit seinem Motorrad während des Unwetters unterwegs war
  • Im andalusischen Almería starb ein Mann, als er mit seinem Auto in einer überfluteten Unterführung stecken blieb
  • Ein weiterer Mann kam in La Jámula in der Nähe von Granada ums Leben. Nachdem zunächst der Wagen des 36-Jährigen gefunden worden war, wurde einige Zeit später von einem Hubschrauber aus die Leiche des Vermissten entdeckt
  • In der Nähe von Alicante ertrank ein 58-Jähriger in den Wassermassen, berichtete die Zeitung "El País"
  • Bereits am Donnerstag waren in dem Dorf Caudete zwei 70 Jahre alte Eheleute in ihrem Auto von den Fluten mitgerissen worden und ertrunken
Überfluterer Campingplatz Spanien
© Rafael González / dpaIn Cabo de Gata in der Provinz Almería wurde durch die Unwetter an der spanischen Mittelmeerküste ein Campingplatz überflutet.
Die Flughäfen in Almería und Murcia waren zeitweise geschlossen. In der autonomen Region Valencia fiel für rund 700.000 Schüler der Unterricht aus, wie Medien meldeten. In Cabo de Gata in der Provinz Almería musste ein Campingplatz geräumt werden. Die rund 60 Camper stammten aus verschiedenen Ländern, hieß es.

In der Gemeinde Ontinyent in der Provinz Valencia trat ein Fluss über die Ufer, 40 Einwohner wurden aus den Fluten gerettet und 150 weitere vorsorglich in Sicherheit gebracht. Die Wand einer Schule stürzte ein, Verletzte gab es dabei nicht.

Noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen 1917 sei in Ontinyent so viel Regen gefallen, hieß es. An einem Strand in Dénia (Alicante) gab es laut "El País" einen kleinen Tornado. Das Unwetter zog am Donnerstag von Valencia und Alicante weiter südwestwärts Richtung Murcia und Almeria.

Was ist "Gota fría"?

Das in der spanischen Mittelmeerregion in den Monaten September und Oktober sehr häufige Phänomen "Gota fría" zog abgeschwächt ins Landesinnere der iberischen Halbinsel.
  • Der "kalte Tropfen" basiert auf den stark schwankenden Temperaturen von Meer und Luft.
  • Es entsteht, wenn die ersten atlantischen Tiefausläufer mit feuchtkalter Luft sich über das warme Mittelmeer schieben.
Unwetter wirbeln Flugplan nach Mallorca durcheinander

In den Tagen zuvor waren schwere Unwetter über Mallorca niedergegangen. Die Wetterlage im Mittelmeerraum wirbelte auch die Flugzeiten nach Mallorca durcheinander: Wie die Fluggesellschaft Eurowings auf Twitter mitteilte, sollten sich Reisende wegen möglicher Einschränkungen über den Status ihrer Flüge informieren.

Die "Mallorca Zeitung" berichtete, dass in Folge des Gewitters am Freitag am Flughafen von Mallorca 22 Flüge umgeleitet und 32 weitere ganz abgesagt wurden.


Unwetter auf Mallorca - dramatische Szenen auf Fähre

Ein mit der Abkürzung DANA (Isoliertes Tiefdruckgebiet in großen Höhen) bezeichnetes Unwetter hatte in den vergangenen Tagen über den Balearen gewütet, Sachschäden hinterlassen und in Teilen der Insel Mallorca sogar den Schulbeginn nach den Sommerferien verzögert.

Auf der Baleària-Fähre Hypatia de Alejandría hatten sich dramatische Szenen abgespielt - auf der Route von Barcelona nach Alcúdia wurde der Seegang so heftig, dass mehrere 40-Tonner umstürzten. Die Fähre musste nach Palma de Mallorca umgeleitet werden, wo Kräne die Laster vom Schiff holten.

Heftige Unwetter auf Mallorca - die Auswirkungen auf die Insel

Vor allem am Mittwoch hatte das Unwetter auf der Balearen-Insel gewütet - Hagel, sturzbachartige Regenfälle und Wasserhosen inklusive. In der Berggemeinde Escorca fielen den Angaben der Agentur Europapress zufolge 154 Liter Regen pro Quadratmeter.
  • Am Flughafen der Balearen-Hauptstadt Palma gab es Verspätungen, einige Flüge mussten nach Ibiza umgeleitet werden
  • Für 18.000 Schüler an 59 Schulen in der Serra de Tramuntana begann die Schule nach den Ferien Donnerstag statt Mittwoch - aus Sicherheitsgründen
  • Bäume stürzten um, Häuser und Straßen wurden überflutet, Stromverbindungen gekappt und Boote losgerissen
  • Immerhin: Die Reserven der Talsperren Cúber und Gorg Blau, die Palma mit Wasser versorgen, stiegen um zehn Prozent, wie die Zeitung "Última Hora" meldete.
  • Gegen die Trockenheit des Bodens tat das Unwetter kurzfristig wenig: Bis das Wasser in den tieferen Schichten der Erde ankomme, können aber noch Monate vergehen