Wie der Wahrsager Bendandi erstaunlicherweise nicht Recht behielt und Rom die ewige Stadt bleibt. Vorerst.

Es wäre ein schöner letzter Tag gewesen. Aber die Sache mit dem Untergang Roms ging ganz erstaunlicherweise diesmal schief. Und das, obwohl italienische Zeitungen seit Wochen schon das endgültige Ende der Stadt herbei schreiben. Möglich wär´s ja. Rom in den Grundfesten erschüttert durch ein Erdbeben, das ein gewisser Raffaele Bendandi vorhergesagt hatte.

Am Mittwoch sollte Rom durch schwere Erdstöße erschüttert werden, wie Bendandi, ein wissenschaftlich nur bedingt angesehener Erdbebenterminerrechner aus Faenza, in den 70´Jahren herausgefunden haben wollte. Der Mann ist seit 1979 tot. Zuvor hatte er schon bei anderen Prognosen daneben gelegen. Es reichte aber anscheinend, um ihn im Gedächtnis zu behalten.

Es war ein schöner, ganz normaler Tag in Rom. Sonne, Wind vom Tiber her, "piano piano" also. Sofern man das vom Gewusel am Torre Argentina überhaupt behaupten darf. Die drei etwas betagteren Damen reagieren auf Wort "terremoto" dann auch synchron mit der Italienern scheinbar angeborenen Gestik: die nach innen gewendeten Hände wackeln jedenfalls auf das heftigste. "Angst vor einem Erdbeben? - Ach was." Und dann, ganz gelassen und in Würde gealtert, sagt die eine: "Falls, wäre ohnehin nichts zu machen. Aber für die jungen Leute täte es mir leid."

Die Verkehrspolizisten an der Piazza di Venezia winken ab. Alles alltäglich an einem der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte der Stadt. Ihr Gesichtsaudruck genervt wie immer. Denn auch heute muss man selbst bei grün an der Ampel um sein Leben rennen. Rom ist alles aber nicht leer. So viele können also gar nicht in eine vermeintliche Sicherheit geflohen sein. Dafür Hektik. Das monumentale anmutende Nationaldenkmal für Viktor Emanuel II. ruht jedenfalls. Die Schreibmaschine, wie die Römer sagen, ist ohne Risse, denn Erschütterungen gab es keine. Anruf beim Geophysikalischen Institut in Rom. Salvatore Mazza, Seismologe, sagt: "Alles ruhig." Es habe die für Italien üblichen Erdbewegungen gegeben, aber: "Nichts außergewöhnliches."

Wahr ist aber auch, dass nicht wenige der abergläubigen Römer das Weite gesucht haben. Reiseagenturen sollen kein schlechtes Geschäft gemacht haben und so mancher Römer übernachtet heute lieber bei Freunden, um im Fall des Falles nicht allein zu sein.

Der Taxifahrer, dessen Geschäft auch heute, am Tag der herbei geschriebenen Apokalypse normal läuft, hat dazu diese Meinung: "Die Sonne ist bei manchen nicht so gut für den Kopf."

Ein Blick nach oben, wo ein Zeppelin wie zum Hohn über der ach so unsicheren römischen Erde schwebt. Auf das Luftschiff ist Werbung für einen bekannten Reifenhersteller geschrieben. In dem Slogan geht es um "Sicherheit" und "gemeinsam". Soll ihnen doch der Himmel auf den Kopf fallen.