Eine Terrorwelle erfasst Frankreich. In Toulouse hat sich ein Mann, der sich zu der Terrorgruppe al-Qaida bekannt haben soll, verschanzt. Bei dem Attentat auf eine jüdische Schule, das laut einem französischen Polizeisprecher der Vergeltungsschlag für getötete palästinensische Kinder gewesen sein soll, kamen vier Personen um ihr Leben. In Paris wird von einer Autobombe berichtet, die vor der indonesischen Botschaft explodiert ist. Menschen kamen nicht zu Schaden. Welchen Zusammenhang gibt es zwischen den beiden Ereignissen?

Die Frage ist wohl, warum Frankreich, das mitten im Wahlkampf steckt, gerade zu diesem Zeitpunkt von zwei Attentaten heim gesucht wird. Immerhin präsentiert sich Präsident Sarkozy als sehr nah am Geschehen, indem er sich persönlich mit der Einsatzleitung des Polizeiteams trifft, um die Lage zu besprechen. Wenn das keine Volksnähe demonstriert. Just zu dem Zeitpunkt, in dem die sozialistische Flanke gut im Kurs steht und eine Wiederwahl ganz und gar nicht sicher ist. Noch vor wenigen Tagen ging die Sorge seiner Frau durch die Presse, er arbeite sich fast zu Tode. Rührend.

Und dann kommt ein Mann, der sich angeblich zu al-Qaida bekennt und schenkt dem hart arbeitenden Mann ein Attentat auf eine jüdische Schule. Al-Qaida, jene ominöse Vereinigung, die auch für den Anschlag auf das World Trade Center 2001 verantwortlich gemacht wird und hierdurch den militärischen Einsatz in Afghanistan scheinbar legitimierte. Eine Gruppierung, von der einige Vertreter aus dem Lager der Verschwörungstheorien glauben, sie sei eine Erfindung des CIA.

Auch wenn hier keine Verschwörungstheorien bekräftigt werden sollen, so wirkt die Situation inszeniert. Sarkozy und die, die genau ihn an dieser Position sehen wollen, profitieren erheblich von diesem Vorfall. Auch der militärische Einsatz Frankreichs in Lybien scheint gerechtfertigter, wenn es Opfer zweier Anschläge wird.

Dass es eine jüdische Schule war, ist ebenfalls ein delikates Detail. Rechtfertigt das nicht rückwirkend die jüngsten Angriffe auf Palästina? Müssen diese Staaten - Israel, Frankreich und die USA - nicht ihre Feinde in der Welt eliminieren, weil ansonsten immer wieder die Gefahr vergeltender Terroranschläge besteht? Allen voran den Iran?

Wie auch immer die Wahrheit aussieht: sie hat mit hoher Wahrscheinlichkeit ein anderes Gesicht, als das in den Medien transportierte. Es wirkt merkwürdig, dass eine Polizeieinheit, die einen Terrorverdächtigen vor einem Haus belagert, der angeblich auf sie schießt, sich zum Teil ohne jede Schutzkleidung vor diesem Haus aufhält. Vielleicht sind aber auch einfach nur die Arbeitsbedingungen für französische Polizisten so unerträglich, dass sie sich auch gerne erschießen lassen. Für das Vaterland. Die Franzosen gelten nach wie vor als eiserne Patrioten.

Sie, wie auch die jüdischen Franzosen, die nach dem Angriff auf die Schule wieder auf sich als Opfer aufmerksam machen und auf ihr verfolgtes Dasein in der Welt hinweisen können, zeigen, dass ihnen gar keine andere Wahl bleibt, als weiter zu kämpfen.

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass der al-Qaida Attentäter bedauerlicher Weise beim Stürmen des Hauses umkommen wird. Das ersparte eine weitere, langwierige Presseinszenierung eines Strafprozesses. Es sei denn, ein solcher Prozess würde weiterhin den Fokus des Geschehens auf sich lenken und Sarkozys Entschlossenheit, für sein Volk einzutreten, untermauern. Wir werden über die Medien ohnehin nur erfahren, was wir erfahren sollen. So viel ist sicher.
oliver rückemann
© ngo-online.deOliver Rückemann
Oliver Rückemann

Seit mehr als 11 Jahren freier Berater - Autor des Buches "Ökolution 4.0 - Wirtschaftliche und gesellschaftliche Imperative in Zeiten ökologischer und ökonomischer Krisen"