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© afpDer bereits dritte große Sturm innerhalb kürzester Zeit im asiatischem Raum.
Japan bereitet sich derzeit auf einen möglicherweise verheerenden Wirbelsturm vor. Ein gewaltiger Taifun zog am Dienstag über den Pazifik direkt auf die Hauptstadt Tokio zu. Am AKW Fukushima wurden Sicherheitsmaßnahmen getroffen.

Tokio - Ein gewaltiger Taifun bedroht Tokio. Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 194 Kilometern pro Stunde zog „Wipha“ am Dienstag über den Pazifik direkt auf die japanische Hauptstadt zu. Rund 400 Flüge mussten abgesagt werden. Zahlreiche Züge fielen aus. Öllieferungen wurden unterbrochen. Am havarierten Atomkraftwerk Fukushima rund 200 Kilometer nordöstlich von Tokio wurden Sicherungsmaßnahmen ergriffen, um Sturmschäden und den Austritt radioaktiven Wassers zu verhindern.

Wetterexperten rechneten damit, dass der tropische Wirbelsturm am Mittwochmorgen auf Land treffen dürfte - vermutlich mitten im dichten Berufsverkehr in der Metropole. Im Großraum Tokio leben rund 30 Millionen Menschen. Der Autohersteller Nissan strich in seinen Werken Oppama und Yokohama vorsorglich die Frühschicht am Mittwoch.

Am Dienstagmorgen habe das Zentrum des Taifuns rund 860 Kilometer südwestlich von Tokio gelegen, teilte des japanische meteorologische Institut mit. Mit einer Geschwindigkeit von 35 Kilometern pro Stunde bewege sich „Wipha“ in Richtung Nord-Nordost.

Besonders die Sorge um Fukushima ist groß: Seit der Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe am 11. März 2011 reißen die Hiobsbotschaften aus dem 250 Kilometer nördlich von Tokio gelegenen AKW nicht ab. Nuklearverseuchtes Wasser aus undichten Kühltanks sickert weiter in den Pazifik, weitere Lecks werden befürchtet.

Tepco ist längst überfordert

Die Regierung plant jetzt, im Erdreich einen Schutzwall um die Reaktoren zu errichten. Zu diesem Zweck sollen Rohre mit chemischen Kühlmitteln um die Gebäude der Reaktoren 1 bis 4 verlegt werden. Der auf diese Weise entstehende Schutzwall aus gefrorenem Boden soll voraussichtlich eine Länge von 1,4 Kilometern haben. Kritiker bewerten dieses Großprojekt als störanfälliges Provisorium.

Die zunehmenden Wassermassen umspülen derzeit die schwer beschädigten Gebäude auf dem AKW-Gelände, darunter auch die Mauern zur Abstützung des Abklingbeckens von Reaktor 4. Nach Meinung vieler Experten geht von hier mit die größte Gefahr in Fukushima aus. Das Dach des in 30 Meter Höhe gelegenen Beckens war bei dem Erdbeben und Tsunami durch eine Explosion zerstört worden.

Sollte es in diesem Becken zu einem weiteren Unfall kommen, könnten die Hunderte von Tonnen an Brennstoff laut Experten das Zigtausend-Fache an Radioaktivität der Atombombe von Hiroshima freisetzen. Die Folge wäre eine Katastrophe globalen Ausmaßes, warnte der ehemalige japanische Botschafter in der Schweiz, Mitsuhei Murata, eindringlich.

Vorbereitung auf die Evakuierung

Der Sturm „Wipha“ hat sich nach Angaben der Meteorologen auf seinem Weg über das Meer zwar abgeschwächt. Er erreiche aber immer noch Geschwindigkeiten von rund 140 Kilometern pro Stunde, in Böen sogar bis zu 194 km/h. Es sei mit starken Regenfällen und Überschwemmungen zu rechnen.

Anwohner wurden aufgefordert, unnötige Fahrten zu vermeiden und sich darauf vorzubereiten, rasch ihre Häuser räumen zu können. Ein solcher Sturm komme einmal in einem Jahrzehnt vor, sagte ein Sprecher des Wetterdienstes. „Wipha“ sei der stärkste Wirbelsturm im Osten Japans seit 2004. Damals waren fast 100 Menschen ums Leben gekommen. Tausende Menschen hatten ihre Häuser verlassen müssen.

An der Ostküste Chinas mussten in der vergangenen Woche eine dreiviertel Million Menschen wegen des Taifuns „Fitow“ ihre Häuser verlassen. In der Provinz Zhejiang wurden vorsorglich 574.000 Menschen in Sicherheit gebracht, in Fujian 177.000 weitere, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete.

rtr/dpa