Kein anderer Vulkan ist häufiger aktiv als der 3323 Meter hohe Ätna. Der aktivste Feuerberg der Alten Welt jagt wieder Asche in die Atmosphäre - da lädt sich etwas auf.
ätna, plasmaentladungen
© MARCO RESTIVO/DEMOTIX/CORBIS
Als nach dem neuen Ausbruch jetzt wieder Blitze aus den Wolken über dem Ätna schossen, wird Kennern der Name Empedokles in den Kopf gekommen sein. Der griechische Philosoph hatte - so die Legende - vor mehr als 2400 Jahren sein letztes Domizil am Kraterrand des sizilianischen Feuerberges aufgeschlagen und sich im Getöse der Gewitter und Eruptionen in den Schlund des größten Vulkans in Europa gestürzt.

Seitdem, heißt es, wird über die Ausbrüche Buch geführt. Kein anderer Feuerberg in der Alten Welt ist häufiger aktiv als der 3323 Meter hohe Ätna, der - oft mit Schnee bedeckt - über der sizilianischen Großstadt Catania thront.

Bei jedem Ausbruch zeigt sich der höchste Vulkan Europas sprunghaft: Oft wechselt die Aktivität innerhalb von kurzer Zeit von einem Krater zum anderen. Manchmal schießen kilometerhohe Lavafontänen in die Luft, und wenige Stunden später kriechen zähflüssige Lavaströmen die Flanken des Vulkans herab.


So wechselhaft ist der Ätna auch bei der jüngsten Eruption, der ersten seit dem Mai dieses Jahres, bei der mittlerweile zwei der vier Krater am Gipfel des Berges aktiv sind. Der Ausbruch begann vor knapp einer Woche im Nebenkrater Voragine, der im Zentralkrater liegt. Zunächst kam es dort zu gewaltigen Explosionen, die Aschewolken bis zu sieben Kilometer hoch in die Atmosphäre schleuderten. Übers Wochenende verlagerte sich der Ausbruchsschwerpunkt dann in den Südostkrater, wo es aus einem erst kürzlich entstandenen Aschekegel feurige Lavaspritzer regnete. Am Sonntag schließlich entstanden zwei Lavaströme, die sich vom Südostkrater langsam ins Valle del Bove ergossen.

In den Aschewolken des Vulkans blitzte es - das ist zwar spektakulär, aber nicht ungewöhnlich. In Gewittern entstehen Blitze, weil sich die auf Wolkentröpfchen vorhandenen elektrischen Ladungen in den extrem schnellen Aufwinden einer Gewitterwolke rasch trennen. Tropfen mit positiven Ladungen wandern in große Höhen, während die negativ geladenen Tropfen die Unterkante der Wolken bilden. Ein Blitz entsteht, wenn es einen Kurzschluss zwischen den Ladungen oder zwischen einer der Ladungen und dem Erdboden gibt.


Ähnliches findet auch statt, wenn Aschewolken mit großer Geschwindigkeit aus einem Krater entweichen. Die meist trockenen Aschepartikeln laden sich beim Ausstoß elektrostatisch auf. Dabei stoßen sich positive und negative Ladungen gegenseitig ab, und es kommt, wie in einer Gewitterwolke, zur Ladungstrennung. Dennoch gibt es Unterschiede zwischen den vulkanischen Blitzen und den elektrischen Entladungen in einem Gewitter. Die meisten Blitze in den Aschewolken sind kurz, während ein Gewitterblitz mehrere Kilometer lang sein kann. Außerdem erreichen nur wenige vulkanische Blitze den Erdboden.

Es ist nicht überliefert, ob Empedokles bei seinen Abenteuern am Krater des Ätna schon vulkanische Blitze beobachtet hat. Die erste zuverlässige Beschreibung dieser Leuchterscheinungen stammt jedenfalls nicht aus dem heutigen Italien. Plinius der Jüngere hatte sie schon beim katastrophalen Ausbruch des Vesuvs im Jahre 79 nach Christus gesehen. Während es in der Vulkanwolke blitzte, überrollten aus dem Krater eruptierte Ascheströme die Orte Pompeji und Herculaneum so schnell, dass der Bevölkerung keine Zeit zur Flucht blieb