Die Pest wütet auf der afrikanischen Insel - und wird oft aus Unwissenheit der Infizierten zu spät behandelt. Anlass zur Sorge gibt aber vor allem eine Nachricht: Einige der Pestbakterien scheinen gegen Antibiotika immun zu sein.
Lange Zeit war die Krankheit aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit verschwunden, Meldungen aus Afrika erinnern nun wieder daran, dass die Pest noch lange nicht besiegt ist: In Madagaskar wütet der "Schwarze Tod" wie seit vielen Jahren nicht mehr. Allein seit Januar sind nach offiziellen Angaben in verschiedenen Regionen der Tropeninsel bereits 60 Menschen daran gestorben. Etwa weitere 200 Personen seien infiziert, berichtete die madagassische Gesundheitsbehörde am Donnerstag.
2009 hatte die Pest in Madagaskar 18 Menschen getötet. Inzwischen gibt es Berichte, dass die vermeintlich einfache medikamentöse Behandlung der Seuche nicht mehr wirkt. Außerdem hält Unwissenheit die Bewohner davon ab, rechtzeitig zum Arzt zu gehen. "Wir sind sehr besorgt", sagte Bruno Maes vom UN-Kinderhilfswerk Unicef in der Hauptstadt Antananarivo über die rasche Ausbreitung der Pest. "Vielfach kommen die infizierten Menschen zu spät zum Arzt - aus Furcht, die Medikamente nicht zahlen zu können", betonten Ärzte. Das tragische daran: Die Medikamente sind grundsätzlich kostenlos.
Von der Pest betroffen sind inzwischen fast alle Regionen des bitterarmen Inselstaats im Südosten Afrikas. Die Pest wird vor allem durch den Biss von Rattenflöhen auf Menschen übertragen. Besonders hoch ist die Zahl der Infektionen zwischen November und April: Heerscharen von Ratten flüchten sich in der Regenzeit und bei den üblichen Überschwemmungen in die Häuser der Dörfer und Städte.
Bisher hieß es, die Krankheit lasse sich in der Regel wirkungsvoll mit Antibiotika behandeln. Daran gibt es nun jedoch Zweifel: Die Pestexpertin Elisabeth Carniel vom Pariser "Institut Pasteur" untersuchte einem ZDF-Bericht zufolge unterschiedliche Stämme der Pest-Erreger und entdeckte neue Antibiotika-Resistenzen bei zwei Stämmen.
Dem gefährlichsten Erregerstamm können demnach bereits acht der Antibiotika, die die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, nichts mehr anhaben. "Wenn sich diese Stämme weiter verbreiten, dann wird das ernsthafte Probleme für die öffentliche Gesundheit verursachen", sagte die Wissenschaftlerin.
Die Gesundheitsversorgung in Madagaskar verschlechtert sich zunehmend. Die Bewohner leben unter sehr ärmlichen Bedingungen. Nur jeder zweite hat nach UN-Zahlen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Jährlich sterben nach Angaben der Unesco mehr als 70.000 Kinder vor dem Erreichen des fünften Lebensjahres an vermeidbaren Krankheiten wie Durchfall, Atemwegsentzündungen und Malaria.
Die Pest ist jedoch auch in wohlhabenderen Regionen der Erde noch nicht endgültig ausgerottet: Im Westen der USA etwa bricht die Krankheit jeden Sommer aufs Neue aus. Auch hier wird die Ausbreitung des Pesterregers auf die Flöhe der Ratten zurückgeführt, die sich in den Wildgebieten stark ausgebreitet haben. Im Bundesstaat Colorado wurde eigens ein Zentrum zur Pestbekämpfung eingerichtet, dessen Aktivität sich über die gesamte westliche Hemisphäre erstreckt.
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