Die neue EU-Verordnung für Tierarzneimittel droht alternativmedizinische Therapieformen zu beschneiden.
Tierarzt und Kuh
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Alternative Heilmittel spielen nicht nur in der Humanmedizin eine grosse Rolle, sondern auch in der Tierheilkunde. Sowohl Tierheilpraktiker als auch manche Tierärzte wenden erfolgreich naturheilkundliche Arzneimittel an, um Tiere zu heilen oder ihre Leiden zu lindern. Nun soll eine neue EU-Verordnung für Tierarzneimittel in Kraft treten, die den Einsatz genau dieser natürlichen Heilmittel bei Tieren erschweren oder gar ganz verhindern würde. Eine Petition könnte die Verordnung stoppen. Bitte zeichnen Sie mit! Helfen Sie mit, die Naturheilkunde für Tiere zu retten!

Petition für Naturheilkunde in der Tiermedizin

Eine geplante EU-Verordnung könnte die Verfügbarkeit von Naturheilmitteln für Tiere enorm einschränken. Pflanzliche Heilmittel oder Homöopathika wären dann in der Tiermedizin nicht mehr einsetzbar. Auch wäre der Beruf des Tierheilpraktikers kaum noch praktikabel. Eine Petition will der Verordnung Einhalt gebieten. Doch schon am 24. Februar 2016 läuft die Frist ab - und von den 50.000 erforderlichen Stimmen sind erst 30.000 eingetroffen. Zeichnen Sie daher noch heute mit! Zur Petition geht es hier: Die Petition

Was aber ist der Grund für die geplante Verordnung? Noch immer ist es in der Massentierhaltung üblich und auch legal, Tieren flächendeckend Antibiotika zu verabreichen. Sind also beispielsweise nur wenige Tiere im Stall erkrankt, dann werden nicht ausschliesslich die kranken Tiere behandelt, sondern alle Tiere. Denn in einem Massenstall mit Hunderten oder gar Tausenden Tieren stehen heute keine Möglichkeiten für eine individuelle Therapie zur Verfügung. Eine solche würde u. U. mehr Mitarbeiter und somit mehr Geld erfordern. Dann aber wären die gängigen Billigpreise bei Ei, Milch und Schnitzel nicht mehr möglich.

Da die schlechten Haltungsbedingungen (sehr viele Tiere auf sehr engem Raum) in Kombination mit krankheitsanfälligen Hochleistungstieren zu einer verstärkten Ansteckungsgefahr führen, dient die flächendeckende Antibiotikatherapie auch der Vorbeugung, damit nicht in kürzester Zeit der ganze Stall (heute ist es eher eine Industrieanlage) krank wird.

Jetzt soll der Einsatz von Antibiotika drastisch reduziert werden. Doch was dem ersten Anschein nach gut klingt, könnte bereits in der nahen Zukunft schwerwiegende Folgen haben.

EU-Verordnung will Antibiotika-Einsatz reduzieren

Im September 2014 hat die Europäische Kommission einen Vorschlag für eine EU-Verordnung für Tierarzneimittel (COM 558) eingereicht, wodurch das bisher geltende Recht für Tierarzneimittel abgelöst werden soll. Ziel sei es, die Gesundheit von Mensch und Tier zu schützen, die Umwelt zu schonen und für die Sicherheit der Lebensmittel zu sorgen. Auch soll der Bildung von Antibiotikaresistenzen vorgebeugt werden.

Gegen diese guten Absichten dürfte auch kaum jemand Einsprüche erheben, doch der Teufel steckt im Detail. Aus diesem Grund rufen die Kooperation deutscher Tierheilpraktiker e.V. und der Verband Artgerechte Tiergesundheit zum Unterzeichnen der Petition 61871 auf. Doch warum soll erreicht werden, dass der in dieser Form vorliegende Entwurf vom Europäischen Parlament nicht angenommen wird?

Pharmariesen profitieren von neuer EU-Verordnung

Mit der neuen EU-Verordnung würden zentrale Zulassungsverfahren für Human- und Tierarzneimittel in Kraft gesetzt werden. Noch können Tiere mit für den Menschen zugelassenen pflanzlichen und homöopathischen Arzneimitteln behandelt werden, da es für den Veterinär-Bereich keine separate Zulassung gibt. Damit würde mit der neuen Verordnung Schluss sein, da Tierärzte nur noch Medikamente einsetzen dürften, die explizit eine tiermedizinische Zulassung haben.

Das hätte zur Folge, dass die genannten Naturheilmittel - auch wenn sie sich in der Praxis längst bewährt haben - einen aufwändigen Zulassungsprozess durchlaufen müssten. Der Zulassungsprozess aber verschlingt viel Zeit und Geld. Beides steht kleinen Herstellern naturheilkundlicher Mittel meist nicht zur Verfügung - zumal auch noch für jede Tierart (Hund, Katze, Huhn, Rind, Schwein etc.) speziell eine Zulassung beantragt werden müsste! Die grossen Pharmahersteller würden davon natürlich profitieren, da sie finanziell in der Lage wären, den zusätzlichen Aufwand zu stemmen.

Petition für die Tier-Naturheilkunde

Von der neuen Zulassung wären selbstverständlich auch die kranken Tiere und ihre Halter betroffen, die nicht mehr auf alternativmedizinische Heilmittel wie Homöopathika und Phythotherapeutika (z. B. Teufelskralle) zurückgreifen könnten, welche nicht explizit für Tiere zugelassen wurden.

Dies lässt sich am Beispiel der Homöopathie klar offenlegen: In diesem Bereich wird bisher nämlich fast ausschliesslich mit auf den Menschen zugelassenen Homöopathika gearbeitet, da es quasi keine Therapeutika - insbesondere Hochpotenzen - gibt, die auf Tiere zugelassen wurden.

Zudem würde auch der Einsatz von naturheilkundlichen Arzneimitteln (z. B. Heilpflanzen) und Nahrungsergänzungsmitteln (z. B. Spirulina) zur Gesunderhaltung faktisch unmöglich gemacht. Die neue Verordnung würde ausserdem dazu führen, dass eine ganze Reihe von Medikamenten pflanzlichen Ursprungs sowie homöopathische Arzneimittel nur noch auf Verschreibung des Tierarztes erhältlich wären - wenn sie denn irgendwann die passende Zulassung erhalten hätten.

Dadurch wären viele alternativ arbeitende Therapeuten, wie Tierheilpraktiker und Tierhomöopathen, in ihrer Existenz bedroht, da diese nicht dazu berechtigt sind, den Tieren verschreibungspflichtige Arzneimittel zu verabreichen.

Neue EU-Verordnung für Tierarzneimittel birgt Widersprüche

Immer mehr Tierärzte, Tierheilpraktiker und Tierhomöopathen setzen aufgrund der guten Behandlungserfolge auf alternative Heilmittel, wovon sowohl Haustiere wie Hunde und Katzen als auch landwirtschaftliche Nutztiere wie Schweine oder Rinder profitieren können. Einerseits kann dadurch nämlich die Lebensqualität der Tiere erhöht werden, andererseits kann aber auch der Einsatz von Antibiotika umgangen werden. Aus diesem Grund hat die EU in der Regulation EU 834/07 den Einsatz von pflanzlichen sowie homöopathischen Arzneimitteln in der Bio-Landwirtschaft ausdrücklich etabliert.

Doch wie soll in Zukunft dieses Ziel erreicht werden, wenn auf die spezifischen Besonderheiten von alternativen Heilmitteln keine Rücksicht mehr genommen wird? Die Gesellschaft für Ganzheitliche Tiermedizin (GGTM), die International Association for Veterinary Homeopathy (IAVH) und das European Committee for Homeopathy (ECH) haben festgestellt, dass der Vorschlag der geplanten EU-Verordnung diese Besonderheiten ignoriert und vertreten die Auffassung, dass widersprüchliche oder ungenaue Formulierungen zum Verschwinden alternativer Therapien führen können.

Und wie soll der Einsatz von Antibiotika verringert werden, wenn alternative Heilmittel unnötig bürokratisiert und ihre Anwendung auf diesem Wege stark eingeschränkt wird?

Petition: Die Forderungen im Überblick

Die Petition 61871 richtet sich nicht grundsätzlich gegen eine neue EU-Verordnung für Tierarzneimittel, es soll aber u. a. Folgendes erreicht werden:
  • Die Therapievielfalt in der Tiernaturheilkunde soll erhalten bleiben.
  • Alternativen zu Antibiotika dürfen nicht eingeschränkt werden.
  • Tierheilpraktiker und Tierhomöopathen dürfen in ihrer Arbeit nicht behindert werden.
  • Der Einsatz von alternativen Arzneimitteln, Präparaten zur Tierpflege, zur ergänzenden Fütterung und natürlichen Gesunderhaltung darf nicht durch aufwändige Zulassungsverfahren erschwert bzw. behindert und in Folge künstlich verteuert werden.
  • Tiere sollen nicht ausschliesslich Arzneimittel erhalten dürfen, die ausdrücklich als Tierarzneimittel zugelassen oder registriert sind.
  • Homöopathische Arzneimittel müssen für Mensch und Tier gleichermassen erhältlich bleiben.
Wenn Sie diesen Forderungen zustimmen, können Sie die Petition bis zum 24.02.2016 hier mitzeichnen. Das Quorum ist erst dann erreicht, wenn 50.000 Mitzeichnungen eingegangen sind, bisher (Stand: 18.02.2015) liegt die Anzahl der Online-Mitzeichner erst bei rund 33.000. Es bleibt noch eine Woche Zeit! Bitte machen Sie mit!


Quellen: