Seit Montag halten die Demonstrationen im Sudan an. Am Samstag protestierten 2000 Menschen gegen die autoritäre Regierung von Präsident Omar al Baschir. Doch er lässt die Demonstranten niederschießen.
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© Mohamed Nureldin Abdallah/ReutersDie Demonstranten setzen Autos und Häuser in Brand. Mindestens 33 Menschen sind bei den Protesten in Khartum bis jetzt getötet worden.
Trotz des gewaltsamen Vorgehens der Sicherheitskräfte im Sudan haben sich am Samstag in der Hauptstadt Khartum, 2000 Demonstranten zusammengefunden, die Präsident Omar al Baschir lautstark als "Mörder" brandmarkten. "Freiheit! Freiheit!", riefen die Kundgebungsteilnehmer, unter denen auch Frauen und Jugendliche waren. Am Freitag waren bei ähnlichen Demonstrationen vier Menschen getötet worden, darunter der im Land bekannte Apotheker Sala Mudathir.

"Baschir, Du bis ein Mörder!", riefen die Demonstranten. Die Kundgebung wurde unter Einsatz von Tränengas aufgelöst. Die Proteste gegen den autokratisch herrschenden Staatschef des nordostafrikanischen Landes dauerten den sechsten Tag in Folge an. Eine derartige Protestwelle gab es seit Baschirs Amtsantritt 1989 nicht. Das Innenministerium kündigte an, den bislang 600 Festgenommenen werde in der kommenden Woche "wegen Vandalismus" der Prozess gemacht.

Die Büros der arabischen Fernsehstationen Al Arabija und Sky News Arabica in Khartum wurden am Freitag geschlossen, alle Zeitungen wurden angewiesen, die Proteste lediglich in Form der offiziellen Polizeiberichte zu erwähnen. Ein AFP-Reporter beobachtete am Samstag, wie Sicherheitsbeamte sechs Demonstranten umzingelten und in einen Gruppentransporter schleppten.

Schüsse in Kopf und Brust

Mit den vier Todesopfern vom Freitag stieg die amtliche Bilanz der Proteste auf mittlerweile 33 Tote. Bewaffnete feuerten in Khartum sowie in deren Nachbarstadt Omdurman in die Menge. Die seit Montag anhaltenden Proteste entzündeten sich am Anstieg der Treibstoffpreise infolge der Streichung staatlicher Subventionen.

Menschenrechtsgruppen erklärten, allein am Dienstag und Mittwoch seien 50 Demonstranten durch Schüsse in Kopf und Brust getötet worden. Der am Freitag getötete 28-jährige Apotheker Mudathir wurde am Samstag in einem noblen Stadtteil Kharthums beigesetzt. Sein Cousin sagte, Mudathir sei von einer "Kugel ins Herz" getroffen worden. Die Demonstranten bezeichneten den Apotheker, der aus einer wohlhabenden und politisch aktiven Familie stammt, als "Märtyrer" ihres Kampfes gegen Baschir.

Die US-Regierung verurteilte das brutale Vorgehen der Sicherheitskräfte. Dieses sei "unangemessen", erklärte Außenamtssprecherin Jennifer Psaki am Freitag. Die Europäische Union zeigte sich in einer Mitteilung "besorgt" und forderte die Achtung des Demonstrationsrechts. Eine Sprecherin von UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay rief die sudanesische Führung zu "äußerster Zurückhaltung" auf.

ivi/AFP