Einstein smoking
Viele Raucher wollen von ihrer Sucht loskommen, doch die wenigsten schaffen es. US-Forscher haben herausgefunden, warum das so ist: Der Nikotinentzug schwächt offenbar das Nervennetzwerk für Selbstkontrolle.

"Mit dem Rauchen aufzuhören ist kinderleicht. Ich habe es schon hundertmal geschafft." Der alte Kalauer von Mark Twain ist die ironische Zufluchtsstätte des rückfällig gewordenen Rauchers. Anlässe dafür gibt es genug, wie Statistiken von Medizinern zeigen. Bis zu 80 Prozent scheitern mit ihrem Vorhaben, das Laster endlich sein zu lassen - wider besseres Wissen. Denn, das ist selbst den liberalsten Verfechtern der Tabakkultur klar: Gesund ist das Rauchen sicher nicht. Um diese Erkenntnis einsickern zu lassen, bräuchte es keine Schockfotos auf Zigarettenpackungen. Oder vielleicht doch?


Eine Studie von Caryn Lerman erklärt nun jedenfalls, warum gerade die Nikotinsucht so schwierig zu überwinden ist. Die Neurowissenschaftlerin von der University of Pennsylvania hat die Gehirne von 37 Entzugswilligen vor und nach dem Rauchstopp untersucht. Die per Magnetresonanztomographie erstellten Bilder zeigen: Bereits 24 Stunden nach der letzten Zigarette sind die Verbindungen zwischen zwei großflächigen Netzwerken im Gehirn verändert. Beide steuern den Zustand unseres Innenlebens, der eine ist eher nach innen gerichtet und selbstbezogen, der andere bewusst und kontrolliert.

"Für Menschen, die das Rauchen aufgeben wollen, ist es sehr wichtig, das Kontrollnetzwerk aktiv zu halten", sagt Lerman. "Sie müssen fähig sein, sich von den unmittelbaren Bedürfnissen abzuwenden und ihre Aufmerksamkeit auf Ziele und Pläne zu richten."

Das Dumme ist nur: Der Niktotinentzug scheint laut Studie genau diese Fähigkeit zu unterbinden. Die neurologische Basis der Selbstkontrolle ist offenbar gerade dann am schwächsten, wenn man sie am meisten benötigen würde. Diese Erkenntnis könnte zu besseren Prognosen über den Erfolg eines Entzuges führen, schreibt Lerman im Fachblatt JAMA Psychiatry. Ein Patentrezept für das Gelingen kann freilich auch sie nicht anbieten. So bleibt bloß die Einsicht: Wer beim Entzug Erfolg haben will, braucht einen starken Willen. Auch hier wusste Mark Twain Bescheid: "Eine schlechte Angewohnheit kann man nicht aus dem Fenster werfen. Man muss sie die Treppe runterboxen, Stufe für Stufe."
Die Studie

"Large-Scale Brain Network Coupling Predicts Acute Nicotine Abstinence Effects on Craving and Cognitive Function", JAMA Psychiatry