Kalifornien, mit 38 Millionen Einwohnern ein Zehntel größer als Kanada, sieht zunehmend wie ein gescheiterter Staat aus. Seit Jahren rechnen Kritiker vor, dass die wachsenden Schulden den bevölkerungsreichsten US-Staat irgendwann in einer Finanzkrise verschlucken werden.
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Doch jetzt sieht es so aus, als würde
die schlimmste Dürre in Jahrhunderten dem Schuldenberg noch zuvorkommen. Mit 58 Prozent gilt deutlich mehr als die Hälfte von Kalifornien als »außerordentlich trocken«. Das ist die höchste von fünf Krisen-Stufen in einer Dürre, die eine teilweise Evakuierung der Bevölkerung in andere Regionen der USA erzwingen kann, wenn sich die extremen Umstände nicht bessern.
Laut dem jüngsten U.S. Drought Monitor-Bericht wurden allein in der vergangenen Woche 22 Prozent des Staates in die höchste Krisenstufe aufgenommen.
Die Reservoire sind demnach mindestens ein Jahr mit Regen im Hintertreffen. Und die seit zehn Jahren mit wechselnder Intensität herrschende Trockenheit hat laut einer Studie der NASA und der University of California Irvine dazu geführt, dass seit einem Jahrzehnt drei Viertel des Wasserbedarfs in den Wohngebieten entlang des Colorado River aus Grundwasser gedeckt wird.
Der Fluss versorgt Wyoming, Utah, Colorado, New Mexico, Nevada, Arizona und Kalifornien mit Wasser. Doch der Colorado River hat seit Ende 2004 laut der NASA-Studie fast 65 Kubikkilometer Wasser verloren. Das entspricht dem Doppelten des Süßwassers im größten Vorkommen der USA, dem Lake Mead in Nevada.
»Wir wissen nicht genau, wie viel Grundwasser wir noch haben, also wissen wir auch nicht, wann es aufgebraucht sein wird«, erklärt Stephanie Castle, die führende Autorin der Studie.
»Wir dachten, dass die Situation ziemlich ernst ist«,sagt sie,
»aber das ist schockierend«.Der Colorado River ist der einzig große Fluss im Südwesten der USA. Und er versorgt 40 Millionen Menschen. Das US Bureau of Reclamation, das zum Innenministerium in Washington gehört, verteilt das Flusswasser auf die sieben umliegenden Bundesstaaten. Das Grundwasser wird von den Bundesstaaten selbst verwaltet. Kalifornien bewirtschaftet es nicht. Arizona dagegen hat begonnen, mit einem Teil des Flusswassers das Grundwasser wieder anzureichern.
Jetzt herrschen in weiten Teilen Kaliforniens Dürre,
Wasser-Rationierung und die größte Wasserknappheit seit den 70er Jahren. Das Problem ist jedoch: Seitdem hat die Bevölkerung - und damit das Problem - deutlich zugenommen. Im Norden und Süden Kaliforniens, das mit Abstand der größte Agrarstaat in den USA ist, herrschen
Waldbrände. Im Napa Valley und
vielen Anbaugebieten sowie Viehweiden, herrscht Notstand. Die ersten Fleischfabriken schließen, weil die Viehherden den niedrigsten Bestand seit Jahrzehnten ausweisen.Wer beim Wasserverschwenden erwischt wird, muss neuerdings 500 Dollar Strafe zahlen. Der Lake Mead, der das Wasser des Hoover-Damms sammelt, ist auf den niedrigsten Wasserstand seit dem ersten Auffüllen in den 30er Jahren gefallen und lediglich zu 39 Prozent gefüllt. Laut dem Bureau of Reclamation wächst die
Gefahr von allgemeinen Rationierungen deutlich an.
»Es ist Zeit, dass wir aufwachen - wenn die Dürre anhält, werden wir binnen 24 Monaten in einer schrecklichen Situation sein«, erklärt Jay Famiglietti, der Top-Autor der NASA-Studie.
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