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© dapd/Theo HeimannEine Hexelmaschine wirbelt am Mittwoch (11.05.11) bei Mittenwalde auf einer Wiese bei der Grasernte Staub auf. Geringe Niederschlaege und anhaltende Trockenheit der Boeden setzen den Pflanzen zu, die Landwirtschaft befuerchtet Ernteausfaelle.
Wintergetreide betroffen - Aber bisher kein Preisschock bei Obst und Gemüse absehbar

Hamburg. Das lange Zeit trockene Frühjahr und Nachtfröste belasten die Ernteaussichten der deutschen Bauern. Die Verbraucher müssen aber zunächst keine Preiswelle bei Obst und Gemüse befürchten, denn bisher leiden vor allem Raps, Getreide und der erste Grasschnitt. Das ergab eine bundesweite Umfrage der Nachrichtenagentur dapd am Dienstag.

Erdbeeren, Spargel und Frühgemüse sind dagegen entweder durch Plastik oder Beregnung geschützt, oder wie Spargel weitgehend immun gegen die Trockenheit. Nach dem Regen der vergangenen Tage hoffen die Bauern nun auf ein besonders starkes Wachstum der Pflanzen.

In Bayern wendete Tief Paul mit seinen Regengüssen die befürchteten Ernteausfälle bei Obst und Gemüse vorerst ab. Weiter kritisch bleibt die Lage bei Getreide, wie der Bayerische Bauernverband erklärte.

Große Flächenkulturen wie Beeren hätten von den Regengüssen besonders profitiert, erklärt der beim Bauernverband für Obst und Gemüse zuständige Theo Däxl. Bei Erdbeeren könne Ende Mai mit der Haupternte begonnen werden. Bei Weizen und Gerste befürchten die Bauern Ernteeinbußen von mindestens zehn Prozent.

Am anderen Ende Deutschlands sieht es nicht besser aus: Der kräftige Regen macht den Landwirten in Mecklenburg-Vorpommern Hoffnung auf geringere Ernteverluste als befürchtet. Die Niederschläge seien speziell für Mais, Kartoffeln, Zuckerrüben und Hafer wichtig gewesen, sagte Peter Brandt vom Güstrower Kreisbauernverband. Winterweizen, Gerste und Raps hätten jedoch schon deutlich sichtbare Trockenschäden. Auch der erste Futterschnitt auf Grünflächen sei ein Totalausfall.

Die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen berichtet von Wachstumsrückständen bei Getreide. Keine Schwierigkeiten hätten die Gemüse- und die meisten Obstanbauer - ihre Felder würden überwiegend künstlich beregnet. So laufe die Erdbeer- und Spargelernte in dieser Saison "hervorragend". Spargel hat metertiefe Wurzeln.

In Rheinland-Pfalz müssen viele Bauern Viehfutter zukaufen, weil das Gras vertrocknet ist. Getreide könne nur in schlechterer Qualität geerntet werden. Beim Wein sei durch Frostschäden mit Einbußen von 20 bis 30 Prozent zur rechnen. Besonders betroffen seien Rheinhessen, Pfalz und Nahe. Weine von Spitzengütern werden durch die Einbußen möglicherweise etwas teurer. In der Breite des Markts gebe es allerdings einen harten Wettbewerb, es sei daher nicht mit Preissteigerungen zu rechnen, hieß es.

Die Bauern in Hessen rechnen mit drastischen Ertragseinbußen. Daran könnten auch die Niederschläge nichts mehr ändern, erklärte der Bauernverband. Die Ertragseinbußen werden auf 30 bis 50 Prozent beziffert. Wintergetreide und Winterraps litten besonders.

In Niedersachsen rechnet das Landvolk mit Ausfällen bei Raps und Wintergerste. Probleme hätten vor allem die Bauern in der Lüneburger Heide mit sandigen Böden.

In Sachsen erwartet der Bauernverband große Ertragsverluste bei Wintergetreide. Mindestens zehn Prozent der Ernte von Weizen, Gerste, Roggen und Raps seien zerstört.