Unberechenbar und heftig: Extreme Wetterlagen haben mehrere Länder der Welt im Griff. In Japan kommen mehrere Menschen durch bisher ungesehene Schneemassen ums Leben. Irland, England, Wales und Frankreich kämpfen gegen das Wasser.
Überflutung, Überschwemmung
© imago/PanoramiCGanze Straßenzüge - wie hier in der Bretagne - stehen unter Wasser.

Die schwersten Schneestürme seit Jahrzehnten haben in Japan sieben Menschen das Leben gekostet und den Verkehr im Großraum Tokio teils lahmgelegt. Rund 1000 Menschen erlitten meist leichte Verletzungen durch Stürze, wie Medien meldeten. Im Zentrum der 30 Millionen Einwohner zählenden Hauptstadt Tokio türmte sich innerhalb eines Tages eine fast 30 Zentimeter dicke Schneedecke auf, so viel wie seit 45 Jahren nicht mehr. Die Schneemassen brachten auch den Bus- und Bahnverkehr zum internationalen Flughafen Narita nahe Tokio zum Erliegen, so dass etwa 8200 Passagiere die Nacht im Terminal verbringen mussten.
Schnee Japan
© dpaSeit Jahrzehnten hat Japan keine solchen Schneemassen gesehen.

Flughafenmitarbeiter versorgten die gestrandeten Fluggäste mit Schlafsäcken und Essen. Zahlreiche Straßen und Autobahnen wurden gesperrt, der Betrieb von Pendlerbahnen und Hochgeschwindigkeitszügen im Raum Tokio und anderen Gebieten in der Region Kanto teils stark behindert. In Tausenden Häusern fiel zeitweise der Strom aus. Die Schneestürme zogen derweil in die nordöstliche Region Tohoku weiter, die vor drei Jahren von einer Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe heimgesucht worden war.

In Fukushima, wo das zerstörte Atomkraftwerk liegt, türmte sich bis zu 44 Zentimeter Schnee. Die nationale Meteorologische Behörde warnte die Bewohner auch anderer Gebiete entlang der Pazifikküste vor heftigen Schneestürmen.

Alarmstufe "Rot" in Europa

Doch auch Großbritannien, Irland und die Bretagne in Frankreich wurden nicht von der unberechenbaren Wetterlage verschont - schwere Stürme suchten die Gebiete heim. Heftiger Wind, hoher Wellengang und andauernde Regenfälle verursachten neue Überschwemmungen, vor allem im Südwesten Englands in den Grafschaften Cornwall, Somerset und Devon. Der gesamte Südwesten ist nach Unterspülungen und Erdrutschen vom Rest des britischen Schienennetzes abgeschnitten. Auch in Frankreich schwollen die Flüsse in der Gegend um die Stadt Quimper an.

Für die englische Grafschaft Somerset gab die britische Umweltschutzbehörde eine ernste Wetterwarnung heraus - dies bedeutet unter Umständen Lebensgefahr für die Bewohner. Viele Bauern brachten ihr Vieh in Sicherheit. Für Teile der Bretagne galt ebenfalls die höchste Flut-Alarmstufe "Rot". Fährverbindungen zu einigen Inseln mussten eingestellt werden. Auch in Irland und in Wales kam es zu weiteren Überschwemmungen.
riesenwellen
© ReutersBedrohlich türmen sich die Wellen über die Ortschaften in England.

Nach Angaben der britischen Umweltschutzbehörde sind in der Krisenregion Hunderte Haushalte ohne Strom. Zahlreiche Bewohner in überfluteten Gegenden flohen aus ihren Häusern. Die Regierung hat 1500 Soldaten der Armee in Einsatzbereitschaft versetzt. Premierminister David Cameron hatte sich am Freitag persönlich ein Bild von der Lage in der Hochwasserregion gemacht.

Mangelnde Unterstützung

Besonders die Bauern traf es hart: Im Südwesten Englands sind Hunderte Hektar Agrarland überflutet, die Ernten sind in Gefahr. Die Bahnverbindung zwischen der beliebten Ferienregion Cornwall und London ist unterbrochen, weil während der Woche auch dort die Gleise unterspült worden waren und wegbrachen. Uferbefestigungen, die Küstenorte vor den hochschlagenden Wellen des Atlantiks schützen sollen, gaben nach.

In der Bevölkerung machte sich Ärger über die als mangelhaft angesehene Reaktion der Behörden breit. "London hat uns im Stich gelassen", sagte der Parlamentsabgeordnete Ian Liddell-Grainger. Es gebe zu wenig Geld für Pumpstationen und Drainagen. Er forderte den Leiter der Umweltschutzbehörde, Lord Christopher Smith, zum Rücktritt auf. Kommunalminister Eric Pickles bat öffentlich für das lange zögerliche Verhalten der britischen Regierung um Entschuldigung.

In der vergangenen Woche - nach Monaten der Flutschäden - stellte London Soforthilfe in Höhe von 130 Millionen Pfund (etwa 156 Millionen Euro) für Aufräum- und Reparaturarbeiten zur Verfügung. Zudem soll es ab 2015 jährlich 360 Millionen Pfund für die Vorbeugung von Flutschäden geben. Viele Experten bewerten diese Maßnahmen als zu spät.