Der Wirkstoff Bisphosphonat wird seit über 20 Jahren in der Behandlung der Osteoporose eingesetzt. Das Medikament hemmt die Osteoklasten, die als spezialisierte Knochenzellen Skelett-Substanz abbauen. Darüberhinaus lagert sich Bisphosphonat in den Knochen an und fördert die Mineralisierung. Jetzt hat sich in Schweden jedoch ergeben, dass insbesondere Ermüdungsbrüche des Oberschenkels durch die Einnahme des Mittels begünstigt werden. Das geht aus einer großangelegten Studie hervor, deren Ergebnisse das New England Journal of Medicine veröffentlichte.

Per Aspenberg von der Linköping University untersuchte in einer Studie fast 13 000 Frauen.
Alle waren über 55 Jahre alt und hatten einen Bruch des Oberschenkels erlitten. Ins Augenmerk rückte eine kleine Gruppe von Versuchsteilnehmerinnen. Sie zeigten Symptome einen Ermüdungsbruches. Per Aspenberg spricht von der „atypischen“ Form der Oberschenkelfraktur.

Überraschend war, dass die meisten dieser Patientinnen Bisphosphonat einnahmen. Ein weiteres Ergebnis der Studie zeigt, wie sich eine einjährige Unterbrechung der Medikamentengabe auswirkt: Dann sei die Gefahr eines Knochenbruches um 70% gesenkt, so Aspenberg.

Dass Bisphophonat den atypischen Ermüdungsbruch des Oberschenkels fördert, bestreiten die Pharmahersteller. Aspenberg fordert hingegen eine Diskussion über die Osteoporose-Behandlung. Die Debatte könne eine Neubewertung von Bisphosphonat zur Folge haben.

Eines räumt Aspenberg aber ein: Bisphosphonat senkt deutlich das Risiko von Frakturen insgesamt. Nur in einer kleinen Gruppe der Osteoporose-Patienten sei die Medikation kritisch zu betrachten.