Der Bergbau im Mansfelder Land ist viel älter als Experten bislang glaubten. Archäologen des Landesamtes in Halle haben Gruben entdeckt, aus denen Feuersteine gefördert wurden.
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© dpaArchäologen haben bei Erdeborn einen 6000 Jahre alten Feuerstein-Tagebau entdeckt. Die damaligen Steinzeitmenschen haben dort gezielt nach Feuersteinadern gegraben.
Archäologen sind im Mansfelder Land auf ein riesiges, rund 6.000 Jahre altes Feuersteinbergwerk gestoßen. Bei Erdeborn (Landkreis Mansfeld-Südharz) wurden Teile davon ausgegraben. „Erstmals ist in Mitteldeutschland ein derartiges Bergwerk aus der Steinzeit entdeckt worden“, berichtete Landesarchäologe Harald Meller. Es habe einst aus rund hundert Gruben bestanden und eine Ausdehnung von bis zu 40 Hektar gehabt. Feuerstein wurde in der Steinzeit benutzt, um Werkzeuge und Waffen herzustellen. Heute werde Feuerstein als Schleifmittel, im Straßenbau oder auch für Klingen von Skalpellen verwendet, hieß es.

In Europa sind nach Angaben des Landesamtes für Archäologie etwa hundert prähistorische Feuersteinbergwerke bekannt, unter anderem in Belgien, Südengland, Polen und Bayern. Der weltweit älteste bekannte Abbau von Feuersteinen fand in Ägypten vor rund 35.000 Jahren statt, wie das Landesamt berichtet.

Areal nahe Erdeborn

Der Anlass für Archäologen, auf dem Areal nahe Erdeborn zu graben, war der bevorstehende Bau eines Windparks dort gewesen. Vor großen Baumaßnahmen werden oft Untersuchungen vorgenommen, um mögliche historische Zeugnisse im Boden zu erfassen und zu dokumentieren. „Es wurden bislang 80 Gruben des Feuersteinbergwerks ausgegraben“, sagte die Archäologin Ines Vahlhaus. Hunderte sogenannte Feuersteinknollen sowie Splitter und grob verarbeitete Exemplare wurden dabei gefunden.

Die Entdeckung eines derartig großen Bergbaugeländes wirft viele Fragen auf. „Wie lange wurde hier Feuerstein abgebaut? Und wie viele Menschen arbeiteten gleichzeitig? Das muss aber die weitere Forschung zeigen“, sagte Ausgrabungsleiter Olaf Kürbis. Wahrscheinlich sei, dass es kleine Arbeitstrupps waren, die vor Jahrtausenden jeweils eine Grube aushoben und Feuersteinknollen förderten.

Nach Erkenntnissen der Archäologen gruben sich die steinzeitlichen Bergleute mit primitiven Werkzeugen aus Holz, Stein und Hirschgeweihgabeln bis in eine Tiefe von maximal 3,50 Meter durch mehrere Gesteinsschichten. Die Röhren hätten einen Durchmesser von etwa 60 Zentimetern gehabt. „Da passte also gerade mal ein Arbeiter hindurch“, erläuterte Kürbis.

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Durch Zufall gefunden

Feuerstein war ein begehrtes Handels- und Tauschobjekt in der Steinzeit. „Normalerweise wurde in den Flüssen nach Feuersteinen gesucht, aber hier in dieser Umgebung gibt es zwar fruchtbare Böden, aber keine Flüsse mit Feuersteinen“, sagte Kürbis. Vermutlich seien die Menschen durch Zufall an der Erdoberfläche auf das begehrte Material gestoßen und hätten dann in der Erde danach gegraben.

Im Mansfelder Land, der Region zwischen Eisleben, Hettstedt und Sangerhausen, wurde bis zur Wende 800 Jahre lang Kupferschiefer aus der Erde geholt. Aus wirtschaftlichen Gründen wurde dieser Bergbau, der Tausenden Menschen zu Lohn und Brot verhalf, nach 1990 stillgelegt.