Dies geschah dann, wenn der Erdfall sich mit Wasser füllte und anschließend als Teich oder See seine weitere Verwendung fand. In den Chroniken der Dörfer unseres Landkreises finden wir hierzu zahlreiche Belege. So kennen wir bei Liebenrode auf einer Anhöhe eine Reihe tiefer gesunkener Teiche, die zum Teil mit Krebsen und Karpfen besetzt wurden. Sie heißen der "Rosselsee", die "Grundgrube", der "Milchsee" und der "Wiedertäufersee".
Bei Appenrode finden wir den "Rüsselsee", in Ellrich die "Pontelteiche", beiNiedersachswerfen den "Tanzteich" und zwischen Hochstedt und Kleinwechsungen die "Seelöcher". In der näheren Umgebung befindet sich das "Grundlose Loch" und wenige Meter weiter der sogenannte "Schauckelteich". Einige von Ihnen sind schon ausgetrocknet und nur noch an einer Vertiefung erkennbar, von Anderen weiß man heute schon gar nicht mehr die Namen.
Nach dem jüngsten Erdfall am 19. Februar fragte man mich, ob hier bergbauartige Tätigkeiten aus früheren Zeiten bekannt seien. Meine Unterlagen weisen hierzu nur einen oberflächlichen Tonabbau auf. Auf historischen Luftbildern von Nordhausen, welche die Amerikaner am 10. April 1945 von unserer Stadt fertigten, erkannte ich auf einem Foto eine Stelle, welche auch ein Erdfall darstellte. Diese liegt nur unwesentlich vom dem neuen Erdfall entfernt.
Diese wird vermutlich damals über 100 Jahre alt gewesen sein, denn in Aufzeichnungen wurde ein Erdfall zwischen Scherf- und Steinmühle erwähnt. Um die genaue Position des Erdfalles der alten Aufnahme in das heutige Gelände zu übertragen, habe ich ein heutiges Luftbild über das von 1945 gelegt. Betrachtet man unseren Landkreis aus der Luft, so kann man sehr gut feststellen, dass die Erdfälle fast in einer Reihe von Ost nach West verlaufen, ja fast wie eine Perlen auf einer Schnur. Die lässt die Vermutung bestärken, dass im Untergrund Wasser in Bewegung ist, von dem manchen von einem starken Fluss reden.
Kommentar: Der folgende Artikel befasst sich genauer mit Ursachen für Erdfälle:
Die Geologen bezeichnen die Erdlöcher als Dolinen. Das Wort stammt vom slowenischen Wort "Dolina" was "Talsohle" bzw. "Talgrund" bedeutet. Man kennt vier Formen von Dolinen die praktisch in allen Karstlandschaften vorkommen. Diese allseits geschlossenen und in den Untergrund entwässernden Erdlöcher haben im Allgemeinen eine rundliche bis elliptische Hohlform. Die Durchmesser können von wenigen Metern bis zu tausend Metern betragen.
Heutzutage werden Erdfallgebiete bei Planungen berücksichtigt. Beim Bau der Bundesautobahn 71 wurde im Bereich Sömmerda, südlich der B 85, die Oberfläche auf einer Länge von etwa 400 Metern mit bis zu 35 Tonnen schweren Gewichten mit einer Fallhöhe von 10 - 30 Metern eingesetzt, um den Baugrund zu verdichten. Durch diese "Dynamische Intensivverdichtung" sollten oberflächennahe Hohlräume zum Einsturz gebracht und aufgelockerte Bereiche verdichtet werden. Anschließend wurde eine 300 m lange Erdfallplatte aus Stahlbeton aufgebracht."
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