Baby aus den Trümmern Japans gerettet
© ReutersEr hat sein Baby wieder - flüchtet aber schon wieder wegen einer Tsunami-Warnung.
TOKIO - Ein kleines Wunder mitten im Elend: Soldaten ziehen ein Bündel aus dem Schlamm: ein Baby! Seltene Augenblicke des Glücks - die meisten Schicksale sind dramatisch.

Mitten in allen Schreckensmeldungen aus Japan finden sich kleine Hoffnungsschimmer. Wie die Geschichte des vier Monate alten Mädchens, das von Soldaten lebend aus den Trümmern gerettet wurde.

Es schreit und weint, wird von den Soldaten in eine rosa Decke gehüllt - von den Eltern fehlt zunächst jede Spur. Vom Tsunami mitgerissen, hatte es drei Tage lang im Schutt der Stadt Ishinomaki überlebt. Das Mädchen hatte riesiges Glück, es ist unverletzt.

Das nächste Wunder: Irgendwie schafften es die Soldaten, den Vater ausfindig zu machen, der sein verloren geglaubtes Kind in die Arme schliessen konnte. Nur Minuten nach der Wiedervereinigung folgt ein weiterer Tsunami-Alarm. Wieder muss der Vater um sein und das Leben seiner Tochter fürchten - doch dieses Mal ist es ein Fehlalarm.

Zwei weitere Überlebende

Vier Tage nach der Katastrophe haben Rettungskräfte zwei Überlebende geborgen. In der Stadt Otsuchi wurde eine 70 Jahre alte Frau lebend aus den Trümmern ihres Hauses gerettet. Sie litt unter Unterkühlung und wurde in ein Spital gebracht, befand sich aber nicht in Lebensgefahr.

In der Stadt Ishinomaki an der Nordostküste Japans wurde zudem ein Mann aus den Trümmern gerettet, wie «NHK» berichtete. Sein Alter wurde nicht angegeben.

Alte Menschen zurückgelassen

Yuta Saga (21) schildert der «New York Times» die schrecklichen Minuten, als der Tsunami heranrollte. Er packte seine Mutter und rannte mit ihr zum höchsten Gebäude seines Dorfes - der High School. Er hörte den Tsunami hinter sich heranbrausen.

Viele flüchteten an diesem Tag in die Schule - doch einige alte Menschen waren zu schwach, um auch noch die Treppen hinaufzurennen. Apathisch seien sie am Fuss der Treppe gesessen oder gelegen, berichtet Saga.

Als das Wasser in die Schule zu strömen begann, seien einige - jüngere Menschen - über die Älteren drübergestiegen, ohne Anstalten zu machen, sie zu retten. «Ich konnte es nicht glauben», sagt Yuta Saga. «Die Leute kümmerten sich nicht umeinander.»

Schliesslich hätten doch einige Männer eine menschliche Kette gebildet. Einige ältere Menschen hätten gerettet werden können - aber nicht alle. «Ich habe die hässliche und die gute Seite der Menschen gesehen», sagt Sato.

Familie drei Mal evakuiert

Viele haben das Erdbeben und den Tsunami überlebt - und trotzdem alles verloren. Wie die Familie Jokojama aus Sukagawa. Gerade räumte Kotoe Jokokama (29) das Haus auf, als die Erde zu Beben anfing. Mit ihrem Sohn (4), ihrer kranken Mutter (80) und ihrem Vater (75) konnte sie das Haus gerade noch rechtzeitig verlassen, wie sie «RP-Online» schildert.

Das Gebäude stand nur noch wenige Augenblicke, dann verschluckte es die Tsunami-Welle. Die Familie flüchtet für die erste Nacht ins Rathaus. Am nächsten Tag die nächste Evakuation: Radioaktive Gefahr aus dem Kraftwerk Onagawa. Die Familie zieht weiter in die Stadt Inamisoma.

Doch auch dort: Die Stadt ist zu nah am AKW Fukushima - und wieder muss die Familie weg. Sie geht ins Hotel Hatagoya in der Stadt Sukagawa, nur etwa 50 Kilometer vom Atomkraftwerk entfernt. «Wir haben alles verloren, was wir haben», sagt die Mutter.