Es klingt nach Science-Fiction, nach einer fiktiven Realität, die technologisch so fortgeschritten ist, dass sie nicht wahr sein kann. Wissenschaftlern ist es gelungen, Gedanken, von einem menschlichen Gehirn auf ein viele tausend Kilometer entferntes anderes Gehirn über das Internet zu übermitteln.
© freeimagesDirekte Kommunikation von Gehirn zu Gehirn
Straßburg (Frankreich). In den letzten Monaten haben internationale Forscherteams grandiose Fortschritte im Bereich der Gedankensteuerung gemacht. So ist es beispielsweise deutschen Forschern in der Vergangenheit gelungen, ein
Flugzeug per Gedanken zu fliegen. Amerikanische Wissenschaftler haben im Jahr 2013 zudem erfolgreich Gedanken von einer Ratte zu einer anderen Ratte übermittelt. Nun ist der Mensch an der Reihe.
Wie viele frühere Experimente gezeigt haben, ist es heute kein Problem mehr die menschlichen Hirnströme so exakt auszuwerten, dass sich damit sogar Flugzeuge fliegen lassen. Bislang fehlte allerdings die Schnittstelle, die es ermöglicht diese Gedanken, zwecks direkter Kommunikation, in ein anderes menschliches Gehirn zu übertragen. Bis heute.
Carles Grau und seine Kollegen vom
Starlab Barcelona haben jetzt den nächsten Schritt gewagt und in einem Experiment bewiesen, dass der Mensch in der Lage ist direkt von Gehirn zu Gehirn zu kommunizieren.
Gedanken von Indien nach Frankreich übertragenFür ihr Experiment wurden die Hirnströme eines Probanden in der indischen Stadt Thiruvananthapuram mit Hilfe einer Elektrodenkappe aufgefangen und am Computer digital kodiert. So wurde das Wort "Hola" und das Wort "Ciao" in für den Computer verständliche Signale umgewandelt - dem Binärcode.
Die beiden Wörter wurden blitzschnell über das Internet in das französische Straßburg an den Empfänger übermittelt. Mit Hilfe der transkraniellen Magnetstimulation (TMS) wurden die Wörter auf das Empfänger-Gehirn übertragen. Dafür wurde eine Magnetspule an den Schädel des Probanden angelegt, die durch gezielte magnetische Impulse die Hirnströme beeinflussen kann.
Um alle äußeren Einflüsse auszuschließen, trug die Testperson eine Augenmaske, schalldichte Kopfhörer und saß allein in einem Versuchsraum. Die magnetischen Impulse lösten bei dem Probanden Lichtblitze vor dem inneren Auge aus - genau in der binären Computersprache in der sie aus Indien übermittelt wurden.
Der Weg zur direkten KommunikationDer Versuch wurde mit zwei weiteren Testpersonen wiederholt. Alle Probanden konnten die Wörter aus Indien empfangen. Die Fehlerquote lag lediglich bei maximal 15 Prozent. "Dieses Experiment zeigt, dass eine Gehirn-zu-Gehirn-Kommunikation beim Menschen möglich ist", berichten die Forscher. "Die Botschaften wurden übermittelt, ohne dass Sprechen oder Schreiben im Spiel waren."
Dieses Experiment zeigt, was machbar und zu was das menschliche Gehirn im Stande ist. Die Forscher gehen davon aus, dass in nicht allzu weit entfernter Zukunft Computer wesentlich intensiver mit dem menschlichen Gehirn kommunizieren. Auch die direkte Kommunikation von Gehirn zu Gehirn wird wahrscheinlich in einigen Jahren zum Alltag gehören.
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