Unter den Inseln Mauritius und Reuninon hat ein internationales Wissenschaftler-Team Bruchstücke eines verborgenen einstigen Mikrokontinents entdeckt. Mauritia, so der Name des Kontinent-Fragments, löste sich beim Auseinanderdriften von Madagaskar und Indien vor ca. 60 Millionen Jahren und war bisher unter gigantischen Lavamassen versteckt.
Mauritia - verborgener Kontinent im Indischen Ozean
© GFZ/SteinbergerDie farbige Spur (linke Farbskala) westlich von Reunion ist die berechnete Bewegung des Reunion-Hotspots. Die schwarzen Linien mit gelben Kreisen bzw. dem roten Kreis geben die entsprechend berechnete Spur auf der Afrikanischen Platte, bzw. der Indischen Platte an. Die Zahlen in den Kreisen sind Alter in Millionen Jahren. Die Gebiete mit Topographie knapp unterhalb der Meeresoberfläche werden jetzt als Kontinentale Fragmente angesehen.
Potsdam (Deutschland) - Tatsächlich "scheinen solche Kleinstkontinente in den Ozeanen viel häufiger vorzukommen als bisher angenommen", erläutern die Forscher um Dr. Bernhard Steinberger vom Deutschen GeoForschungsZentrum (GFZ, gfz-potsdam.de) und Dr. Pavel Doubrovine von der Universität Oslo in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals Geosciences.

Das Auseinanderbrechen von Kontinenten stehe häufig mit sogenannten Mantelplumes in Zusammenhang: "Das sind riesige Blasen heißen Gesteins, die aus dem tiefen Erdmantel aufsteigen und die tektonischen Platten von unten aufweichen, bis die Platten an diesen Hotspots auseinanderbrechen. So brach der Osten des Urkontinents Gondwana vor ca. 170 Millionen Jahren auseinander. Zunächst wurde ein Bruchstück abgetrennt, aus dem in der Folge Madagaskar, Indien, Australien und die Antarktis entstanden, die danach in ihre heutige Position wanderten."

Bei der Entstehung des Indischen Ozeans scheinen Plumes, die sich derzeit unter den Inseln Marion und Reunion befinden, eine Rolle gespielt zu haben. "Wenn die Zone des Auseinanderbrechens am Rand einer Landmasse - in diesem Fall Madagaskar / Indien - liegt, können Fragmente davon abgespalten werden. Die Seychellen sind ein bekanntes Beispiel für ein solches Kontinent-Fragment."

Die Gruppe von Geowissenschaftlern aus Norwegen, Südafrika, Großbritannien und Deutschland veröffentlichte nun eine Arbeit, die, basierend auf der Untersuchung von Lava-Sandkörnern vom Strand von Mauritius, auf weitere Fragmente hindeutet. "Die Sandkörner enthalten den Halbedelstein Zirkon mit einem Alter von 660 bis 1970 Millionen Jahren, was dadurch erklärt wird, dass die Zirkone von der Lava mitgenommen wurden, als diese durch unterliegende kontinentale Kruste dieses Alters drang."

Diese Altersbestimmung wurde durch eine Neuberechnung der Plattentektonik ergänzt, welche genau erklärt, wie und wo die Fragmente in den Indischen Ozean kamen. "Dadurch ergibt sich einerseits die Lage der Platten gegenüber den beiden Hotspots zum Zeitpunkt des Auseinanderbrechens, was auf den ursächlichen Zusammenhang hindeutet", so Steinberger. "Andererseits konnten wir zeigen, dass die weggebrochenen Kontinent-Fragmente hinterher ziemlich genau über den Reunion-Plume gewandert sind, was erklärt, dass sie von Vulkangesteinen zugedeckt wurden.“ Die Fragmente, die man bisher nur als Spur des Reunion-Hotspots interpretiert habe, seien also kontinentale Bruchstücke, die bislang aber nicht als solche erkannt wurden, weil sie von Vulkangesteinen des Reunion-Plumes überdeckt wurden. Man muss deshalb davon ausgehen, dass solche Mikrokontinente im Ozean anscheinend häufiger vorkommen als bislang angenommen.


Quelle: gfz-potsdam.de