Garnelen
© dpaAsiatische Garnelen werden von einer mysteriösen Krankheit heimgesucht.
Asiatische Garnelenzüchter stehen vor dem Ruin: Tonnenweise sterben ihnen die Meeresfrüchte weg. Eine unbekannte Krankheit ist Schuld, die Experten stochern im Nebel. Der deutsche Markt rechnet mit einem enormen Preiszuwachs.

Thailand ist einer der weltgrößten Exporteure von Garnelen aus Aquakultur. In der EU war das Land 2012 mit 72 500 Tonnen größter Lieferant der Schalentiere, vor Kanada und Grönland. Das hat sich schlagartig geändert: „Thailand ist praktisch aus dem Markt“, sagt Constance Radke vom Vorstand des Deutschen Seafood-Verbandes, der 17 Garnelenimporteure repräsentiert. „Der Preis für Rohware steigt stündlich.“

Innerhalb weniger Monate sind die Preise für Thai-Garnelen um etwa 50 Prozent angezogen. Aufgrund des sinkenden Angebots weltweit bei gleichzeitig hoher Nachfrage steigen auch die Preise für Garnelen aus anderen Regionen.

Kontaminierte Zuchtbecken als Auslöser

„Bei uns begann das Problem im August vergangenen Jahres, wir haben 80 Prozent unserer Produktion verloren“, sagt Prayoon Hongrat, der in der Provinzu Chantaburi in Ostthailand die Aquafarming Sureerath betreibt. „Wir müssen Wasser von außerhalb besorgen und ich nehme an, dass unsere Zuchtbecken dadurch kontaminiert wurden.“ Noch im vergangenen Jahr landeten 80 Prozent der thailändischen Produktion von 485 000 Tonnen auf ausländischen Tellern. Die Produktion dürfte in diesem Jahr auf gut die Hälfte einbrechen, befürchtet der Präsident des Gefrierwarenverbandes, Poj Aramwattananont.

Die Zucht der Langschwanzkrebse ist als Monokultur anfällig für Bakterien und Viren. Rund 20 Krankheiten seien bekannt, sagt Simon Funge-Smith, Fischerei-Experte der UN-Agrarorganisation (FAO) in Bangkok. Bei Befall der als „Early-Mortality-Syndrom“ (EMS) bezeichneten Krankheit entwickeln sich die Jungtiere nicht und der Verdauungstrakt stirbt ab. Abhilfe gibt es noch nicht.

Poj macht Profitsucht für das Desaster verantwortlich: „Der Herrgott hat die Krankheit geschickt, wir waren zu gierig“. Farmer bauten die Zuchtbecken aus, setzten mehr Garnelen ein, Wasser- und Umweltqualität litten.

Import statt Export

Erstmals wurde die Krankheit 2009 in China entdeckt. Von dort breitete sie sich auf Thailand, Vietnam und Malaysia aus. Alle vier Länder machten 2011 nach Angaben der FAO rund 70 Prozent der weltweiten Garnelen-Exporte aus. In der chinesischen Küstenprovinz Guangdong, in der die meisten Produzenten ihren Sitz haben, ging die Produktion im ersten Halbjahr 2013 um rund ein Drittel zurück, sagt der Vizepräsident des chinesischen Branchenverbandes CAPPMA, Cui He. China sei mit 1,5 Millionen Tonnen jährlichder weltgrößte Produzent gewesen, davon seien 200 000 Tonnen exportiert worden. „Jetzt müssen selbst wir Garnelen importieren“, sagt Cui.

Auch Vietnam importiert bereits Garnelen, um die Fabriken der verarbeitenden Industrie auszulasten. Trotz des sinkenden Exportvolumens seien die Erlöse dank hoher Preise bis Juli um fast 15 Prozent gestiegen, heißt es in der Industrie. In Malaysia brach die Produktion von 2010 bis 2012 um 25 Prozent ein, sagt Abdullah Abd Rahim vom Fischereiverband. Betroffen von der Krankheit ist unter den mehr als 2000 Garnelenarten nur die Sorte Litopenaeus Vannamei, betont Radke. Diese Garnele aus dem östlichen Pazifik mit einer Panzerlänge von bis zu zehn Zentimetern wird gerne zum Braten und Grillen genommen. Die Sorte machte nach FAO-Angaben 2010 mit mehr als 2,7 Millionen Tonnen fast Dreiviertel aller Aquakultur-Garnelen aus. Dreiviertel der Vannamei-Produktion wiederum kommt aus Asien.

fol/dpa