Mohamed Merah starb im Kugelhagel der Elitepolizisten. Sein Vater will den französischen Staat nun für den Tod seines Sohnes vor Gericht bringen. Brisant: Die angebliche Ex-Frau des Todesschützen spricht derweil über eine Scheidung kurz vor dem Attentat - und der TV-Sender El Dschasira hat die Videos der Todesschüsse erhalten.

Von seinem Wohnsitz in Algerien aus kündigte Merahs Vater am Montagabend an, Frankreich wegen der Tötung seines Sohns zu verklagen. Die Sicherheitsbehörden hätten seinen Sohn lebendig fassen müssen, kritisierte er. Zudem sagte der Vater, dass Merah in Algerien bestatten werden solle. Seine Mutter sieht das aus Angst vor Grabschändung anscheinend genauso; ein Bruder will ihn dagegen in Frankreich bestatten lassen. Algerien ist lediglich das Herkunftsland der Eltern.

Frankreichs Behörden versucht derweil, Licht ins Dunkel der Planung und Umsetzung der drei Attentate Merahs zu bringen - darunter ein Mord an drei Kindern und einem Lehrer vor einer jüdischen Schule. Dabei kommt nun heraus, dass Merah wenige Monate vor seiner Gewaltserie nach muslimischem Ritus geheiratet hat. Kurz darauf ließ er sich aber wieder scheiden - so sagt es jedenfalls seine Ex-Frau.

„Die Scheidung wurde am 20. März offiziell“

„Wir haben am 15. Dezember geheiratet und die Scheidung wurde am 20. März offiziell, zwei Tage vor seinem Tod“, sagte die geschiedene Frau am Sonntagabend der französischen Nachrichtenagentur AFP. Nähere Angaben zu ihrem 23 Jahre alten Ex-Mann, den sie nicht standesamtlich heiratete, wollte die Frau nicht machen. Auch die Gründe für die Scheidung nannte sie nicht. Ein Imam bestätigte die Angaben.

In den vergangenen Tagen waren zudem Zweifel an der These vom „einsamen Wolf“ aufgekommen. Die Behörden hatten Mohamed Merahs älteren Bruder Abdelkader ins Visier genommen und am Sonntagabend als Mittäter angeklagt.

Merahs Bruder als Mittäter angeklagt

Die französische Justiz wirft dem 29-Jährigen Beihilfe zum Mord und Verschwörung zur Vorbereitung von Terrorakten vor. Dieser weist die Vorwürfe zurück. Sein am Donnerstag von der Polizei getöteter Bruder hatte behauptet, allein für den Tod der Opfer verantwortlich zu sein. Abdelkader Merah wurde am Sonntag einem Anti-Terror-Richter vorgeführt und anschließend in einen Hochsicherheitstrakt gebracht. Die Polizei habe „ernsthafte und übereinstimmende Erkenntnisse“, wonach er wahrscheinlich Komplize und Teil einer „terroristischen Unternehmung„ gewesen sei, hieß es.

Der ältere Bruder des Todesschützen ließ über seine Anwältin mitteilen, dass er nicht stolz auf die Verbrechen seines jüngeren Bruders sei. Abdelkader Merah verurteile die Taten zutiefst und hoffe, „nicht zum Sündenbock für das zu werden, was sein Bruder getan hat“, sagte Pflichtverteidigerin Anne-Sophie Laguens am Sonntagabend. Das Nachrichtenmagazin Le Point hatte zuvor berichtet, der 29-Jährige habe seinen Stolz ausgedrückt.

Merah schickte Video seiner Attentate an El Dschasira

Die französische Polizei ist indes in den Besitz von Videoaufzeichnungen der tödlichen Anschläge des Serien-Attentäters gelangt. Der arabische Fernsehsender El Dschasira habe den Behörden Kopien der Videos zukommen lassen, hieß es am Montag aus Polizeikreisen in Paris. Den Angaben zufolge zeigen die Aufnahmen einen Zusammenschnitt mehrerer Morde des 23-jährigen Attentäters. Demnach ist das Video mit Musik unterlegt und mit Versen aus dem Koran besprochen.

Mohamed Merah hatte bei drei Attentaten insgesamt sieben Menschen erschossen. Er wurde am vergangenen Donnerstag nach mehr als 30-stündiger Belagerung seiner Wohnung von Elitepolizisten erschossen. Am tödlichen Ausgang dieses Einsatz hatte es lautstarke Kritik gegeben.

cwe/ps/dpa/AFP