Sie ist in Ihrem Kochgeschirr, Ihrer Kleidung, den Möbeln, Teppichen, Popcorn-Beuteln und sogar in Ihrem Essen! Die Rede ist von der Perfluoroctansäure (PFOS), und sie bleibt auf ewige Zeiten in der Umwelt und wird sogar im Körper zurückgehalten. PFOS ist ein Giftstoff und bekanntes Karzinogen, man hat es im Blut von über 98 Prozent der US-Bevölkerung entdeckt. Der Kontakt mit dieser Chemikalie wird mit erhöhten Cholesterin- und Harnsäurewerten, chronischer Niereninsuffizienz und Nierenkrebs in Verbindung gebracht.

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Bei einer hohen Belastung der Teflon- (eingetragenes Warenzeichen von DuPont) Chemikalie PFOS steigt das Hodenkrebs-Risiko sprunghaft um 170 Prozent.

Im DuPont-Werk am Ohio River wird PFOS seit den 1950er Jahren bei der Herstellung von Chemikalien verarbeitet, die bei der Produktion von Antihaft-Produkten, ölresistenten Papierverpackungsmaterialien, wie beispielsweise Hamburger-Papier, und schmutzabweisenden Textilien verwendet werden. Praktisch alles, was knitterfrei, hitzebeständig oder schmutzabweisend ist, enthält PFOS.

Im Blut von Kindern, die flussabwärts von einer DuPont-Chemiefabrik am Ohio River leben, findet sich PFOS. Das war der Anlass für eine der ersten Studien über die Wirkung auf Kinder. Unter mehr als 10.000 Kindern im Alter zwischen einem und 17 Jahren war bei denen mit den höchsten Werten die Wahrscheinlichkeit einer Schilddrüsenerkrankung am größten. Natürlich bestätigen diese Ergebnisse nur die früheren Erkenntnisse aus Studien an Erwachsenen.

Schilddrüsenhormone spielen beim Stoffwechsel, beim Wachstum und bei der Entwicklung des Gehirns eine entscheidende Rolle. Diese Hormone sind besonders während der fetalen Entwicklung und in der frühen Kindheit wichtig, schon geringe Veränderungen in den Schilddrüsenhormonwerten in dieser Entwicklungsphase beeinträchtigen bei Kindern den IQ und die motorischen Fähigkeiten.

DuPont wegen Teflon-Vertuschung mit Bußgeld belegt

Im Juni 2005 wurde gegen DuPont eine Sammelklage über fünf Milliarden Dollar eingereicht, weil es das Unternehmen mehr als 20 Jahre lang unterlassen hatte, die Öffentlichkeit über die bekannten Probleme im Zusammenhang mit PFOS aufzuklären. Die unabhängige US-Behörde Environmental Protection Agency (EPA) verkündete später, dem 25 Milliarden Dollar schweren Teflon-Hersteller werde eine Geldbuße in Höhe von nur 16,5 Millionen Dollar auferlegt, weil er 20 Jahre lang Studien vertuscht habe, die belegten, dass er mit einer nicht-abbaubaren Chemikalie das Trinkwasser verseuchte und Neugeborenen schadete. Die Geldbuße war das höchste Bußgeld, das die EPA gemäß einem windigen Gesetz über toxische Chemikalien jemals verhängt hatte, es betrug nicht einmal ein halbes Prozent der Gewinne, die DuPont damals mit Teflon erwirtschaftete, und nur einen Bruchteil der 313 Millionen Dollar, die die Behörde hätte verhängen können.

Die Umweltschutzorganisation Environmental Working Group (EWG.org) bezeichnete die Strafe als Ausdruck der schwachen Hand der US-Regierung im Umgang mit industriellen Umweltverschmutzern. »Was ist die angemessene Strafe für ein 25-Milliarden-Dollar-Unternehmen,das jahrzehntelang wichtige gesundheitsrelevante Informationen über eine giftige Chemikalie verheimlicht hat, die heute jeden Mann, jede Frau und jedes Kind in den Vereinigten Staaten vergiftet?« fragte Ken Cook, der Präsident und Mitbegründer der Gruppe. »Ganz bestimmt nicht 16 Millionen Dollar, auch wenn das einen Rekordbetrag darstellt, gemäß einem Bundesgesetz, das allgemein als extrem schwach bewertet wird.«

Natürlich sieht sich DuPont verantwortlich dafür, nicht über die Entdeckung aus dem Jahr 1981 berichtet zu haben, wonach eine chemische Verbindung, die bei der Teflon-Herstellung verwendet wird, die Plazenta einer Arbeiterin aus West Virginia und das Blut ihres ungeborenen Kindes vergiftet hatte. Anderen Beschwerden zufolge hielt DuPont jahrelang Informationen über die unerwartete Kontamination im Blut von Arbeitern und die Freisetzung von Umweltgiften zurück, die die Wasserversorgung von mehreren Tausend Haushalten in West Virginia und Ohio verseucht hatten. DuPont bezieht offiziell die Haltung, man gehe davon aus, dass das Produkt Teflon die menschliche Gesundheit nicht beeinträchtige.

Geld regiert die Welt

DuPont zählt zu den größten Chemiekonzernen der Welt. Für die Zeit von 2008 bis 2010 gab das Unternehmen einen Gewinn von mehr als zwei Milliarden Dollar an, es bezahlte keine Ertragssteuer an die Bundesregierung, erhöhte die Gehälter der Führungskräfte um stattliche 188 Prozent und bezahlte fast 14 Millionen Dollar für Lobbyarbeit zugunsten unternehmensfreundlicherer Gesetze. DuPont ist der einzige PFOS-Hersteller der USA. Warum es dann so schwer ist, diesen Wahnsinn zu stoppen? Weil die Amerikaner immer noch ihre Produkte kaufen und weil Geld die Welt regiert.