Wasser Kugel
© Skipping Rocks LabDie dünne, aber feste Membran umschließt den Wassertropfen. Das könnte eine Alternative zur Plastikflasche sein.
Essbar, biologisch abbaubar und widerstandsfähig sollen die Membranen sein, die ein Londoner Startup entwickelt hat. Darin will es künftig Wasser anbieten und die Produktion von Plastikflaschen reduzieren.

Wer sich schon einmal an die Molekularküche gewagt hat, kennt den Stoff Natriumalginat. Er wird aus Braunalgen gewonnen und sorgt dafür, dass die Pflanze unter den Bewegungen des Wassers flexibel bleibt. Diese Eigenschaft machen sich Köche zu Nutze, wenn sie Flüssigkeiten verdicken oder gelartige Hüllen herstellen wollen, die einen flüssigen Kern umschließen. Künstliche Kavierperlen oder auch Bubble Tea entstehen so. Mithilfe dieser essbaren Gel-Hüllen will das Startup Skipping Rocks Lab eine Alternative zur Plastikflasche bieten - und so die Verpackungsindustrie aufmischen.

Rodrigo Garcia Gonzalez, Guillaume Couche und Pierre Paslier sind die Köpfe des Unternehmens. "Ooho" nennen sie ihre Idee - und die hört sich recht simpel an: Ein großer Eiswürfel wird zunächst in einer Lösung aus Kalziumchlorid oder Kalziumlaktat getaucht, anschließend nimmt er ein Wasserbad, in dem eine kleine Menge des pulvrigen Alginats gelöst wurde. Die Lösungen aus Kalziumchlorid (oder Kalziumlaktat) und Natriumalginat verbinden sich zu einer dünnen, durchsichtigen Membran. Sie lagert sich am Eiswürfel ab. Sobald das Eis schmilzt, erhält man mit Wasser gefüllte Gel-Kugeln.

Um die passende Formel für die Membran zu entwickeln, arbeiteten die jungen Unternehmer mit einem Team aus Chemie-Studenten des Imperial College London zusammen. Es gilt die Hülle undurchlässig zu machen, sie widerstandsfähig zu halten und biologisch abbaubar zu halten.

Gerade weil die Membran essbar ist, sieht Gonzalez den großen Vorteil darin. "Man benötigt sieben Liter Wasser und 150 Zentiliter Öl, um eine einzige Plastikflasche zu produzieren", sagte Gonzales beim Think Thank Solve for Xim September in Berlin zu dem Ressourcenverbrauch bei der Produktion. Und die Nutzung von Flaschen steige um fast 10 Prozent pro Jahr. In den USA würden jährlich pro Person 140 Liter Wasser in Plastikflaschen anfallen, zitiert Gonzales Zahlen der International Bottled Water Association.

Die Vorstellung, die Produktion von Plastikflaschen zu reduzieren, klingt verlockend. Doch es gibt noch ein paar offene Fragen. Zum Beispiel lässt sich die Membran nicht wieder verschließen, das wird schwierig beim Transport und beim Verbrauch. Skipping Rocks Lab wollen sich hier aber an der Natur orientieren, etwa bei Orangen. Innerhalb ihrer Schale tragen sie mehrere einzelne Fruchtstücke. "Wir wollen ebenso mehrere kleine Behälter machen, die wiederum von einer großen Membran umschlossen sind", so Gonzales. Auch die Möglichkeit, das Wasser mit zwei Membranen zu umhüllen, damit die äußere vor dem Verzehr abgepellt werden kann, wird noch getestet.

Eine etwa Golfball-große Einheit soll in der Herstellung laut Medienberichten einen Penny kosten. Ob das günstiger ist als die Produktion einer Plastikflasche, bleibt offen. Zudem bietet die Flasche Vorteile hinsichtlich Wiederverschließbarkeit und Transport größerer Mengen an Flüssigkeit.