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Seit den dreißiger Jahren stehlen in Spanien Nonnen die Kinder von Familien, die ihnen nicht kirchengerecht genug erscheinen und verkaufen diese für viel Geld an gottesfürchtigere Familien. Nachdem der Skandal aufgeflogen ist, unterziehen sich tausende von Spaniern und Spanierinnen auf der Suche nach ihren Familienangehörigen nun einem DNA- Test

Wer nach dem Missbrauchsskandal der Kirche in selbiger verharren wollte, muss sich nun erneut die Vertrauensfrage zur Institution seiner geistig- seelischen Führung stellen. Allem Anschein nach wurden seit den dreißiger Jahren an die 300.000 Kinder in Spanien als gestohlen gemeldet. Laut dem spanischen Anwalt Guilliermo Salsamendi muss es ein regelrechtes Netzwerk gegeben haben. „Sonst wäre es den Tätern nicht möglich gewesen, an so vielen Orten in Spanien gleichzeitig zu agieren,“ so der Jurist.

Involviert waren in die Kinderdiebstähle spanische Nonnen. Eine von ihnen, die Dominikanernonne Asuncion Vides Jurenz (Name nach Gehör), soll bis zu fünf Wohnungen betrieben haben, in denen sie die entführten Kinder festhielt und aufzog. Dort trafen sich dann deren neue ‘Besitzer’, um sich ein geeignet erscheinendes Kind auszusuchen. Durch die Vermittlungsgelder ihrer Kunden ist die heute 85jährige Ordensfrau zu einer reichen Immobilienbesitzerin avanciert.

So wurden über Jahrzehnte hinweg tausende von Babies für tot erklärt, stellenweise wurden die Särge leer vergraben oder es befanden sich fremde Kinder darin. Das stellt deren Hinterbliebene vor große seelische Belastungen. Viele spanische Familien lassen die Gräber ihrer angeblich verstorbenen Kinder exhumieren um endlich Gewissheit zu haben, wer denn da begraben liegt. Forensiker entnehmen Knochenreste bei den Toten und Speichelproben bei den Lebenden, um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Immerhin gibt es einen kleinen Lichtblick. So soll eine der beschuldigten Nonnen noch in diesem Herbst vor Gericht kommen.