Rom/Sofia - Die Menschen in den Erdbebengebieten in Norditalien und in Bulgarien kommen nicht zur Ruhe. Die Bewohner der italienischen Region Emilia Romagna durchlebten erneut eine unruhige Nacht. Ein Nachbeben der Stärke 4,3 schreckte sie auf, ein weiterer Erdstoß erreichte die Stärke 3,2.

Viele liefen panisch ins Freie. Ganze Familien hätten die Nacht in ihren Autos verbracht, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa.

Rund 5000 Menschen sind derzeit in Notunterkünften. Familien, deren Wohnungen zerstört sind, können nun pro Familienmitglied 100 Euro im Monat erhalten, maximal 600 Euro, wie der Chef des Zivilschutzes, Franco Gabrielli am Donnerstag mitteilte. Die Regierung hat nach Medienberichten zugesagt, den Erdbebenopfern vorerst die umstrittene neue Grundsteuer IMU zu erlassen. Über die Provinzen Bologna, Modena, Ferrara und Mantua wurde bis zum 21. Juli der Notstand verhängt.

Die neuen Erschütterungen trafen wieder die Gegend in der Provinz Modena und waren auch in Bologna und Ferrara zu spüren. «Die Angst ist zurückgekehrt», sagte der Bürgermeister der schwer betroffenen Gemeinde Finale Emilia, Fernando Ferioli, laut Ansa. «Wir versuchen die Menschen zu überzeugen, dass sie in ihre Wohnungen zurückkehren sollen, sofern sie benutzbar sind. Aber wenn diese Erdstöße andauern, wird das unmöglich sein.» Solange die Nachbeben nicht aufhörten, könne keine Ruhe einkehren und es gehe nicht voran. Es gab neue Zerstörungen an ohnehin schon beschädigten Gebäuden.

Am Sonntagmorgen hatte ein Beben der Stärke 6,0 Häuser, Fabriken und historische Gebäude in der Region Emilia Romagna beschädigt und teilweise zum Einsturz gebracht. Sieben Menschen starben und etwa 50 wurden verletzt.

In den vergangenen Tagen hatte die Polizei vor SMS gewarnt, in denen die Empfänger aufgefordert wurden, aus Sicherheitsgründen ihre Häuser zu verlassen. Es gibt die Sorge, Räuber könnten verlassene Wohnungen ausräumen.

Auch im Westen Bulgariens riss ein Nachbeben der Stärke 4,0 die Menschen aus dem Schlaf. Das Epizentrum lag wieder rund 20 Kilometer südwestlich von Sofia bei der Kleinstadt Pernik, teilte das bulgarische Seismologische Institut mit. Es gab zwar weder Opfer noch größere Schäden. Trotzdem flohen erschrockene Einwohner von Pernik aus ihren Wohnungen und Häusern. Auch verbrachten viele die Nacht im Freien oder in ihren Autos. Es war eines der heftigsten Nachbeben seit dem Erdstoß der Stärke 5,8, der Bulgarien in der Nacht zum Dienstag erschüttert hatte. Bei dem heftigsten Beben im Raum Sofia seit fast hundert Jahren wurden aber keine Menschen verletzt.

dpa