Wo dieses Auto nicht hinkommt, helfen nur noch Hubschrauber. Ein russischer Tüftler hat den ultimativen Offroader entwickelt. Jetzt geht das Amphibien-Monster in Serie.
atv sherp
© Sherp via YouTube
Wer in Russland "Offroad" sagt, meint das normalerweise auch so. Unendliche Wälder, Flusslandschaften, Sümpfe und Steppen erstrecken sich jenseits der Siedlungen im größten Land der Erde. Speziell die Sümpfe im Norden sind im Sommer eigentlich undurchdringlich. Weder zu Fuß noch mit herkömmlichen Land- oder Wasserfahrzeugen lassen sich die bodenlosen Moorlandschaften bezwingen. Was den russischen Erfindergeist seit jeher kräftig fordert und entsprechend außergewöhnliche Fahrzeuge hervorbringt. So wie den Amphibien-Geländewagen von Alexei Garagashyan.

ATV Sherp besteht fast nur aus Reifen

Garagashyan, ein Mechaniker aus Sankt Petersburg, beschäftigt sich schon länger mit unkonventionellen Lösungen bei Geländewagen, etwa beim Bau von Wettbewerbsfahrzeugen. Für sein eigenes Projekt eines schwimmfähigen Offroaders, der auch auf Schnee und der wabbeligen Oberfläche russischer Sümpfe zu bewegen ist, ging er einen verhältnismäßig einfachen Weg: er motorisierte vier Räder.

Was hier etwas merkwürdig klingt, ist tatsächlich so gemeint. Alexei Garagashyan konstruierte seinen Amphibien-Geländewagen um vier riesige Niederdruckreifen herum. Das komplette Gefährt besteht außen praktisch nur aus Reifen, Böschungs- oder Rampenwinkel sind für Garagashyans Amphibien-Geländewagen Themen aus einer anderen Welt. Angetrieben wird das Gefährt von einem unverwüstlichen Dieselmotor des japanischen Herstellers Kubota. Der Vierzylinder entwickelt aus 1,5 Liter Hubraum 44 PS. Mit diesem Motor treibt Garagashyan selbst entwickelte Achsen an, auf denen die Riesenräder montiert sind. Zur Kraftübertragung auf die Achsen dienen keine aufwändigen Differentiale und Antriebswellen, sondern Zahnräder und Ketten.

Amphibien-Geländewagen mit Kubota-Diesel

Eine Lenkung im herkömmlichen Sinne ist nicht vorhanden, Garagashyan steuert seinen Amphibien-Geländewagen wie ein Kettenfahrzeug über zwei Handhebel, mit denen sich die Räder seitenweise beschleunigen und abbremsen lassen. Schöner Nebeneffekt ist der praktisch nicht vorhandene Wendekreis, Garagashyans Amphibien-Geländewagen kann auf der Stelle drehen. Ebenso einfach wie der Antrieb ist auch der Aufbau gehalten. Den Rohrrahmen des Chassis hat der Erfinder mit Stahlblech verkleidet, dadurch wird das Gerät mit der geschlossenen Bodenwanne schwimmfähig. Beim Basismodell gibt es weder Heizung noch Scheibenwischer, als Sitz dient eine einfache Polsterbank, die sich bei Bedarf zur 2,10 Meter langen Liegefläche umbauen lässt.

Angesichts der Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h ist auch die klappbare Windschutzscheibe verständlich, die bei schönem Wetter maximale Frischluft ermöglicht. Im Video zeigt Ihnen Garagashyan seinen Amphibien-Geländewagen im spektakulären Einsatz auf einem zugefrorenen See - samt einbrechen ins Eis, für jeden "normalen" Geländewagenfahrer die blanke Horror-Vorstellung. Nicht für Alexei... Im Wasser erreicht der ATV Sherp dank eifrig paddelnder Riesenreifen übrigens bis zu 6 km/h. Ein weiteres, ausführliches und unbedingt sehenswertes Video zeigt Garagashyan auf einer Reise mit dem Amphibien-Mobil über die Halbinsel Kola sowie die Entstehung des Fahrzeugs.


ATV Sherp Preis ab 70.000 Dollar

Inzwischen ist aus dem Prototyp ein in Serie gefertigtes Amphibienfahrzeug entstanden. Als ATV Sherp bietet die gleichnamige Firma aus St. Petersburg das Allradmonster an - samt diversen Optionen. So lässt sich ein passender Anhänger ordern, weil die Anreise auf Achse doch etwas mühsam werden könnte, außerdem ist inzwischen sogar eine Heizung lieferbar. Weil sich der verbaute (und im Serienfahrzeug besser geräuschgedämmte) Kubota-Motor alleine um den Vortrieb kümmert, muss für eine zusätzliche Lichtanlage oder die Heizung ein autarkes, selbstversorgendes System installiert werden.

Als Standardpreis ohne Extras werden für das ATV Sherp 70.000 US-Dollar aufgerufen. Wer Interesse hat - auf der englischsprachigen Seite informiert die Firma detailliert über das Projekt.