Bildgebende Verfahren zeigen Unterschiede in der Arbeitsweise des Gehirns bei Kindern mit der Aufmerksamkeitsstörung

Chicago (USA) - Das Gehirn von Kindern mit ADHS arbeitet tatsächlich anders: Bestimmte Signalwege, die an der Verarbeitung visueller Informationen beteiligt sind, scheinen bei der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung unterbrochen zu sein. Das haben amerikanische Forscher mithilfe bildgebender Verfahren sichtbar gemacht, indem sie die Hirnaktivität von Kindern mit ADHS mit der von Kindern ohne die Probleme verglichen. Ihre Untersuchungen mittels funktioneller Magnetresonanztomografie könnten neue Möglichkeiten für eine sicherere Diagnose der Störung eröffnen - bisher gestaltet sich diese nicht einfach, berichteten die Forscher auf der Jahrestagung der" Radiological Society of North America" in Chicago.

"ADHS zu diagnostizieren ist sehr schwierig, wegen der breit gefächerten Vielfalt der Verhaltenssymptome", erläuterte Xiaobo Li vom Albert Einstein College of Medicine in New York. Es gibt bislang keinen einzelnen Test, der diese Erkrankung bei einem Kind sicher erkennen lässt. Bei vielen verhaltensauffälligen Kindern wird daher fälschlicherweise ADHS diagnostiziert, während die Störung bei anderen Kindern unerkannt bleibt. Einen zuverlässigen Biomarker als objektiven Anhaltspunkt für ADHS entwickeln zu können, könnte demnach viel zur Diagnose beitragen.

Bisherige Studien mit bildgebenden Verfahren hatten bereits bestimmte Veränderungen in der Hirnaktivität von ADHS-Kindern aufgezeigt. Viel Forschungsarbeit zu ADHS konzentriert sich darüber hinaus auf den Aspekt der Impulsivität, doch Probleme mit der Aufmerksamkeit sind ein ebenfalls zentraler und wichtiger Faktor der Störung. Die Untersuchung von Li und ihren Kollegen konzentrierte sich nun darauf, ob es auch erkennbare Veränderungen in der Hirnaktivität und funktionellen Verbindungen im Gehirn gibt, während eine Aufgabe gelöst wird, die Arbeitsgedächtnis und Aufmerksamkeit beansprucht.

Die Forscher beobachteten dazu die Hirnaktivität von 20 Kindern mit ADHS und 15 gesunden Kindern im Alter von 9 bis 15 Jahren mithilfe funktioneller Magnetresonanztomografie. Währenddessen beschäftigten sich die jungen Probanden mit einem Test, bei dem sie sich auf kurze Zahlenfolgen konzentrieren und sich an diese erinnern mussten. Aus den Aufnahmen erstellten die Radiologen dann Karten mit den individuellen Aktivitätsmustern, die anzeigten, welche Hirnregionen während der Durchführung der Aufgabe aktiviert wurden. Diese Karten verglichen sie zwischen den beiden Gruppen und stellten fest: Kinder mit ADHS zeigten in diversen Hirnregionen, die an der Verarbeitung visueller Informationen beteiligt sind, andere Aktivitätsmuster. Außerdem beobachteten die Forscher, dass auch innerhalb des Signalweges die Kommunikation zwischen einzelnen, an diesen Verarbeitungsprozessen beteiligten Hirnregionen unterbrochen zu sein scheint. "Dies sagt uns, dass Kinder mit ADHS teilweise unterschiedliche funktionelle Signalwege nutzen, um diese Informationen zu verarbeiten", sagte Li. Ursache dafür könnte sein, dass in der sogenannten weißen Substanz bestimmte Prozesse der Informationsverarbeitung bei visueller Aufmerksamkeit beeinträchtigt sind.

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