Essen. Eine neue Studie bestätigt die Zweifel an der Umweltverträglichkeit von Biosprit. Amerikanische, deutsche und französische Wissenschaftler haben in der bislang größten und umfassendsten Studie die Folgen der Biospritproduktion durch Biomasse aus Wäldern unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Die Kohlendioxidausstoß (CO2) stieg in so genutzten Forsten um mindestens 14 Prozent. Die Studie erscheint am heutigen Montag in der Fachzeitschrift „Nature Climate Change“.
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„Bisher haben wir angenommen, dass Bioenergie aus totem Holz, Laub und Baumschnitt klimaneutral zu erzeugen ist und sogar den Kohlendioxid-Ausstoß insgesamt senkt“, sagt Tara Hudiburg, Forstwissenschaftlerin der Oregon State University und Autorin der Studie. Der Grund für die Annahme: Es werde nur so viel CO2 bei einer Verbrennung freigesetzt wie zuvor durch die Pflanzen gebunden war. Dies erwies sich in den Untersuchungen als falsch. Durch die intensivere Bewirtschaftung des Waldes übersteigen die Emissionen die möglichen Einsparungen deutlich.

Mehr Klimagas, statt weniger

In den vergangenen vier Jahren untersuchten die Forscher 80 verschiedene Wälder in Oregon, Washington und Kalifornien. Hudiburg: „Wir fanden heraus, dass die Gewinnung von Biomasse aus den Wäldern und ihre Nutzung in verschiedener Form mehr CO2 in die Atmosphäre freisetzt als jede andere Art der Waldbewirtschaftung.“ Für das Ziel, die Treibhausgas-Emissionen zu senken, sei demnach die Erzeugung von Bio-Energie aus Wäldern nicht sinnvoll, ja sogar kontraproduktiv.

Diese Ergebnisse dürften auch für die europäische Umweltpolitik von Bedeutung sein. Bis 2020 will die EU den CO2-Ausstoß um 20 Prozent senken, unter anderem durch den Einsatz von Biosprit. Schon zuvor kamen Studien kamen zu dem Ergebnis, dass durch den Einsatz von Biosprit insgesamt nicht weniger, sondern mehr Treibhausgase in die Atmosphäre gelangen. Die Klimabilanz des Ökotreibstoffs, der in Deutschland als E10 vertrieben wird, ist demnach negativ.


Kommentar: Im Anbetracht der Tatsache, dass der globale Klimawandel rein gar nichts mit dem CO2-Ausstoß zu tun hat und demnach auch nicht durch den Menschen verursacht wird, ist es wirklich lächerlich, welch ein Schauspiel noch immer um den Klimaschutz veranstaltet wird. Dennoch ist es widerum nicht verwunderlich, da viel Geld im Spiel ist.


Weltweit werden riesige Flächen gerodet

So kam das Londoner Institut für Europäische Umweltpolitik (IEEP) bereits Ende 2010 zu dem Ergebnis, dass eine Erweiterung der Anbauflächen für Energiepflanzen dem Klima mehr schadet als die fossilen Energien, die Biosprit mehr und mehr ersetzen sollen. Demnach wird der steigende Einsatz von Biosprit in Europa zu einem Anstieg der klimaschädlichen Emissionen führen, weil für die Produktion der Agrotreibstoffe weltweit riesige Flächen in zusätzliches Ackerland umgewandelt werden müssen. Um die europäischen Klimaziele zu erreichen, müssten laut IEEP weltweit knapp 70.000 Quadratkilometer Wald, Weiden und Feuchtgebiete als Ackerland kultiviert werden - eine Fläche etwa doppelt so groß wie Belgien.

Eine Studie der EU-Kommission bestätigte vor wenigen Monaten diese Ergebnisse. Wenn die indirekten Klimafolgen in die CO2-Bilanz des Biokraftstoffs eingerechnet würden, werde durch die Herstellung von Raps 4,5 Prozent mehr CO2 ausgestoßen als bei normalem Benzin, bei Soja seien es sogar knapp 12 Prozent. Bislang aber werden die indirekten Klimafolgen des Anbaus von Energiepflanzen nicht berücksichtigt. Zu diesen Folgen gehören Verdrängungseffekte in der Landwirtschaft, zerstörte Regenwälder, Monokulturen, intensive Bewirtschaftung. Würde man diese Effekte in die Klimabilanz einführen, werde aus dem Biosprit ein Umweltsünder.

Steigende Lebensmittelpreise

Die Umweltorganisation Greenpeace weist auf eine weitere Folge hin: In Deutschland werden mittlerweile rund 20 Prozent der Ackerflächen für die Produktion von Biotreibstoffen und Biogas genutzt. In den USA werde bereits über die Hälfte des Maises zu Ethanol und Benzinersatz verarbeitet, in Brasilien etwa ein Fünftel des Zuckers. „Das führt dazu, dass die Ernte nicht mehr ausreicht, um die Nachfrage auf dem Lebensmittelmarkt zu befriedigen“, sagte Landwirtschaftsexperte Martin Hofstetter. Die Folge seien weltweit steigende Preise, was vor allem für ärmere Länder ein Problem ist. Dabei gebe es genügend Lebensmittel, um die Weltbevölkerung zu ernähren, bilanzierte jüngst der Welt-Ernährungsreport der Vereinten Nationen.

Es sei zweifelhaft, ob mit Biotreibstoffen maßgeblich CO2 eingespart werden könne, so Hofstetter. Sicher aber sei, dass immer mehr Menschen in den Entwicklungsländern unter steigenden Nahrungsmittelpreisen leiden, weil die Industrieländer ihre Klimabilanz verbessern wollen. Die Organisation fordert sogar ein Verbot des so erzeugten Biosprits: No food for fuel! „Doch stattdessen landen Lebensmittel im Tank.“