Der frühere israelische Botschafter in Deutschland, Avi Primor, glaubt nicht daran, dass der Iran am Besitz von Atomwaffen zu hindern sein wird. "Da kann der Westen noch so viele Sanktionen verhängen", sagte er der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Montag-Ausgabe). "Ein Land mag bitterarm sein, die Bevölkerung mag hungern, für Waffen ist immer genug Geld da", so der Diplomat. Und obwohl die Iraner das Regime der Mullahs hassen würden, stünden sie hinter dessen Atomwaffenprogramm - aus nationalem Stolz. Wenn der Westen dazu verdammt sei, mit einem atomar aufgerüsteten Iran zu leben, "müssen wir uns darum kümmern, in wessen Händen sich die Atomwaffen befinden", so Primor weiter. "Sind das die Ajatollahs, bedeutet das eine unkontrollierbare Gefahr. Denn dann ist nicht ausgeschlossen, dass Terrorgruppen Zugriff auf das Atomarsenal erhalten." Skeptisch zeigte sich Primor hinsichtlich der aktuellen israelischen Politik. Jerusalem glaube, den Atomwaffenbesitz militärisch verhindern zu können. "Ich denke, wir müssen vordringlich an etwas ganz anderem arbeiten: nämlich an einem Regimewechsel im Iran", betonte Primor. Dazu müssten Opposition und Untergrundgruppen sehr viel mehr diskrete Hilfe aus dem Westen bekommen. Der Aufstand 2009 habe gezeigt, dass die Opposition großen Rückhalt im iranischen Volk hat.

ots

Mitteldeutsche Zeitung
Hartmut Augustin
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