Ausgebrannt. Der Kölner Stadt-Anzeiger und die pronovaBKK veranstalten zu dem Thema einen Publikumsabend. Am 9. Mai werden drei Experten im Bergheimer Medio über ihre Erfahrungen mit dem Belastungssyndrom diskutieren.

Rhein-Erft - Ein Burnout oder auch eine Erschöpfungsdepression sind keine Modeerscheinungen, sondern ernste Erkrankungen. Die Ursachen hierfür sind vielfältig, aber „chronischer, unkontrollierter Stress“ ist ganz sicher ein Auslöser, so Dr. Sabine Schonert-Hirz. Die Medizinerin, Stress-Expertin und Gesundheitscoach, ist Referentin beim großen Publikumsabend zu „Stress - Burnout: Das Feuer, das die Seele verbrennt“ . Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ lädt zusammen mit der Pronova BKK für Montag, 9. Mai, 19.30 Uhr, ins Medio in Bergheim ein. Mit dabei sind die Betriebsärztin Roswitha Eck und der Psychiater und Psychotherapeut Dr. Horst Walter Ebeling-Golz. Alle drei werden Ursachen und Therapien erläutern.

Eine Besonderheit des Abends wird sein, dass Horst Walter Ebeling-Golz das Publikum in Trance versetzen wird, also in einen Zustand der tiefen Entspannung (siehe Info-Kasten). Was aber sind die Ursachen für übermäßigen Stress, der die Erschöpfungsdepressionen beziehungsweise das Burnout, also den körperlichen, geistigen und seelischen Zusammenbruch eines Menschen, auslösen kann? Die Medizinerin Sabine Schonert-Hirz: „Einerseits sind die Anforderungen an jeden von uns gestiegen, und zum anderen fehlen uns zunehmend die Kraftquellen.“ Unter Kraftquellen versteht die Stress-Expertin auch eine sinnvolle Zeiteinteilung, indem man Prioritäten setzt und sich vor allem auch ein wenig Zeit für sich selbst nimmt - trotz aller privaten und beruflichen Belastungen. Dazu gehört auch der sorgsame Umgang mit der körperlichen Gesundheit. Letztere ist eine der Grundvoraussetzungen dafür, dass Menschen ihr tägliches Pensum schaffen, Leistung erbringen und sich wieder erholen können.Wer verlernt hat, die Signale des Körpers wahrzunehmen und auf sie zu hören, der riskiert möglicherweise einen Zusammenbruch, denn, so Sabine Schonert-Hirz: „Wenn der Stresspegel über eine lange Zeit sehr hoch ist, dann schaltet das Gehirn auf „Autopilot“. Der Mensch funktioniert und kämpft bis zum Letzten. Eine durchaus sinnvolle Einrichtung des Körpers in extremen Situationen, aber kein Rezept für den Alltag.“

Damit ist nicht gesagt, dass Menschen, die unter Volldampf arbeiten und leben, unweigerlich einen Zusammenbruch erleben. Für die einen ist es genau dieses Lebensmuster, das sie brauchen und durchhalten können. Für die anderen ist es der sichere Weg in ein Burnout. Die Stress-Expertin Schonert-Hirz gibt ein Beispiel, das sie in ihren Seminaren und bei ihren Vorträgen in allen möglichen Varianten immer wieder erlebt: „Ein Mann, der kurz vor dem Crash war, erzählt mir, dass er mit viel Eigenarbeit ein Haus baut und den Plan nicht einhalten kann. Deshalb lebt er mit seiner Familie im Wohnwagen auf dem Grundstück der Eltern. Seine Frau ist chronisch krank, ein Kind leidet an ADHS, die Mutter ist pflegebedürftig, er hat in zwei Vereinen wichtige Positionen inne, ist im Beruf eine Führungskraft und hat auch noch einen neuen Chef bekommen. Der Mann konnte all das nicht mehr leisten und war völlig erschöpft.“

Wer angesichts dieser Lebenssituation die Hände über dem Kopf zusammenschlägt ob dieser vermeintlichen Unvernunft, der sollte, so erläutert Schonert-Hirz, sich klar machen, dass manches im Leben eben nicht abwendbar ist - Schicksal kann man es auch nennen. Die kranke Frau, das Kind und auch die pflegebedürftige Mutter werden weiterhin den Alltag und das Leben dieser Person bestimmen. Ihm ist auch nicht vorzuwerfen, dass er sich ein Haus bauen möchte. Die einzigen Terrains, auf denen er sich momentan „Luft verschaffen“ kann, so Schonert-Hirz, sind: eine Pflegehilfe für die Mutter suchen und die Vereinstätigkeiten eine Zeit lang ruhen lassen, bis er selbst wieder zur Ruhe gekommen ist.

Zugegebenermaßen kommen viele Menschen alleine aus diesem „Hamsterrad“ nicht mehr heraus. Ihnen fehlen die Ideen und die Zuversicht, etwas ändern zu können. Um dem Zusammenbruch im Burnout vorzubeugen, hilft es als Erstes, auf Warnsignale zu achten: Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit, falsche Entscheidungen, Reizbarkeit oder Rückzugstendenzen. Hinzu kommen körperliche Beschwerden, man fühlt sich krank, leidet unter Schlafstörungen und immer häufiger unter Erschöpfungszuständen. Wer sich in diesem Zustand befindet, der kommt manchmal nicht mit eigener Kraft wieder heraus, sondern benötigt therapeutische Hilfe. Schonert-Hirz: „Leider denken Menschen selbst in für sie ausweglosen Situationen noch, dass sie durchhalten müssen.“

Eine Schlussfolgerung, die der direkte Weg in einen körperlichen, emotionalen und geistigen Zusammenbruch sein kann. Ein längerer Urlaub oder eine „Auszeit von Familie und Beruf sind gut für die Erholung, reichen aber alleine oft nicht aus, die Verhaltensmuster und Umstände zu ändern, die die zu hohe Stressdosis und damit die Erschöpfung ausgelöst haben". Die Betroffenen sind oft monatelang arbeitsunfähig und benötigen Hilfe und Heilung für Körper, Seele und Geist in einer psychosomatischen Fachklinik.

Sabine Schonert-Hirz staunt jedoch immer wieder darüber, „wie viel die Menschen wie lange aushalten können. Doch während es für jeden ganz normal ist, sein Auto zu betanken, zu warten und zu pflegen, damit es lange fährt, vergessen wir, uns selbst immer wieder "fahrtüchtig“ zu machen.“ Das ist sowohl im Privaten als auch im Beruf möglich, selbst wenn es in beiden Bereichen oftmals eine Reihe von Vorgaben gibt, die einfach so akzeptiert werden müssen. Mittlerweile haben viele Firmen die Notwendigkeit eingesehen, mit einem gezielten Gesundheitsmanagement der zunehmend steigenden Zahl an psychischen Erkrankungen und Burnout in der Belegschaft zu begegnen. Zumal Menschen, denen vonseiten des Unternehmens in dieser schwierigen Phase Hilfe zuteil wurde, oft wieder genauso leistungsfähig sein können wie zuvor.