Forscher beobachten auffällige Hirnveränderungen bei Psychopathen

London (apn) Im Gehirn von Psychopathen ist der Drang nach Belohnung weit stärker ausgeprägt als bei anderen Personen. Dass viele solcher Menschen etwa zu Straftaten neigen, erklärten Psychologen bislang vor allem mit mangelnder Angst vor Strafe oder fehlendem Mitgefühl. Nun beobachteten US-Hirnforscher auffällige Veränderungen im Belohnungssystem des Gehirns. Als Folge davon versuchen Psychopathen offenbar, ihre Wünsche mit allen Mitteln zu erreichen.

Um die neurologische Grundlage solchen Verhaltens zu studieren, ließen Psychologen der Vanderbilt-Universität in Nashville gewöhnliche Versuchspersonen zunächst Fragebögen ausfüllen. Anhand der Antworten prüften sie dann, wie psychopathisch die einzelnen Teilnehmer waren.

Im nächsten Schritt stimulierten sie das Belohnungssystem der Probanden - einmal mit der Droge Amphetamin, dann mit einer hohen Geldprämie, die die Teilnehmer für das Lösen einer Aufgabe bekommen sollten. Mit bildgebenden Verfahren beobachteten sie dabei im Gehirn die Reaktion des Nucleus accumbens, des Belohnungszentrums.

Unter dem Einfluss von Amphetamin schüttete das Areal vermehrt den Botenstoff Dopamin aus - vor allem bei jenen Teilnehmern, die anhand der vorherigen Tests als psychopathisch galten. Bei den als stark psychopathisch beurteilten Probanden wurde fast vier Mal mehr von dem Botenstoff freigesetzt als bei den unauffälligen Personen.

Auch als die Teilnehmer gegen Geld eine Aufgabe lösen sollten, war das Belohnungszentrum bei den auffälligen Probanden besonders aktiv, wie die Forscher im Fachblatt Nature Neuroscience schreiben. „Wegen dieser überzogenen Dopamin-Reaktion können Psychopathen, wenn sie erst einmal die Möglichkeit einer Belohnung ins Auge gefasst haben, ihrer Aufmerksamkeit nicht eher abwenden, bis sie bekommen haben, was sie wollen“, vermutet Studienleiter Joshua Buckholtz.

(Quelle: Nature Neuroscience, Online-Vorabveröffentlichung) (AP)