Trotz Corona-Verordnung zog es am Sonntag viele zum Schlittenfahren. In der Hauptstadt schritt die Polizei in mehreren Parks ein, weil Abstände nicht eingehalten wurden.
A Deutsche Bahn employee clears snow on
© Peter GerckeMagdeburg
Am Wochenende hat eine Extremwetterlage Deutschland erreicht. Ein instabiler Polarwirbel bringt arktisch kalte Luft in den Norden und Osten Deutschlands, aus dem Süden kommt hingegen warme Luft. Bei dem seltenen Phänomen prallen Luftmassen aufeinander, die gefrierenden Regen und gefährliche Glätte zur Folge haben können.

Volle Rodelbahnen - Polizei greift ein

Auf den Straßen geht derzeit wenig, auf den Rodelbahnen dafür umso mehr: Viele Menschen haben den Schnee offensichtlich dazu genutzt, den Schlitten oder die Skier auszupacken. In Berlin wurde es laut Polizei besonders eng auf den Hängen an der Teufelsseechaussee, im Fritz-Schloss-Park und im Insulaner-Park. Hier griff die Polizei ein: "Wir sind in mehreren Parks eingeschritten und haben Verwarnungen ausgesprochen", sagte ein Sprecher der Berliner Polizei t-online am Sonntagabend.

Die Polizei dringe darauf, die Abstände einzuhalten und bitte um Vernunft, werde ansonsten aber auch Platzverweise und Anzeigen ausstellen. Das Verlassen der eigenen Wohnung ist in der Hauptstadt laut Corona-Verordnung derzeit eigentlich "nur aus triftigen Gründen" erlaubt.

Verkehrsminister rät: Am Montag lieber zuhause bleiben

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hat den vom Schneechaos betroffenen Menschen in Deutschland geraten, am Wochenbeginn besser zu Hause zu bleiben. Man könne nicht garantieren, im Laufe des Montags den Bahnverkehr wieder zum Laufen zu bekommen, sagte Scheuer nach einer Lagebesprechung am Sonntag bei Bild live.

Das Thema Glatteis werde weniger, aber der Schnee höre nicht auf. Der Wind mache "megamäßig" Probleme, vor allem mit Schneeverwehungen. Betroffen seien auch die Autobahnen und die Bahn. Das heiße, in Absprache mit dem Arbeitgeber "lieber zu Hause bleiben", so der Minister. Heftige Schneefälle hatten am Sonntag den Bahn- und Straßenverkehr teilweise lahmgelegt.

Universitätsklinikum Münster schaltet in Notbetrieb

Das Universitätsklinikum Münster schaltet wegen der Extremwetterlage an diesem Sonntag und am Montag in den Notbetrieb: Patienten, die für eine elektive Operation oder eine ambulante Behandlung ins Klinikum kommen sollten, werden gebeten, zuhause zu bleiben. Auch die Corona-Teststelle bleibt am Montag geschlossen. Das berichten die Westfälischen Nachrichten. Das Krankenhaus bleibe aber weiter erreichbar für Notfälle und werde vom Rettungsdienst weiter angefahren. Mit betroffenen Patienten sollen in den nächsten Tagen neue Termine ausgemacht werden.

Schulen bleiben in Thüringen am Montag geschlossen

Aufgrund des Schneesturms bleiben die Schulen im gesamten Freistaat Thüringen am Montag geschlossen. Es finde weder Präsenzunterricht noch Notbetreuung statt, wie das Bildungsministerium mitteilte. Kinder, die dennoch zur Schule erscheinen, sollen bis zur Abholung jedoch betreut werden. "Sicherheit geht vor", sagte Bildungsminister Helmut Holter (Linke) am Sonntag laut MDR.

Wind schiebt Kinderwagen in Teich - Mutter rettet Kinder

Ein Kinderwagen für Zwillinge ist wegen des starken Windes in einem Garten in Hamburg-Nienstedten ins Rollen gekommen und in einen Teich gefahren. Dabei sei einer der 22 Monate alten Jungen mit dem Kopf kurz unter Wasser geraten, sagte ein Polizeisprecher am Sonntag in Hamburg. Die Mutter habe ihr Kind sofort aus dem Teich gezogen. Ein Nachbar habe sich den zweiten Jungen geschnappt, der nur mit dem Unterkörper in dem eiskalten Wasser gelandet war.

Die Kinder seien direkt in die Wohnung gebracht und versorgt worden. Ein mit dem Rettungshubschrauber eingeflogener Notarzt habe anschließend die Zwillinge in Augenschein genommen und keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen festgestellt.

Zu schwer im Schnee: Mehr als 50 Sattelzüge stecken fest

Wegen starken Schneefalls ist der Lastwagenverkehr auf den Autobahnen in Osthessen in der Nacht zum Sonntag zeitweise zum Erliegen gekommen. Mehr als 55 Sattelzüge hätten aufgrund der glatten Fahrbahn und ihres Gewichts die Steigungen nicht überwinden können, teilte die Polizei in Bad Hersfeld am Sonntag mit.

In der Steigungsstrecke im Knüllwald zum 448,1 Meter hohen Pommer in Richtung Kassel sei der Verkehr von Mitternacht bis vier Uhr morgens komplett zum Erliegen gekommen. 35 Sattelzüge hatten sich auf allen drei Fahrspuren aufgrund der Schneeglätte festgefahren. Mehrere Streifen der Autobahnpolizei und Streufahrzeuge konnten den Verkehr nach vier Stunden wieder zum Fließen bringen. In der Gegenrichtung war die Steigungsstrecke zum Pommer für etwa zwei Stunden blockiert - zehn Sattelzüge hatten sich festgefahren.

AFP, dpa, rtr, ann