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© AFPCatherine Ashton
Ausgerechnet die Chefdiplomatin der EU zieht einen unnötigen Vergleich: Catherine Ashton verurteilt die Morde in Toulouse und spricht im gleichen Atemzug über den Gazastreifen.

Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton hat die bei dem Anschlag auf eine jüdische Schule in Toulouse ermordeten Kinder mit Kindern verglichen, die im Gazastreifen ums Leben kommen. "Wenn wir daran denken, was heute in Toulouse passiert ist, erinnern wir uns daran, was letztes Jahr in Norwegen passiert ist, wir wissen was momentan in Syrien passiert und wir sehen, was in Gaza und an anderen Orten passiert, wir denken an junge Menschen und Kinder, die ihr Leben verloren haben," sagte Ashton am Montag am Rande eines Treffens mit palästinensischen Jugendlichen in Brüssel.

In Toulouse hatte ein Unbekannter am Montagmorgen drei Schüler und einen Religionslehrer erschossen. Gegen 08.00 Uhr morgens eröffnete der Täter das Feuer: Er erschoss zunächst den Lehrer vor der Schule, ging dann auf das Gelände und feuerte dort wahllos auf Erwachsene und Schüler, wie die Staatsanwaltschaft Toulouse mitteilte. Dabei starben die beiden Kinder des Lehrers sowie die Tochter des Schuldirektors.

"Antisemitischer Reflex"

Reaktionen auf Ashtons Äußerung ließen nicht auf sich warten: Israels Außenminister Avigdor Lieberman bezeichnete den Vergleich als unangemessen und sagte, er hoffe, dass Ashton ihr Statement zurückziehen werde. Die Kinder über die Ashton reden solle, seien "diejenigen im Süden Israels, die in ständiger Angst vor Raketenangriffen aus Gaza leben," sagte Lieberman der Jerusalem Post am Rande eines China-Besuchs.

Verteidigungsminister Ehud Barak forderte Ashton ebenfalls auf, ihren Vergleich zurückzunehmen. Er sei "abscheulich und weit von der Realität entfernt," sagte Barak. Israel gehe im Gazastreifen "mit der der allergrößten Vorsicht vor, um die Leben Unschludiger zu schützen". Er hoffe sehr, "dass die EU-Außenbeauftragte ihren Fehler einsieht".

Oppositionsführerin Tzipi Livni sagte: "Es gibt keinerlei Gemeinsamkeit zwischen einem Akt des Hasses oder einem Machthaber, der sich gegen sein eigenes Volk wendet, und ein Land, das Terrorismus bekämpft, selbst wenn dabei Zivilisten ums Leben kommen sollten."

"Es ist ein antisemitischer Reflex von Ashton, bei toten jüdischen Kindern daran zu erinnern, dass in Gaza auch Kinder sterben," schrieb der deutsche Grünen-Abgeordnete Volker Beck auf Twitter.

Ashton fühlt sich missverstanden

„Es ist betrüblich, die französischen Opfer eines brutalen, wahrscheinlich antisemitischen Überfalls mit dem Los palästinensischer Kinder zu vergleichen, die von ihrer eigenen Regierung terrorisiert und ihrer Führung radikalisiert werden. Einen der schlimmsten antisemitischen Anschläge der letzten Zeit in Europa so unangemessen zu vergleichen, stellt für Europas Chefdiplomatin einen beunruhigenden Mangel an Sensibilität für die beständige Bedrohung durch Antisemitismus in Europa da,“ sagte Deidre Berger, Direktorin des American Jewish Comittees in Berlin.

Berger beklagte zudem, dass es den Antisemitismus trivialisiere, wenn man einen Kausalzusammenhang zwischen den Erschossenen von Toulouse, mit Opfern von Verkehrsunfällen, Bürgerkrieg und Aggressoren im Nahostkonflikt herstelle.

In einer Stellungnahme aus Ashtons Büro hieß es, ihre Äußerung sei missverstanden worden. Sie habe "über Tragödien gesprochen, die Kinder überall auf der Welt das Leben kosten und keinerlei irgendwie geartete Parallele zwischen den Umständen des Anschlags von Toulouse und der Situation in Gaza gezogen."

Ashton traf vor der Äußerung palästinensischen Premier

Zuvor hatte Ashton bekanntgegeben, dass die EU den Palästinensern 35 Millionen Euro für eine Wasseraufbereitungsanlage in der West Bank und die Modernisierung eines Grenzübergangs zwischen Israel und dem Gazastreifen zur Verfügung stellen würden.

„Mit dieser Investition wird die EU erheblich zur Verbesserung der Lebensbedingungen der palästinensischen Bevölkerung beitragen“, sagte Ashton nach einem Treffen mit dem palästinensischen Premier Salam Fayyad . Gemeinsam mit Fayyad unterzeichnete sie zwei Finanzierungsabkommen.

Das Geld ist Teil der 300 Millionen Euro Hilfsgelder, die die EU Palästina für das laufende Jahr zugesagt hat, sagte Ashton. Am Mittwoch ist die EU auch Gastgeberin des in Brüssel stattfindenden internationalen Gebertreffens für Palästina.

mit AFP