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© AFPEin schwerverletzter Demonstrant wird von Männern auf einen Teppich gelegt und versorgt. Augenzeugen berichten von Hunderten von Verletzten

Im Jemen ist am Freitag der Ausnahmezustand verhängt worden.

Die Schüsse setzten ein, als die Demonstranten versuchten, Absperrungen abzubauen, die den Zugang zu einer angrenzenden Straße blockierten, berichtete ein AFP-Journalist vor Ort.

Nach Angaben eines Arztes wurden die meisten Verletzten von Kugeln am Kopf, am Hals und in der Brust getroffen.

Nach Berichten von Augenzeugen schossen Anhänger von Staatschef Saleh von umliegenden Dächern auf die Demonstranten. Auch die Polizei setzte scharfe Munition und Tränengas ein.

Bereits in der Nacht zu Donnerstag waren auf dem Platz fünf Menschen von maskierten Männern verletzt worden.

Zuvor war die Lage in der Hauptstadt Sanaa eskaliert. Mehr als 50 Menschen waren bei Angriffen von Sicherheitskräften auf Demonstranten erschossen worden. Weitere 240 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Auch Kinder waren unter den Opfern.

Die Demonstranten hatten den Rücktritt von Langzeit-Präsident Ali Abdullah Salih verlangt.

Hunderttausende beteiligten sich an der Demonstration unter dem Motto „Tag der Würde“. Doch: Der vor Wochen noch ruhige Protest wird immer brutaler von der Regierung niedergeschlagen.

Die Demonstranten, die dem Aufruf einer Jugendgruppe gefolgt waren, hatten am Morgen in Sprechchören gerufen: „Das Volk will den Sturz des Regimes”.

Ist Jemens Präsident der nächste Gaddafi?

In den vergangenen Wochen kam es in Sanaa und anderen Städten des Landes immer wieder zu blutigen Zusammenstößen zwischen Oppositionsanhängern und der Polizei sowie Anhängern Salehs.

Die Opposition erklärte, nach den Todesschüssen sei jede weitere Übereinkunft mit der Regierung ausgeschlossen.

Zuvor hatte Saleh durch Versprechungen versucht, das Volk zu beruhigen. Er kündigte an, bei den Wahlen 2013 auf eine erneute Kandidatur verzichten.

Außerdem versprach er ein Referendum über eine neue Verfassung abzuhalten. Doch die Opposition beharrt auf Salehs sofortigen Rücktritt.

Eine Reihe von Anhängern Salehs ist kürzlich ins gegnerische Lager übergelaufen, dessen Proteste sich auch gegen Korruption und Arbeitslosigkeit richten.

Etwa 40 Prozent der Jemeniten müssen mit umgerechnet zwei Dollar den Tag auskommen, ein Drittel ist chronisch unterernährt.