Eigentlich sind Milch, Obst und Brot gesund. Doch bei immer mehr Menschen rebelliert der Körper gegen diese Lebensmittel. Wie Sie Unverträglichkeiten frühzeitig erkennen - und besser damit leben können.


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© dpa / Franz-Peter TschaunerTägliches Gift: Milch und Brot
Etwa 70 bis 80 Prozent der Weltbevölkerung können Milchzucker nur in geringen Mengen verdauen. Besonders häufig kommt Laktose-Unverträglichkeit in Regionen vor, in denen Milchprodukte auf Grund lokaler Ernährungsgewohnheiten selten gegessen werden: in Afrika, Asien und Südamerika. Dort vertragen bis zu 90 Prozent der Menschen nur wenig Laktose.

Aber auch hierzulande reagieren immer mehr Menschen mit Beschwerden auf Milchzucker. Die Techniker Krankenkasse verzeichnete im Jahr 2008 bei 29 243 Mitgliedern die Diagnose Laktose-Intoleranz. 2011 waren es schon 56 446 Patienten. Bereinigt um die Veränderungen der Versichertenzahlen, ergibt sich immer noch eine Zunahme von 69,2 Prozent, rechnet Stephan Mayer von der Landesvertretung Bayern vor.

Die Zahlen steigen

Das wegen hoher Medienpräsenz gestiegene Bewusstsein für das Thema Laktose-Intoleranz erklärt die wachsende Schar Betroffener - etwa zwei Drittel von ihnen sind Frauen - nur zum Teil. Für die Münchner Ernährungswissenschaftlerin Imke Reese hängt die Zunahme auch mit veränderten Essgewohnheiten zusammen. „Nehmen wir das Beispiel Kaffee: Früher gab man einen Schuss Milch dazu, heute gießt man ihn zu drei Vierteln mit Milch auf“, erläutert sie.

Diagnostiziert wird die Laktose-Intoleranz mit einem Test: Weist dieser nach dem Trinken einer Milchzucker-Lösung Wasserstoff im Atem nach, ist das ein sicherer Hinweis darauf, dass der Körper zu wenig Laktase produziert. Dieses Enzym ist im Dünndarm dafür zuständig, Milchzucker in Galaktose und Glukose zu spalten. Wird im Darm nicht ausreichend Laktase gebildet, bleibt der Milchzucker unverdaut und gelangt in den Dickdarm. Dort wird er von Bakterien zersetzt, die Gase freisetzen - auch Wasserstoff. Das verursacht Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall.

Radikaler Verzicht auf Milch muss nicht sein

Weil viele Betroffene diese Beschwerden nicht riskieren wollen, verzichtet sie auf alle Lebensmittel, die Milchzucker enthalten, wie Milch, Sahne und Weichkäse, aber auch auf manche Fertigprodukte. Dabei vertragen die meisten Betroffenen kleine Mengen Milchzucker durchaus. „Das Ziel der Therapie ist deshalb nicht, sich weitgehend laktosefrei zu ernähren, sondern gerade so laktosearm, wie es die eigene Verträglichkeit zulässt“, so Imke Reese.

Mangelerscheinungen und gestörtes Wachstum

Anders als die Laktose-, Fructose- und Histamin-Unverträglichkeit ist die Zöliakie nicht nur mit Unwohlsein verbunden, sondern eine sehr ernsthafte Erkrankung - denn das falsche Essen hat sehr viel drastischere Folgen als „nur“ Verdauungsbeschwerden.

Von Zöliakie Betroffene vertragen kein Gluten, ein Klebereiweiß, das in den meisten Getreidesorten enthalten ist und damit zum Beispiel in Pasta, Brot oder Gebäck. Werden diese Lebensmittel dennoch gegessen, zerstört dies die Zotten im Darm und die Darmoberfläche verkleinert sich. Die Folge: Nahrungsbestandteile wie etwa Eisen oder Vitamin K werden nicht mehr aufgenommen, Patienten entwickeln Mangelerscheinungen. Oft sind schon Babys und Kleinkinder betroffen. Sie leiden unter Wachstumsstörungen und nehmen nicht zu.


Eine Zöliakie kann das Immunsystem so stark schwächen, dass die Krankheit im Extremfall auch tödlich enden kann. Deshalb ist eine frühzeitige Diagnose besonders wichtig.