Ob wir essen, trinken, duschen oder schlafen: Wir kommen ständig mit Substanzen in Kontakt, die uns krank machen können. Während das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), aber auch der Krebsinformationsdienst (KID) viele Substanzen als unproblematisch einstufen, ist Umweltmediziner Klaus-Dietrich Runow strenger in seiner Bewertung: "Wir leben in einer 'chemisierten' Umwelt. Die Muttermilch ist mit 350 verschiedenen Substanzen belastet. Das heisst, schon der Säugling hat einen enormen Kontakt zu diesen Chemikalien, einige davon sind krebserregend."
Mit solchen Umweltgiften in Berührung zu kommen, lässt sich nicht gänzlich vermeiden. Doch wenn man weiss, wo sich kritische Stoffe verbergen, kann man die Gesamtkörperbelastung mit einfachen Mitteln reduzieren und damit das Krebsrisiko senken.
Kosmetik
Unzählige Döschen, Fläschchen, Cremes und Deos zieren unsere Badezimmer. Bedenklich, findet Klaus-Dietrich Runow, Leiter des Instituts für Functional Medicine & Umweltmedizin (IFU). Ein wachsendes Problem seien Parfümsubstanzen: "Vom Weichspüler bis hin zur Damenbinde: Nahezu alles ist heutzutage parfümiert. Die Substanzen potenzieren sich und reichern sich im Körper an."
Auch hormonwirksame Inhaltsstoffe seien gefährlich. Phthalate, Parabene, Weichmacher oder Bisphenol A ähneln Hormonen wie beispielsweise Östrogen. "Diese Substanzen sorgen nicht nur dafür, dass Mädchen frühreif und Jungen unfruchtbar werden, sondern steigern auch das Krebsrisiko." Gerade "Hormonkrebse" wie Brustkrebs oder Prostatakrebs nähmen stetig zu. Der Mediziner und Buchautor* rät, auf die Inhaltsstoffe zu achten. Bei Körperpflegeprodukten liessen sich dadurch eine Menge gesundheitsschädlicher Stoffe einsparen.
Plastikflaschen
PET-Flaschen und -Behälter enthalten ebenfalls hormonartige Stoffe. Diese können in das Lebensmittel gelangen - und damit in den menschlichen Organismus. Nach Ansicht des BfR "sollte keine hormonartige Wirkung von Mineralwasser ausgehen." Verbraucher müssten daher nicht auf Getränke aus PET-Flaschen verzichten. Es bestehe allerdings weiterer Forschungsbedarf, um mögliche gesundheitliche Risiken abschätzen zu können.
Runow rät von Plastikflaschen ab. "Kaufen Sie Glasflaschen oder Verpackungen aus Glas, wann immer es möglich ist. In Plastikbehältnissen können auch neue Krebserreger wie zum Beispiel Benzol entstehen, indem vorhandene Substanzen miteinander reagieren."
Aluminium
Aluminium ist DAS Metall unserer Zeit ist. Es weist annähernd die gleiche Festigkeit wie Eisen auf, dafür aber nur ein Drittel dessen Gewichts. Aluminium ist formbar und damit leicht verarbeitbar, lichtundurchlässig und rostet nicht. Doch viele Toxikologen warnen mittlerweile vor dem Alleskönner, der sich in unzähligen Alltagsprodukten, beispielsweise in nahezu jedem Deodorant, befindet. Aluminium stehe in Verdacht, Krebs auszulösen. Auch Runow sieht den Stoff kritisch.
Handystrahlung
Immer wieder werden Studien veröffentlicht, die die Wirkung von Handystrahlung auf die Gesundheit untersuchen. Krebserregend oder nicht? Die Ergebnisse deuten mal in die eine, mal in die andere Richtung. Vorliegende Daten bezüglich einer erhöhten Krebsgefahr werden kontrovers diskutiert. Um auf Nummer sicher zu gehen, empfiehlt Runow, keine langen Gespräche am Mobiltelefon zu tätigen. "Auch wenn wir nur die Wärmestrahlung nehmen, sind das enorme Reize. Das darf man nicht unterschätzen."
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Amalgam
Was wurde der Zahnfüllstoff Amalgam verteufelt! Das Problem: Amalgam enthält krankmachendes Quecksilber. Das KID sieht darin jedoch kein gravierendes Risiko. Bis heute sei die gesundheitsschädliche Wirkung nicht bewiesen, man wisse nicht, wie viel Quecksilber die Füllungen an den Körper abgeben. Eine Krebsgefahr sei unwahrscheinlich. Diese Ansicht überrascht den Umweltmediziner Runow: "Bei Amalgam gibt es so viele Studien, die zeigen, dass es absolut schädlich ist. Amalgam gehört verboten."
Doch sind die Ersatzmaterialien sicherer? Sie enthielten oft Phthalate oder Acrylbestandteile, sagt Runow. "Wir sollten versuchen, Substanzen zu verwenden, die möglichst wenig reaktionsfreudig sind, zum Beispiel Keramik." Es gebe auch sehr gute Hartkunststoffe, die unproblematisch seien.
Lichtverschmutzung
Auch Lichtverschmutzung kann zur Krebsentstehung beitragen und zwar nicht nur aufgrund von UV-Strahlung. "Licht bei Nacht ist ein Krebserreger", sagt Runow. Dunkelheit signalisiere der Zirbeldrüse im Gehirn, Melatonin - einen natürlichen Krebsschutz - freizusetzen. Licht unterbreche jedoch die Melatonin-Produktion. Vor allem blaues Licht, das bei elektronischen Geräten besonders häufig vorkommt, sei problematisch. "Das bedeutet, dass man abends im Bett vielleicht doch das iPad weglegen und das gute alte Buch zur Hand nehmen sollte."
Lebensmittelzusatzstoffe
Die meisten verarbeiteten Lebensmittel beinhalten Zusatzstoffe, die mit einer E-Nummer gekennzeichnet sind. Sie reichen von harmlosen Stoffen wie Vitamin C (= Ascorbinsäure als Antioxidationsmittel) oder Carotinen (als Farbstoff) bis hin zu umstrittenen Substanzen. Vom Süssstoff Aspartam rät Runow entgegen der unkritischen Einschätzung durch die Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ab. Es komme häufig zu Unverträglichkeiten und viele Untersuchungen zeigten, dass Aspartam keine unproblematische Substanz sei. "Sobald Zweifel bestehen, empfehle ich meinen Patienten, die Stoffe nicht zu benutzen. Es gibt auch überhaupt keinen Grund, sie einzusetzen."
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Das KID sieht in zugelassenen Zusatzstoffen dagegen kein Risiko. Sie seien "nach heutigem Kenntnisstand weder krebserregend, noch geht von ihnen eine andere Gefahr für die Gesundheit aus", heisst es auf der Webseite.
Jedoch gibt es Risiken, die bisher niemand abschätzen kann. So besteht beispielsweise die Gefahr, dass verschiedene Zusatzstoffe in einem Lebensmittel miteinander reagieren. Das ist nach Angaben des KID bei dem Konservierungsmittel Natriumbenzoat und Ascorbinsäure der Fall: Dabei könne Benzol entstehen. Und Benzol ist zweifellos krebserregend.
Nach Meinung von Klaus-Dietrich Runow sind folgende Zusatzstoffe in Lebensmitteln bedenklich:
* "Krebs - Eine Umweltkrankheit? Risiko minimieren - Therapie optimieren", erschienen im Südwest-Verlag
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