In der Nacht zum Donnerstag wurden die Einwohner von Slawjansk und den vorgelagerten kleineren Ortschaften durch einen Angriff des ukrainischen Militärs, bei dem Brandbomben gegen die Stadt eingesetzt wurden, geweckt. Augenzeugen und lokale Medien berichten, möglicherweise sei dabei auch Phosphor eingesetzt worden.

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Ein Großteil des Dorfes Semjonowka, das zu den Randbezirken von Slawjansk gehört, geriet dabei in Brand. Einwohner erklärten gegenüber RussiaToday, der Boden habe längere Zeit nicht aufgehört, zu brennen. »Wir haben alle miterlebt, was gestern hier geschehen ist. Sie haben Raketenwerfer und Brandbomben gegen uns eingesetzt. Der Boden hat gebrannt. Wie kann sich der Boden so einfach selbst entzünden? Er hat etwa 45 Minuten lang gebrannt«, berichtete Roman Litwinow per Telefon.

»Es begann um zwei Uhr nachts. Bei allen, die ich getroffen habe, hatte sich der Rachen entzündet und schmerzte. Hinzu kommt ständiger Reizhusten. Ich glaube, die wirklichen Folgen werden wir erst später zu spüren bekommen. Es sind immer noch viele Menschen hier geblieben. Leider konnten wir viele Kinder nicht evakuieren«, sagte Tatjana gegenüber RussiaToday.

Der Einsatz von Brandbomben, die verschiedene, schwer löschbare Brandmittel wie Napalm, weißen Phosphor oder andere gefährliche chemische Substanzen enthalten, die den Brand entfachen, wurde von den Vereinten Nationen strikt verboten.


Die Regierung in Kiew hat Berichte dementiert, nach denen solche Waffen gegen Zivilisten eingesetzt worden seien. Die Nationalgarde bestritt auch, dass Phosphormunition benutzt worden sei, hieß es in einer Presseerklärung.

Bei ihrer jüngsten Pressekonferenz wich die Sprecherin des amerikanischen Außenministeriums, Jen Psaki, der Frage eines AP-Journalisten zu Berichten über den Einsatz weißer Phosphorbomben durch die ukrainische Armee zunächst aus. Durch drängende Nachfragen in die Enge getrieben rutschte ihr dann die Bemerkung heraus, sie sei über die Lage vor Ort nicht informiert, aber sie gehe davon aus, dass sich die betreffenden Berichte auf einen russischen Einsatz dieser Bomben bezögen. Als sie ein zweites Mal zu dem Bericht zum Einsatz von Brandbomben gefragt wurde, entgegnete sie: »Von wem? Von den Russen?« Der Journalist antwortete: »Nein, von den Ukrainern.« Dann fuhr er fort, es gebe Filmmaterial und Fotos, die den Angriff belegten. Darauf entgegnete sie: »Nein, ich kenne keine derartigen Berichte.«

Die Industriestadt Slawjansk mit einer Bevölkerung von mehr als 100 000 Menschen liegt im Bezirk Donezk im Südosten der Ukraine und steht seit Längerem im Zentrum der Versuche der Regierung, gegen die Regierungsgegner mit militärischen Mitteln vorzugehen. Die Wohngebiete der Stadt werden seit Wochen regelmäßig mit Granaten beschossen. »Es spricht vieles dafür, dass in der Nacht in mindestens einem Fall wenn nicht direkt weißer Phosphor, so doch eine ähnliche Substanz eingesetzt wurde. Ich habe mir die Videos sehr genau angesehen... [es gibt] viele Anzeichen, viele Hinweise auf den Einsatz von weißem Phosphor. So sieht man z.B. ein sehr helles Feuer brennen, und es fällt zahlreiches brennendes Material vom Himmel herab. Es wurde Munition eingesetzt, die in der Luft explodiert, etwa durch eine Granate oder ein bemanntes Flugzeug«, sagte Charles Shoebridge, ein früherer Armeeoffizier, Scotland-Yard-Ermittler und Geheimdienstoffizier, der in der Terrorbekämpfung tätig ist und vor Kurzem aus der Ukraine zurückkehrte, gegenüber RussiaToday. »Weißer Phosphor kann nicht mit Wasser gelöscht werden, und er würde sich bis auf die Knochen durch einen menschlichen Körper hindurchbrennen. In großen Mengen eingesetzt wirkt er auch giftig - man könnte damit etwa die Wasserversorgung vergiften.«

Auf das Video angesprochen, meinte er, es »ist sehr wahrscheinlich, dass weißer Phosphor« eingesetzt wurde. »Es ist sehr schwierig, ein solches Video von der Art, wie wir es gesehen haben, zu manipulieren. Zudem kommen noch die Hinweise vor Ort dazu.«

Moskau forderte eine umgehende Untersuchung zu dem vermuteten Einsatz von Brandbomben in der Ukraine, erklärte der russische Außenminister Sergeji Lawrow am Dienstag. »Die Berichte, dass das ukrainische Militär Brandbomben und andere verbotene Waffen eingesetzt haben soll, machen uns sehr besorgt. Diesen Berichten muss umgehend nachgegangen werden«, sagte er weiter.

Am Donnerstag brachte Russland einen Resolutionsentwurf in den UN-Sicherheitsrat ein, in dem Angriffe auf Wohngebiete und zivile Einrichtungen im Südosten der Ukraine verurteilt werden, erklärte der russische UN-Botschafter Witali Tschurkin. Er äußerte sich darüber hinaus sehr besorgt über Berichte über den Einsatz verbotener Munition wie etwa Brandbomben im Zusammenhang mit dem Militäreinsatz in der Ukraine. In dem Resolutionsentwurf wird zu einem sofortigen Ende aller Gewalt und einem anhaltenden Waffenstillstand aufgerufen.

»Dieser Resolutionsentwurf zielt darauf ab, die Gewalt zu stoppen und die bisher leider vergeblichen politischen Bemühungen der OSZE zu unterstützen. Wir fordern den UN-Generalsekretär auf, sich hinter sie zu stellen«, erklärte Tschurkin weiter und fügte hinzu, eine Annahme der Resolution wäre ein Zeichen dafür, dass der UN-Sicherheitsrat die Bemühungen zur Beilegung der Krise unterstütze.

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