Nach Angaben der Hilfsorganisation Caritas sind in der Elfenbeinküste mehr als 1000 Menschen bei einem Massaker ums Leben gekommen. Demnach haben Caritas-Mitarbeiter in einem Viertel der Stadt Duékoué zahlreiche Leichen entdeckt. Die Opfer seien erschossen und mit Macheten zu Tode gehackt worden, sagte ein Sprecher der Organisation.

In der Elfenbeinküste sind nach Angaben der Hilfsorganisation Caritas mehr als 1000 Menschen einem Massaker zum Opfer gefallen. Der Vorfall im Westen des Landes habe sich vermutlich bereits am Dienstag ereignet, sagte eine Sprecher der Organisation am Samstag. Nach dem raschen Vormarsch von Kämpfern des international anerkannten Präsidenten Alassane Ouattara in den vergangenen Tagen riefen Anhänger des abgewählten Machthabers Laurent Gbagbo ihre Truppen unterdessen zum Widerstand auf.

n einer im Fernsehen übertragenen Rede forderte Gbagbos Militärsprecher die Sicherheitskräfte auf, sich zum Dienst zu melden, um den Angriffen von Ouattaras Truppen Widerstand zu leisten. Zuvor hatten Gbagbo-Truppen das Gebäude des Staatsfernsehen zurückerobert.

Ein Fernsehsprecher sagte, der bei der Präsidentenwahl im November abgewählte Gbagbo befinde sich in seiner Residenz, die noch nicht angegriffen worden sei. Ein Reporter der Nachrichtenagentur AP hörte allerdings rund zwei Häuserblocks vom Präsidentenpalast in der Wirtschaftsmetropole Abidjan entfernt Schüsse und Detonationen.

Zu Ouattara loyal stehende Rebellen sind in dieser Woche blitzartig in der Elfenbeinküste vorgerückt und sollen mittlerweile etwa 80 Prozent des Landes kontrollieren. Sie wollen Gbabo zum Amtsverzicht drängen. Ouattara-Kämpfer waren am Freitag bis zum Präsidentenpalast in Abidjan vorgerückt.

„Mit Macheten zu Tode gehackt“

Die Hilfsorganisation Caritas teilte am Samstag mit, in einer Stadt im Westen der Elfenbeinküste seien mehr als 1.000 Menschen ermordet worden. Caritas-Mitarbeiter hätten in einem Viertel der Stadt Duékoué zahlreiche Leichen entdeckt, sagte Sprecher Patrick Nicholson. Die Opfer seien durch Schüsse getötet und mit Macheten zu Tode gehackt worden.

Das Rote Kreuz hatte zuvor bekannt gegeben, in Duékoué seien mehr als 800 Menschen ums Leben gekommen. Sie seien vermutlich am Dienstag „Gewalt zwischen lokalen Gruppierungen“ zum Opfer gefallen, teilte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IRKK) mit. Die Stadt war am Montag von Anhängern Ouattaras eingenommen worden.

„Unbestätigte aber besorgniserregende Berichte“

Der stellvertretende UN-Sprecher Farhan Haq sagte, der Hohe Kommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte habe „unbestätigte aber besorgniserregende Berichte“ erhalten, wonach Truppen Ouattaras während ihres Vorstoßes nach Abidijan gegen die Menschenrechte verstoßen hätten. Ouattaras Regierung erklärte, ihre Kämpfer seien nicht in irgendwelche Gräueltaten verwickelt.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch teilte mit, sie habe Fälle von Missbrauch verzeichnet, für die größtenteils Gbagbo-Anhänger verantwortlich seien. Die Taten seien an tatsächlichen oder mutmaßlichen Anhängern Ouattaras sowie an westafrikanischen Einwanderern und Muslimen verübt worden. Die Organisation erklärte, sie habe auch „glaubwürdige Berichte von Taten erhalten, die begangen wurden, als Ouattaras Truppen die Kontrolle über mehrere Städte im Westen (der Elfenbeinküste) übernahmen“.

Berichte über zehntausende Flüchtlinge in Duékoué

UN-Militärsprecher Oberst Chaib Rais sagte der Nachrichtenagentur AP, knapp 1.000 Soldaten einer internationalen Friedenstruppe „beschützen die katholische Kirche (in Duékoué) mit mehr als 10.000 (Flüchtlingen) drinnen und wir haben Militärlager in der Nähe“. Berichte über Massenmorde habe er nicht erhalten.

Die Internationale Organisation für Migration (IOM) hingegen teilte am Freitag mit, die Stadt Duékoué sei mit zehntausenden Flüchtlingen überfüllt. Einige der Getöteten seien offenbar von „Söldnern“ aus dem nahegelegenen Liberia ermordet worden. Sowohl für Ouattara als auch für Gbagbo sind Berichten zufolge liberianische Söldner im Einsatz.

Ein für das Gebiet zuständiger römisch-katholischer Bischof, Gaspard Beby Gneba, sagte, in der bei Duékoué gelegenen Stadt Guigloo seien seit Januar mehr als 30.000 Flüchtlinge eingetroffen. Er sprach von einer „traumatischen humanitären Situation“. Die Flüchtlinge „brauchen alles: Lebensmittel, Medizin, Wasser, sanitäre Einrichtungen. Die Menschen haben alles verloren: Häuser, Kleidung, sie haben nicht einmal eine Matte, auf der sie schlafen können“, sagte er.

Sarkozy fordert Machtverzicht von Gbagbo

Der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy forderte Gbagbo zum sofortigen Machtverzicht auf. Gbagbo müsse die Macht umgehend an den international anerkannten Präsidenten Ouattara übergeben und der seit Monaten andauernden Gewalt in der Elfenbeinküste ein Ende bereiten, erklärte Sarkozy am Freitag in Paris. Seit der Wahl im vergangenen November sind in dem afrikanischen Land bis zu eine Million Menschen vor den gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern Gbagbos und Ouattaras geflohen.