Der US-Autovermieter listet seine Elektromodelle aus, allen voran Fahrzeuge des Musk-Konzerns. Auch die deutsche Sixt verzichtet auf Tesla. Was steckt dahinter?
© Karsten Schmalz / IMAGOAusgebrannter Tesla, Bietigheim, 18. April 2022.
Düsseldorf. Es ist ein Rückschlag für die Elektromobilität und deren Vorreiter Tesla: Hertz, einer der drei größten Autovermieter der Welt, verkauft rund 20.000 Elektrofahrzeuge aus seiner US-Flotte. Und ersetzt sie durch Verbrennermodelle, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Betroffen sind vor allem Fahrzeuge von Tesla, die nun teilweise zur Hälfte des Neupreises wiederverkauft werden,
wie das Wiederverkaufsportal von Hertz in Amerika zeigtZu den Gründen für den Strategiewechsel verwies der Vermieter
auf hohe Kosten für Reparaturen und Schäden bei den Elektrofahrzeugen. Die Ausgaben für Reparaturen nach Unfällen insbesondere bei Elektroautos seien im vierten Quartal hoch gewesen, teilte das Unternehmen mit. Hertz bezifferte die Abschreibungen auf etwa 245 Millionen Dollar. "Entsprechend unterstützt das die Entscheidung, die Elektroauto-Flotte zu reduzieren", hieß es.
Im April 2022 hatte das Unternehmen noch angekündigt,
bis zu 65.000 Elektroautos von Polestar zu kaufen, wenige Monate zuvor hatte Hertz bereits verkündet, 100.000 Tesla-Autos bis Ende 2022 in die Flotte zu holen. In der Zwischenzeit hat Tesla selbst aber im Konkurrenzkampf mit anderen Herstellern erheblich die Preise gesenkt. Auch das belastet die Restwertentwicklung.
Konkurrent Sixt hatte zuletzt bereits angekündigt, wegen schwacher Wiederverkaufswerte keine Elektroautos von Tesla mehr zu vermieten, und zudem ebenfalls auf höhere Reparaturkosten verwiesen. Die übrigen Fahrzeuge - Ende 2023 noch etwa 3000 Stück -
würden nach und nach aus der Flotte genommen. Neue würden nicht gekauft.
In der Regel hält Sixt seine Neuwagen für ein halbes Jahr in der Flotte und verkauft sie dann auf eigene Rechnung. Das Unternehmen aus Bayern will seine Flotte in Europa bis 2030 zu 70 bis 90 Prozent auf E-Autos umgestellt haben. Das soll nun vor allem mithilfe der deutschen Marken BMW, Mercedes und Audi, aber auch des chinesischen Marktführers BYD geschehen. Zu der Entscheidung von Hertz wollte sich Sixt am Freitag nicht äußern.
Europcar setzt weiter verstärkt auf E-Mobilität und sieht keinen Bedarf, von seiner bisherigen Flottenstrategie abzuweichen, erklärt eine Sprecherin. Zurzeit betrage der E-Anteil zwölf Prozent.
Viel Gegenwind für die ElektromobilitätDoch nicht nur die Zweifel der Vermieter sind zuletzt gewachsen. Insgesamt stockt der Hochlauf der Elektromobilität. In Europa hatte sich die private Nachfrage nach den Stromern zuletzt spürbar abgekühlt, unter anderem auch wegen gestrichener öffentlicher Förderungen. Adam Jonas, Analyst bei Morgan Stanley, sagte in einer Notiz, dass der Schritt von Hertz ein weiteres Zeichen dafür sei, dass die Erwartungen an die Elektromobilität "nach unten zurückgesetzt" werden müssten.
Mit der Nachricht, dass der Autovermieter nun verstärkt Elektroautos aussortiert, rücken zudem Qualitätsprobleme der Fahrzeuge in den Fokus. Weil derzeit deutlich weniger Stromer als Verbrenner auf dem Markt sind und diese relativ jung sind, ist die Datenlage zu den Fahrzeugen begrenzt. Prüfexperten vom Tüv zufolge gelten aber vor allem Achsaufhängung und Bremsscheiben als häufige Mangelstelle der E-Fahrzeuge.
Beim Gebrauchtwagenreport von Tüv und Autobild Ende vergangenen Jahres hatte Teslas Model 3 unter 111 geprüften Modellen den letzten Platz belegt.
Branchenkreisen zufolge sei außerdem die Logistik für Elektroauto-Komponenten
oft noch lückenhaft. Selbst einfache Teile wie Windschutzscheiben oder Stoßfänger seien schwierig zu bekommen und oftmals teurer als bei Verbrennern. Für die Autovermieter bedeutet das unterm Strich weniger Gewinn.
So zeigen Daten von Bloomberg NEF für die Flughäfen München und Orlando, beides Standorte mit besonders vielen Anmietstationen: Verdienen Anbieter wie Sixt oder Hertz bei Verbrennern je 1000 Dollar Investition in ihre Flotte wöchentlich im Schnitt 8,40 Dollar mehr, liegt der Wert bei Elektroautos bei nur 5,20 Dollar pro Woche.
Mit Agenturmaterial
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