Im Mittelpunkt der Berichterstattung steht meist das Ozonloch über der Antarktis, weil es bedeutend umfangreicher ist als dasjenige über dem Nordpol. 1985 wurde erstmals das Ozonloch der Antarktis nachgewiesen. Nun gibt es aktuelle und alarmierende Meldungen auch zum Ozonloch der Arktis, wie ein Forscherteam im Magazin Nature berichtet.

Wie damals schon gemeldet wurde, hat das Ozonloch der Arktis im Frühjahr 2011 eine Rekordausdehnung erreicht, nachdem es über mehrere Jahre mäßig kleiner geworden war. Die Gründe für die außergewöhnliche Ausdehnung liegen noch im Dunkeln. Alarmierend ist die Meldung, weil man nicht damit gerechnet hatte nach den globalen Maßnahmen zum Schutz der Ozonschicht und weil die Ausdehnung auch die bewohnten Kontinente erreicht hat, an einzelnen Tagen sogar über Deutschland. In Höhen von 18 bis 20 Kilometern seien bis zu 80% der Ozonschicht verschwunden, berichten die Forscher.

“Es ist das erste Mal, dass wir auch in der Arktis von einem Ozonloch sprechen müssen”, meinte ein Forscher vom Alfred-Wegener-Institut in Potsdam dazu.

Das Ozonloch entsteht nur bei sehr niedrigen Temperaturen, wie sie normalerweise in der Antarktis, aber nicht in der Arktis vorherrschen. Über die genauen Ursachen in diesem Frühjahr wird daher noch gerätselt. Eine Möglichkeit ist durch die Zunahme der Treibhausgase gegeben, die zu einer Abkühlung der Stratosphäre führen kann. Eine zweite Möglichkeit liefern die polaren Luftwirbel in den betreffenden Höhen, die in diesem Winter ungewöhnlich stabil waren und daher stark auskühlten, wie mit dem Satelliten ENVISAT bereits im Frühjahr festgestellt worden war.

Bei Temperaturen unter etwa -80°C finden chemische Reaktionen statt, die zur Zerstörung der Ozonschicht führen, indem die Ozonmoleküle, die aus 3 Sauerstoffatomen zusammengesetzt sind, gespalten oder an der Bildung gehindert werden. Dabei treten Lawineneffekte auf, weil die Spaltprodukte selber wiederum Ozonmoleküle spalten, ähnlich einer Kettenreaktion in Atomreaktoren. Eine zentrale Rolle spielt das Chlor, weswegen die in Kühlmitteln enthaltenen FCKW ab 1990 verboten wurden. Mit einer deutlichen Erholung der Ozonschicht wird erst Mitte dieses Jahrhunderts gerechnet.

Die Auswirkungen der Ozonzerstörung treffen die Lebewesen der höheren Breiten, indem die verstärkte, energiereiche UV- und besonders die UV-B-Strahlung am Boden zu vielfältigen Schädigungen führen kann, von Hautkrebs über Schädigungen der Augen bis zu genetischen Defekten. Schädigende Auswirkungen auf die Biosphäre allgemein einschließlich der Mikroben sind nachgewiesen, sind in ihrer Gesamtheit jedoch unabsehbar. Betroffen sind auch Kunststoffe, die durch UV-Strahlung in ihren Eigenschaften oder ihrem Verhalten verändert werden können.