Der US-Bestsellerautor John Irving (Garp und wie er die Welt sah, Das Hotel New Hampshire) ist angetrieben von dem, was ihm Angst macht - da gehe es ihm wie seinem Kollegen Stephen King, mit dem er seit langem befreundet ist. "Ich habe mich Stephen immer sehr nah gefühlt. Wir schreiben unterschiedliche Art von Horror-Geschichten. Aber wir wollen beide unsere Leser erschrecken, ihnen Angst einjagen", sagte Irving der Welt am Sonntag.
Autor John Irving
John Irving
In Irvings neuem Roman Straße der Wunder, wird der Protagonist, ein mexikanisch-amerikanischer Schriftsteller, mit einer Reihe von ebenso wundersamen wie beängstigenden Phänomen konfrontiert - einem von Geistern heimgesuchten Hotel, einer bedrohlichen Statue der Jungfrau Maria und zwei attraktiven Groupies, die man seltsamerweise nicht im Spiegel sehen kann. "Stephen King hat ebenso wie ich auf Melvilles Rat gehört: `Wehe dem, der es darauf anlegt zu gefallen und nicht zu erschrecken`", sagte Irving der Zeitung. Der 74-Jährige Amerikaner lebt seit längerem im kanadischen Toronto, verfolgt von dort aus die gegenwärtigen Turbulenzen im US-Wahlkampf mit großer Sorge.

"Es macht mich sehr traurig, dass sich ein Raubtier wie Donald Trump die Ignoranz und die Angst der Menschen zunutze machen kann", sagte Irving der Welt am Sonntag.

Den Bau einer Mauer an der Grenze Mexikos, den Trump fordert, nennt der Schriftsteller "absurd". "Es ist hässlich, verwerflich, unmoralisch und es ist ein Widerspruch zu dem Fundament der Vereinigten Staaten, die die Einwanderer errichtet haben. Trumps Mauer ist eine Verleugnung dessen, wer wir sind", sagte der Autor der Zeitung.


Kommentar: "Eine Verleugnung dessen, wer wir sind", oder eine Bestätigung davon?


Irving zeigte sich darüber hinaus auch zunehmend beunruhigt über den Umgang mit der Flüchtlingskrise in Europa. "Nehmen Sie die Rechtsextremen in Deutschland, die derzeit dabei sind Ihre, meiner Ansicht nach, wundervolle Mrs. Merkel zur Rechenschaft zu ziehen, weil sie Flüchtlinge ins Land ließ", so Irving weiter, "ich halte Merkel zugute, dass sie versucht, eine Führungsrolle anzunehmen. Es gibt so viele Führungspolitiker in Europa, die in dieser Krise kein bisschen geführt haben. Merkel war mutig, hat schwierige Entscheidungen getroffen. Sie hat versucht, das Richtige zu machen. Ich habe viel Sympathie für sie."

(dts Nachrichtenagentur)