Bild
© dpaEin Reisfeld? Nein, eigentlich sollte hier Wintergerste wachsen. Agrarministerin Ilse Aigner besucht mit ihrem sächsischen Amtskollegen Frank Kupfer (r.) einen Landwirt in Sachsen. Auch in Bayern sahen die Felder vielerorts so aus.
Heute am Johannitag endet traditionell die Spargelsaison: Doch den Bauern in Schrobenhausen hat das Hochwasser die Laune verdorben. Auch andernorts hadern Landwirte mit überfluteten Feldern und verfaultem Getreide. Der Schaden ist gigantisch. Der Bauernpräsident fordert 500 Euro Soforthilfe - pro Hektar.

Landwirte leiden unter Wetterkapriolen

Heute am Johannitag endet traditionell die Spargelsaison: Doch den Bauern in Schrobenhausen hat das Hochwasser die Laune verdorben. Auch andernorts hadern Landwirte mit überfluteten Feldern und verfaultem Getreide. Der Schaden ist gigantisch. Der Bauernpräsident fordert 500 Euro Soforthilfe - pro Hektar.

Schrobenhausen - Es ist ein trauriges Jubiläumsjahr: In Schrobenhausen haben sie heuer die 100. Saison im Anbaugebiet gefeiert, aber so recht glücklich sind die Bauern im Spargel-Land nicht. Das Hochwasser und das schlechte Wetter haben ihnen die Ernte vermiest. Ertragseinbußen von 25 bis 50 Prozent sind keine Seltenheit. „Wir konnten bei weitem nicht das ernten, was wir in den letzten Jahren hatten“, sagt Spargelbauer Alexander Kornreiter aus Schrobenhausen. Auch auf seinen Feldern stand das Wasser. „Der Mai war ebenfalls furchtbar.“ Heute am Johannitag geht die Spargelsaison traditionell zu Ende. Die Kornreiters haben auf ihrem Leinfelderhof schon vor ein paar Tagen mit dem Stechen aufgehört. An das Jubiläumsspargeljahr werden sie noch lange zurückdenken - 2013, das Seuchenjahr, das Horrorjahr.

Überflutete Spargelfelder, verfaulter Weizen, überschwemmte Wintergerste-Acker: Heuer hat es die Bauern heftig erwischt. Den finanziellen Schaden beziffert der Deutsche Bauernverband (DBV) schon jetzt auf mehr als 400 Millionen Euro deutschlandweit. „Das ist ein Totalverlust auf den Feldern“, sagt DBV-Sprecher Michael Lohse. Anders als beim Hochwasser 2002 sei die Flut dieses Mal vor der Haupt-Erntezeit gekommen. Bauernpräsident Joachim Rukwied hofft nun, dass die Politiker den Bauern nun zu Hilfe eilen. „Wir fordern, vom Hochwasser betroffenen Bauern zu helfen, indem sie 500 Euro pro Hektar als Soforthilfe bekommen“, sagte Rukwied. So könnten sie Futter für ihre Tiere kaufen, laufende Rechnungen zahlen und den Betrieb weiterführen. „Da stehen Existenzen auf dem Spiel.“ Allein die Schäden an Gebäuden und Betriebseinrichtungen würden auf mindestens 100 Millionen Euro geschätzt.

Unabhängig davon hat ungünstiges Wetter in Teilen der Branche in diesem Jahr bereits Einkommenseinbußen verursacht. „Der lange Winter, das späte Frühjahr, der kühle, nasse Mai haben zu Ernteverzögerungen und geringeren Erntemengen vor allem bei Erdbeeren, Spargel und Frühgemüse geführt.“ Für die Ernte bei den späteren Kulturen setzten die Bauern nun auf optimales Wetter. „Für Getreide, Raps, Rüben, Mais, Obst und Wein ist noch alles offen.“

Agrarministerin Ilse Aigner (CSU) kennt die Lage, erst kürzlich hat sie sich Gummistiefel angezogen und ist mit Bauern über ihre überschwemmten Äcker gewatet, die nicht mehr wie Äcker aussahen, sondern wie Reisfelder. Einer ihrer Sprecher sagt: „Es ist noch viel zu früh, die Schäden zu bilanzieren, weil das Wasser noch nicht abgelaufen ist.“ Beim Ministerium können noch bis Jahresende Schäden gemeldet und Hilfen beantragt werden.

In den Hochwassergebieten gilt vielerorts: alles auf Start. „Da muss man von null anfangen“, sagt Aigners Sprecher etwa mit Blick auf Gurkenanbaugebiete in Niederbayern, wo die Flut auch eine über Jahre angesammelte und so wichtige Humusschicht abgetragen hat. Die Folge für den Verbraucher: Die Preise klettern nach oben. Für Mai verzeichnete das Statistische Bundesamt bei Kartoffeln und Paprika ein Plus von rund 27 beziehungsweise 28 Prozent im Vergleich zum Mai 2012. Bei Kopf- oder Eisbergsalat liegt der Anstieg sogar bei 62 Prozent.

Optimistischer sind die Experten beim Getreide. Da hier die Ernte weitestgehend erst noch bevorsteht, habe die Natur noch viel Zeit zum Aufholen. Vor allem der Regen in den vergangenen Wochen habe den schwächeren Böden gut getan, sagt Guido Seedler vom Deutschen Raiffeisenverband. Wenigstens eine gute Nachricht.

sts/dpa